Sport: „Ich bin sehr angetan“
Geschäftsführender DFB-Chef Theo Zwanziger besuchte Kaderschmiede Potsdam
Stand:
Geschäftsführender DFB-Chef Theo Zwanziger besuchte Kaderschmiede Potsdam Von Michael Meyer Dreimal sprang Jennifer Werth gestern Nachmittag in die falsche Ecke, dreimal versenkte Theo Zwanziger das Leder vom Elfmeterpunkt aus in ihrem Tor. „Naja, ansonsten halte ich besser“, erklärte die 15-Jährige, die an der Potsdamer Sportschule die 10. Klasse besucht und den Kasten der B-Mädchen des 1. FFC Turbine Potsdam hütet. Sie sagte es mit einem Augenzwinkern; angesichts der vielen auf Zwanziger gerichteten Kameraobjektive und der beobachtenden Presse wollte sie den Geschäftsführenden Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes bei seinem Besuch in Potsdam wohl nicht in die Bredouille bringen. Als Theo Zwanziger gestern Nachmittag erstmals die Frauenfußball-Schmiede im Potsdamer Luftschiffhafen in Augenschein nahm, dabei nicht nur seine Schusshaltung demonstrierte, sondern sich auch bei Talenten wie Ulrike Fechner, Anne Mucha und Maren Toerne über ihren bisherigen sportlichen Werdegang und die hiesigen Bedingungen informierte, da kam er bereits als erklärter Fan des 1. FFC Turbine – und dessen Stürmerin Anja Mittag. Wie er dazu wurde, weiß er noch ganz genau. „Pfingstsonnabend wollte ich mir das DFB-Pokal-Endspiel der Frauen daheim im Fernsehen anschauen, inmitten vieler Akten, die ich nebenbei durchgehen wollte“, erzählte er. „Aber dann hat mich Turbines Spielweise – und dabei besonders Anja Mittag mit ihren Traumaktionen – so in den Bann gezogen, dass ich nicht zum Arbeiten kam. Das war Fußball zur Andacht, so wie früher bei meinem anderen Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach.“ Erster Ausdruck seiner neuen Begeisterung: Der 59-Jährige fuhr zum Bundesliga-„Endspiel“ nach Frankfurt und überreichte dort als damaliger DFB-Schatzmeister persönlich Bernd Schröder und dessen Team den Meisterpokal. Gestern nahm Zwanziger die Bedingungen unter die Lupe, unter denen acht aktuelle Nationalkickerinnen und zahlreiche Spielerinnen diverser DFB-Nachwuchsmannschaften gefordert und gefördert werden. „Stadion und Konzeption haben mir sehr gefallen“, erklärte der im Oktober in sein neues Amt gewählte frühere Mittelfeldspieler des VfL Altendiez. „Ich bin sehr angetan von der hiesigen kompletten Lösung, Wohnen, Schule und Leistungssport miteinander zu verbinden. Um Weltspitzensport zu erreichen, muss heute alles zusammenpassen, so etwas schafft man nur in einem Verbundsystem wie dem Potsdamer, bei dem Schule und Sport gleichberechtigt auf einer Stufe stehen. Dieses Model kann durchaus auch in den alten Bundesländern und bei Jungen zum Erfolg führen. Entsprechend meiner Möglichkeiten will ich die hiesige Entwicklung weiter mit unterstützen.“ Gleiches versprach gestern Holger Rupprecht, der als neuer Sportminister des Landes Zwanziger begleitete. „Als ich 1971 zum Studium nach Potsdam kam, hörte ich erstmals von Bernd Schröder und seinem Plan, hier Frauenfußball zu etablieren. Ich habe ihn und sein Vorhaben damals belächelt und ziehe inzwischen den Hut vor dem, was er und sein Verein erreicht haben“, meinte der 51-Jährige. Schröder wiederum weiß, was sein FFC Turbine an Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportschule und Olympiastützpunkt als verlässliche Partner hat. Und verfolgt, wann Jennifer Werth und die anderen Talente an die Bundesliga-Tür klopfen werden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: