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Landeshauptstadt: „Ich bin von einem anderen Ablauf ausgegangen“ Sportdezernentin Iris Jana Magdowski über eigene Fehler im Hallen-Skandal und mögliche Lösungen

Frau Magdowski, im Baupfuschskandal um die geschlossenen Sporthallen am Luftschiffhafen steht seit der Hauptausschusssitzung am vergangenen Mittwoch Ihr Krisenmanagement in der Kritik. Welche Fehler haben Sie gemacht?

Stand:

Frau Magdowski, im Baupfuschskandal um die geschlossenen Sporthallen am Luftschiffhafen steht seit der Hauptausschusssitzung am vergangenen Mittwoch Ihr Krisenmanagement in der Kritik. Welche Fehler haben Sie gemacht?

Ich bin in diese Ausschusssitzung in dem Bewusstsein gegangen, dass es bereits eine Kommission zur Aufklärung der Situation an den Hallen gibt – die aber auch laut einer Verfügung weitere Aufgaben, etwa Mängelfolgen und einzuleitende Maßnahmen, zu prüfen hatte. Am vergangenen Mittwoch war ich zudem bis kurz vor der Sitzung bei meiner schwer kranken Mutter im Josefs-Krankenhaus und bin von dort aus direkt zum Ausschuss gegangen. Daher war ich nicht gut vorbereitet. Ich bin aber auch von einem anderen Ablauf ausgegangen, nämlich dass die Kommission zunächst berichtet. Zum Vorwurf mache ich mir, dass ich mit einer Änderung im Verfahren nicht gerechnet habe.

Sie sagen, diese aus Rechnungsprüfer Christian Erdmann und der Rechtsamtschefin Karin Krusemark bestehende Kommission hätte berichten sollen. In der von Ihnen genannten Verfügung des Oberbürgermeisters steht aber auch, dass auch Ihr Geschäftsbereich der Kommission zuarbeiten sollte. Haben Sie das getan?

Wir haben uns schon vor der Schließung der Hallen Anfang Dezember bemüht, Ausweichmöglichkeiten zu organisieren. Am 19. Dezember haben wir den Auftrag erteilt, Alternativlösungen zu prüfen. Allerdings lagen im Hauptausschuss noch nicht alle Informationen vor. Aber es ist nicht so, dass vor diesem Hauptausschuss nichts passiert ist.

Am Tag nach dieser Sitzung hat die Luftschiffhafen GmbH in einer eilig einberufenen Pressekonferenz erklärt, dass es schon Zahlen, etwa zu den Kosten für eine Traglufthalle als Interimslösung, gibt – davon war im Hauptausschuss keine Rede.

Die Chefin der Luftschiffhafen GmbH, Frau Runge, hatte die Information, dass sie im Hauptausschuss dazu noch nichts sagen sollte.

Vor diesem interessanten Hintergrund: Wie bewerten Sie generell die Zusammenarbeit mit der Luftschiffhafen GmbH?

Wir arbeiten sehr gut zusammen. Natürlich gibt es immer Diskussionen ums Geld und wer was bezahlt.

Sie sollen jetzt laut Oberbürgermeister Jann Jakobs eine wöchentlich tagende Arbeitsgruppe leiten, in der alle wesentlichen Akteure an einem Tisch versammelt sind. Warum sind Sie nicht selbst auf diese Idee gekommen?

Wie gesagt gab es bereits eine von ihm eingesetzte Kommission. Jetzt hat der Oberbürgermeister aber eine Task Force einberufen, die eine weitergehende Aufgabenstellung hat.

Was wird die Arbeitsgruppe jetzt tun?

Es geht vor allem um die fachlichen Prüfungen, ob die Hallen wieder geöffnet werden können. Auf diese warte ich. Dann müssen wir untersuchen, an welchen Stellen zum Beispiel Traglufthallen gebaut werden können. Zugleich wollen wir jetzt die Bedarfssituation aktualisieren – also wo noch bei den schon bestehenden Ersatzstandorten im Sinne der Sportler nachgesteuert werden kann. Allerdings: Die Hallen am Luftschiffhafen sind unersetzbar, das lässt sich nicht einfach auffangen, speziell bei den Schwimmern. Außerdem wird geprüft, ob möglicherweise zusätzliche Stützpfeiler die Hallen entlasten könnten – dazu hat die Pro Potsdam als Muttergesellschaft der Luftschiffhafen GmbH den entsprechenden Projektsteuerungsauftrag erhalten. Für solche technischen Fragen bin ich aber keine Expertin.

Das Land hat die Stadt ultimativ aufgefordert, bis Freitag umfangreiche Erklärungen zur Schließung der Halle zu liefern. Werden Sie diese abgeben können?

Mein Bereich wird daran arbeiten. Das Land ist vor allem skeptisch, ob die Hallen überhaupt geschlossen werden mussten. Das werden die Kollegen in der Bauaufsicht erklären müssen. Einige Antworten zeichnen sich ab: Zum Beispiel geht der Gutachter derzeit nicht davon aus, dass die Hallen ungenügend gewartet wurden und deswegen nun die Probleme bestehen. Insgesamt sind wir gehalten, dem Land zügig zu antworten, da es im Bereich Sport einer der wichtigsten Zuwendungsgeber ist.

Der Oberbürgermeister hat am Montag Ihren lang geplanten Urlaub gestrichen, bei dem sie Ihren blinden Mann – wie jedes Jahr – zu einem speziellen Ski-Programm begleiten wollten, an dem er ohne Sie nicht teilnehmen kann. Werden Sie diese Entscheidung rechtlich prüfen lassen?

Warum sollte ich? Der Oberbürgermeister hat mir die volle Entschädigung der Kosten zugesagt. Die abgesagte Reise ist vor allem für meinen Mann ein Problem – er ist der Hauptbetroffene, dass dieser im vergangenen Oktober genehmigte Urlaub abgesagt wurde.

Im Februar werden Sie einige Wochen nicht im Dienst sein können, eine Folge eines Unfalls

Es handelt sich dabei um eine Reha-Maßnahme, die laut dem Potsdamer Amtsarzt wegen dieses Dienstunfalls nötig ist. In diesem Fall besteht eine Fürsorgepflicht des Dienstherrn.

Das Interview führte Henri Kramer

Iris Jana Magdowski (CDU) ist seit 2009 Potsdams Bildungs- und Sportdezernentin. Die 61-Jährige Juristin war schon Beigeordnete in Städten wie Bielefeld, Stuttgart und Duisburg.

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