zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Ich gebe keine Prognose mehr ab“

Saisonstart für das Kinder-Tourismus-Centrum Teufelssee erneut vertagt / Baustopp trotz Komplettantrag

Stand:

Forst Potsdam- „Ich hatte mir das leichter vorgestellt.“ Detlef Killat ist geknickt. Als Geschäftsführer des Vereins Bambus e.V. übernahm er im Sommer 2004 das Kinder-Tourismus-Centrum (KTC) am Teufelssee und wollte bereits ein Jahr später den Saisonbetrieb aufnehmen. Den angestrebten Eröffnungstermin musste er um zwölf Monate verschieben. Und dieses Jahr wird es voraussichtlich wieder nichts. Die zuständige Bauaufsichtsbehörde Belzig hat die Sanierungsarbeiten gestoppt, die Baugenehmigung lässt auf sich warten .

Das von der Stadt Potsdam überlassene 600 Hektar große Areal im Südwesten der Waldstadt an der Grenze zu Bergholz-Rehbrücke birgt unendlich viele Tücken und Hinterlassenschaften aus knapp hundert Jahren Nutzung. Vom Brauseausschank Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Betriebsferienlager in den 50er und 60er Jahren kamen immer neue Gebäude und Baracken hinzu. Heute ist es ein Sammelsurium verschiedener Gebäude- und Hüttentypen, mit dem „Sheriff Killat“ seinen Traum von einer Westernstadt realisieren will. Und das ohne finanzielle Zuschüsse der Stadt, wie Jugendamtsleiter Norbert Schweers anerkennend betont.

Allerdings habe sich der Oberbürgermeister dafür eingesetzt, dass das KTC-Projekt bei den Ausschüttungen der Jugend- und Kulturstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse bedacht werde. Insgesamt seien bereits 40 000 Euro Stiftungsgelder in die Sanierung von Haupthaus (mit Küche, Speisesaal und Hausmeisterwohnung) sowie zwei Gemeinschaftsbaracken und Gebäude Nummer 3 geflossen. Die farblosen grau-beigen Fassaden sind inzwischen mit freundlich honigfarbenen Holzbrettern verkleidet. Die lange Baracke, in der Nasszellen und eine Betreuerwohnungen eingerichtet werden sollen, erhielt einen Holzaufsatz und eine Veranda, die eine Häuserzeile im Wilden Westen imitieren. Dafür sei eine Baugenehmigung nötig, befand die Bauaufsicht. „Wir einigten uns darauf, die nötigen Papiere nachzureichen“, erinnert sich der Geschäftsführer. Im Februar dieses Jahres stellte man den Bauantrag; allerdings ohne Lageplan. Die zu derzeit zwanzig Zentimeter dicke Schneeschicht hätte ein genaues Vermessen des Areal unmöglich gemacht. Das reichte der Behörde als Begründung offenbar nicht aus: Sie verhängte einen Baustopp. Dieser ist bis zum heutigen Tage nicht aufgehoben, obwohl der Lageplan seit April dem Amt vorliege. Die Arbeit ruht. Die angeheuerten Ein-Euro-Jobber pflegen zurzeit das Außengelände, reinigen die Elektrogeräte, fegen die Räume. Der Baustopp bleibe auch so nicht ohne Folgen. Weil das Dach des Haupthauses noch nicht komplett abgedichtet sei, habe es in den vergangenen Tagen durchgeregnet. Die frisch angebrachte Tapete ist durchfeuchtet und wellt sich. „Und mir geht langsam der Elan aus“, sagt Killat, der jede freie Minute hier draußen verbringt.

Ein solches Engagement sei nicht hoch genug anzuerkennen, erklärt Sigrid Müller, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, der den KTC-Betrieb dem Bambus e.V. übertrug. Detlef Killat sei auch sehr findig in der Materialbeschaffung. So wurden beispielsweise zwei zerlegte ehemalige Finanzamtscontainer aus der Henning-von-Tresckow-Straße verbaut. Man könne immer Baumaterial aller Art gebrauchen, wirbt der Geschäftsführer Spenden ein. Wenigstens den ersten Bauabschnitt hätte er gerne bald fertig gestellt, um den regulären Betrieb aufnehmen zu können. Bis der Bambus-Sheriff sich allerdings seinen Stern anstecken, seinen Cowboyhut aufsetzen und in seinem Schaukelstuhl Platz nehmen kann, werde es noch dauern. „Ich gebe keine Prognosen mehr ab“, so Killat. Jugendamtsleiter Schweers und Ausschussvorsitzende Müller jedenfalls wollen jetzt die Bauantragsbearbeitung beschleunigen helfen.

Nicola Klusemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })