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Landeshauptstadt: „Ich fühle mich als Russe gekündigt“

Tchernodarov nicht mehr Alexandrowka-Direktor

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Nauener Vorstadt - Rätselraten um die Gründe für die Kündigung des Direktors des Museums Alexandrowka Dr. Andrej Tchernodarov: Nach Ende einer dreimonatiger Kündigungsfrist ist Tchernodarov seit 1. Februar 2011 nicht mehr Direktor des Museums in der russischen Kolonie. Das Museum bleibt bis Mitte März geschlossen. Noch vor einem Jahr präsentierte der nun abgesetzte Museumsleiter unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit die Sonderausstellung „Geschichte einer Idee“. Tchernodarovs Arbeit wird weithin geachtet. Selbst das Arbeitszeugnis, das ihm Museums–Mäzen Hermann Kremer ausstellte, ist voll des Lobes: „Herr Dr. Tchernodarov war ein äußerst fleißiger Mitarbeiter, der den erheblichen Umfang seiner Aufgaben äußerst effektiv, völlig selbstständig und ausnahmslos zu unser umfassenden Zufriedenheit erfüllt hat.“ Auch Kremers Anwalt Michael Rohwerder sagt: Einen Museumsleiter „von so hohem Niveau bekommen wir wohl nicht wieder“. Jetzt müssten sich erst einmal „die Emotionen legen“. Auf der Suche nach einem Nachfolger fänden nun Gespräche statt.

Kremer, ein Gynäkologe aus Haltern, erklärte gestern auf PNN-Anfrage, Tchernodarov „hat sich etwas zuschulden kommen lassen“, was er jedoch nicht benennen wolle. „Es war ein Grund zur Kündigung.“ Es gebe mit Tchernodarov eine Vereinbarung, über die Hintergründe nicht zu sprechen. Der Gekündigte sagte, er wisse den Kündigungsgrund nicht. Er habe lediglich eine Vermutung. Auf einer gemeinsamen Rückfahrt von einer Ausstellungseröffnung in Gütersloh mit dem Auto Kremers habe es zwischen Tchernodarov und Kremer eine Diskussion über die Thesen Thilo Sarrazins gegeben. Tchernodarov habe eine Sarrazin-kritische Haltung eingenommen, was Kremer nicht gefallen habe. Tchernodarov: „Ich fühle mich als Russe gekündigt.“

Für Kremer ist die Sarrazin-These „eine Luftnummer“. Kremer: „Ich bin doch nicht jemand, der eine andere Meinung nicht akzeptiert.“ Es sei eine Unterhaltung gewesen; dies jetzt als Grund für die Kündigung zu nennen, sei „Rufmord“. Tchernodarov wisse „ganz genau“, warum er gehen müsse. Hintergrund, so der Gründer der „Potsdam-Stiftung Kremer“, die den Betrieb des Museums finanziert, sei „ein Vertrauensbruch größten Ausmaßes“, so Kremer. Er wolle aber Tchernodarov nicht bloßstellen.

Wegen der „Querelen“ sind nach Angaben Tchernodarovs bereits 17 Mitglieder aus dem Förderverein des Museums Alexandrowka ausgetreten. Darunter befinde sich auch die Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg, Karin Weiss. Zurückgetreten ist auch der Vorsitzende des Fördervereins, Frank Bauer, der nicht verstehen könne, warum Hauptsponsor Kremer so „ein Staatsgeheimnis“ über die Gründe der Kündigung mache. Fragen diesbezüglich seien nicht beantwortet worden, was er als Vertrauensbruch werte. Tchernodarov habe das Museum „nach vorn gebracht“. Zum neuen Vorsitzender des Fördervereins wurde Matthias Kremer gewählt, der Sohn des Stifters.

Seine Vereinsmitgliedschaft niedergelegt hat auch Wolfgang Stamnitz, der Tchernodarov auch deshalb schätzt, weil dieser beim kürzlich verstorbenen Lepsius-Experten Prof. Hermann Goltz in Halle promoviert habe. Tchernodarov und seine Frau hätten sich stark eingebracht in das Museum – „und dann kriegen sie solche Fußtritte “ Guido Berg

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