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Sport: „Ich bin mir mit zwei Spielern einig“

Babelsbergs Cheftrainer Dietmar Demuth über die Drittliga-Hinrunde, sein Team und Personalplanungen

Stand:

Herr Demuth, müssen Ihre Drittliga-Fußballer des SV Babelsberg 03 noch bis zum nächsten Mittwoch trainieren, obwohl das letzte Punktspiel dieses Jahres am Samstag beim FC Bayern München II schon abgesagt ist?

Ja, und zwar aus einem Grund. Eigentlich beginnt die Rückrunde am 28. Januar. Jetzt wurde aber der Nachholtermin für unser am letzten Wochenende ausgefallenes Heimspiel gegen Wiesbaden auf den 22. Januar um 14 Uhr gelegt. Und am Mittwoch nach dem regulär geplanten Spiel in Regensburg ist am 2. Februar um 19 Uhr unser Nachholspiel in München angesetzt. Wir müssen also jetzt schon mit dem Training im Grundlagen-Ausdauerbereich beginnen. Das würden wir nur schwer in der kurzen Vorbereitungsphase Anfang Januar schaffen.

Wie halten Sie Ihre Spieler in den nächsten Tagen noch bei Laune?

Indem ich ihnen erkläre, dass wir dafür nicht – was sonst notwendig gewesen wäre – zwischen Weihnachten und Neujahr trainieren. Es geht sicher nicht mehr ganz so angespannt zu wie vor einem Spiel, aber das Programm wird trotzdem durchgezogen. Und alle sind Profi genug, dass zu verstehen.

Vor dem Wintereinbruch hat der SVB zumindest noch die Hinrunde auf Platz 13 abgeschlossen. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Ich glaube, mit unseren 21 Punkten muss man zufrieden sein. Wobei wir mehr Punkte liegengelassen als glücklich gewonnen haben. Auch in den Spielen, die wir verloren, waren wir meist nicht chancenlos. Wir haben uns da nur nicht klug angestellt und dem Gegner oft mit auf die Siegerstraße geholfen.

Was hat dem Cheftrainer in der ersten Halbserie an seiner Mannschaft besonders gefallen?

Dass sie sich in schwierigen Situationen immer wieder zusammengerauft hat und sich nicht hängen ließ, auch wenn wir mal zwei, drei Spiele nacheinander verloren. In einer neuen Liga kann so ein Negativ-Trend immer mal passieren, aber die Truppe hat jedes Mal Reaktion gezeigt und wieder gepunktet.

Und worüber haben Sie sich immer wieder die Haare gerauft?

Darüber, dass – und da beziehe ich die ganze Mannschaft ein – Punkte durch eine zu ungenügende Einstellung liegen gelassen wurden. Mitunter wurden nicht hundert Prozent der Leistung abgerufen. Aber gerade das muss eine Truppe wie wir machen, die nur über mannschaftliche Geschlossenheit und die Babelsberger Tugenden erfolgreich sein kann.

Welche Tugenden meinen Sie?

Einsatz- und Laufbereitschaft sowie hundertprozentige Konzentration. Dinge, die wir beispielsweise zu Hause gegen Burghausen und Saarbrücken vermissen ließen.

Haben die Querelen in den letzten Wochen im Umfeld – der politische Absturz des Vereinspräsidenten Rainer Speer und die Stasi-Vorwürfe gegen Geschäftsführer Ralf Hechel – die Leistung der Mannschaft beeinflusst?

Nein, das hat sich überhaupt nicht auf uns ausgewirkt. Man hat gesehen, dass wir – Mannschaft und Trainer – uns nur auf den Sport konzentrieren. Das ist auch deshalb so, weil die Mannschaft nicht so viele Berührungspunkte mit dem Präsidenten hat. Erste Anlaufstation für die Spieler bin ich als Sportlicher Leiter.

Wie waren Sie selbst von den Diskussionen um Präsident und Geschäftsführer berührt?

Ich habe mich auch nicht sonderlich davon berühren lassen. Wir haben hier unseren Job zu machen, und in der Zeit, in der es von außen turbulent zu ging, haben wir uns sportlich ganz gut präsentiert.

Babelsberg kassierte in der Hinrunde 24 Gegentore. Wie sehen Sie das?

