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Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich entschloss mich, ihn zu schlagen“ Verfahren nach Gewalttat gegen Auflagen eingestellt

Ein alkoholbedingt aus dem Ruder gelaufener Feierabend samt einem brutalen Überfall hat den Potsdamer Mario S. (*Namen geändert) am Dienstag rund 1000 Euro gekostet.

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Ein alkoholbedingt aus dem Ruder gelaufener Feierabend samt einem brutalen Überfall hat den Potsdamer Mario S. (*Namen geändert) am Dienstag rund 1000 Euro gekostet. Zwar stellte Amtsrichterin Cornelia Michalski das Verfahren gegen den 30-jährigen Familienvater wegen Raubes und gefährlicher Körperverletzung ein – jedoch mit der Auflage, dass er 600 Euro an einen gemeinnützigen Verein und 400 Euro an das Opfer der Schlägerei zahlt.

Bei dem Prozess im Amtsgericht ging es um eine Gewalttat, die vor vier Jahren, am Abend des 18. März 2009, in der inzwischen geschlossenen Jugendherberge in der Lotte-Pulewka-Straße verübt wurde. Die Staatsanwaltschaft hatte Mario S. vorgeworfen, zusammen mit einem unbekannten Komplizen den heute 33 Jahre alten René M. geschlagen und getreten zu haben – selbst als der Mann schon am Boden lag. Der Potsdamer erlitt unter anderem ein Schädel-Hirn-Trauma. Außerdem soll der Angeklagte seinem Opfer das Handy gestohlen haben.

Vor Gericht legte Mario S. zunächst ein Teilgeständnis ab. An dem Tag habe er mit einem Kumpel zunächst ein paar Feierabendbiere getrunken, später kam Schnaps dazu. An der früheren Jugendherberge sei man zudem mit einer Reisegruppe ins Plaudern gekommen. Mario S. erzählte, plötzlich sei ihm ein Fußgänger aufgefallen – ein junger Mann, der ihn Jahre zuvor im Fitnesstudio verprügelt habe, ohne dass damals die Polizei gerufen wurde. „Ich entschloss mich, ihn zu schlagen.“ Nach dem Fausthieb sei René M. zu Boden gegangen – sein Freund habe ihn danach von weiteren Gewalttätigkeiten abgehalten. „Ich bereue das“, sagte Mario S. und beteuert zugleich, mehr sein nicht passiert: „Ich habe ihm sein Handy aber nicht abgenommen.“

Diese Aussage konnte vor Gericht nicht entkräftet werden – zu widersprüchlich und ungenau waren die Aussagen des Opfers und einer Zeugin vier Jahre nach der Tat. Dass der Fall erst jetzt verhandelt wurde, hatte einen einfachen Grund: Erst fand die Polizei keinen Täter. Dann erkannte das Opfer René S. vor einem Jahr zufällig Mario S. wieder – und merkte sich dessen Auto-Kennzeichen. HK

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