Besorgniserregend sind die nicht, obwohl wir natürlich gern weniger Gegentore kassiert hätten. Die meisten, nämlich vier, kassierten wir in Erfurt, aber zum Schluss haben wir uns hinten ja wieder ein bisschen stabilisiert.

Vorn wurde 17 Mal getroffen. Insgesamt zu selten, oder?

Jeder hat gesehen, dass wir beim Toreschießen Probleme haben. Es waren einfach zu viele Formschwankungen in unserem Angriff. Alle im Offensivbereich hatten mal einen Hänger.

Wie bewerten Sie die drei Roten Karten für Babelsberg in der ersten Halbserie? Nur Jahn Regensburg weist die gleiche Bilanz auf.

Wenn ich mir die Vergehen angucke, für die unsere Spieler Rot gesehen haben, dann waren das alle keine brutalen Fouls. Niemand ist dabei so eingestiegen, dass der Gegenspieler überhaupt verletzt wurde. Wir sind daher keine brutale Tretermannschaft, zumal die Schiedsrichter nicht in allen drei Fällen hätten Rot geben müssen.

Welcher Ihrer Spieler hat Sie in der bisherigen Drittliga-Saison am positivsten überrascht?

Alle Spieler haben sich ein bisschen gesteigert und sind einen Schritt voran gekommen, denn an starken Gegnern wächst man auch. Den größten sichtbaren Sprung hat aber Joan Oumari gemacht. Er ist physisch und psychisch stärker geworden, ist aggressiv am Mann, hat keine Angst und eine gewisse Grundschnelligkeit und spielt jetzt auch den ganz einfachen Ball statt irgendeines Querpasses.

Sie sind mit 21 Spielern in die Saison gegangen – will der SVB in der Winterpause personell noch aufrüsten?

Ich habe das vor und bin mir eigentlich schon mit zwei Spielern einig. Alles hängt jetzt von der Vereinsführung ab, der ich bereits vor einiger Zeit Namen und Eckdaten genannt habe. Zu beiden Spielern, die meiner Meinung nach finanzierbar sind, muss nun eine Entscheidung her. Sie haben auch andere Angebote nicht nur aus Deutschland, und ich werde durch ständiges Hinhalten unglaubwürdig.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

In der Offensive.

Sollen der oder die Neuen bereits dabei sein, wenn am 3. Januar das Training wieder beginnt?

Unbedingt, daher soll die Entscheidung noch in dieser Woche fallen.

Beim Blick in den Schnee stellt sich die Frage: Wo wollen Sie Anfang Januar trainieren?

Das weiß ich noch nicht. Ich mache hier überhaupt keine Planung mehr, sondern sehe, was dann geht. Eine unserer Stärken ist, dass wir flexibel sind. Ich habe eine Mannschaft, die das mitmacht. Die notfalls auch Schnee schippt wie im vergangenen Jahr und zeigt, dass sie einen guten Charakter hat.

Würde dem SVB eine Rasenheizung helfen, die in den Sanierungsplänen für das Karl-Liebknecht-Stadion immer mal wieder im Gespräch sind?

Wenn so viel Schnee liegt wie jetzt, müsste man trotzdem auch Hand anlegen. Grundsätzlich würde sie uns aber helfen. Man muss allerdings auch so im Stadion etwas tun. Daran ist es hier gescheitert.

Wird der SVB in der Winterpause wieder ins Trainingslager in die Türkei fahren?

Nein, dafür ist in diesem Jahr kein Geld da. Wir werden komplett in Potsdam trainieren, beispielsweise wieder bei Fortuna. Ein großes Dankeschön dafür an Fortuna – und ein großes Kompliment. Die machen was.

Jetzt stehen aber zunächst Weihnachten und der Jahreswechsel vor der Tür. Wie wird sich Dietmar Demuth vom stressigen Trainerjob erholen?

Ich muss bis Weihnachten erst einmal für meine Familie alles in trockene Tücher bekommen, dazu bin ich bisher noch gar nicht gekommen. Wir werden nicht groß verreisen, sondern nur nach Hamburg zu meinem Vater fahren, dem es gesundheitlich nicht so gut geht. Viel Zeit zum Erholen bleibt mir nicht.

Das Interview führte Michael Meyer.

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