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Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich habe alles kaputt gemacht!“

Wegen Mordversuchs Angeklagter entschuldigt sich bei seiner Frau

Stand:

„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich wollte immer für dich da sein, und jetzt habe ich alles kaputt gemacht. Was ich getan habe, tut mir leid“, beteuerte Udo S. (53) am gestrigen zweiten Verhandlungstag. Der kräftige Frührentner muss sich seit dem 17. Februar unter anderem wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten. Laut Anklage soll er am 19. August vorigen Jahres seine Ehefrau in der Waldstadt wiederholt mit dem Tode bedroht, sie geschlagen, ihr ein Kissen aufs Gesicht gepresst, sie gar in die mit Wasser gefüllte Badewanne geworfen haben, um sie zu ertränken. Am Abend des selben Tages soll der Kahlgeschorene mit einem Küchenmesser zweimal auf einen Trinkkumpan eingestochen haben, um ihn zu töten (PNN berichteten).

„Udo rief mich am 18. August an. Er sagte, er habe Probleme und brauche jemanden zum Reden“, erinnerte sich Manja R. (41), langjährige Freundin und Nachbarin des inzwischen getrennt lebenden Paares, im Zeugenstand. „Udo wirkte bei meinem Eintreffen in der Wohnung komisch, beängstigend ruhig und wütend zugleich. Er sprach über die bevorstehende Beerdigung seiner Mutter und behauptete, seine Frau habe 500 Euro von deren Sterbegeld gestohlen. Dann sagte er, er würde am liebsten einen Menschen umbringen. Das müsste aber so aussehen, als wenn er in Notwehr gehandelt habe, damit keine Schuld auf ihn falle“, so die Zeugin. Am nächsten Tag habe seine Frau vor ihrer Tür gestanden. „Ihre linke Gesichtshälfte war geschwollen und farbig. Sie erzählte, Udo habe sie mit der Faust geschlagen.“ Später habe ihr die Frau weinend von den anderen Tätlichkeiten berichtet, schilderte die Zeugin. „Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Wenn Udo trinkt, ist er aggressiv. Da fliegt schon mal ein Tisch oder ein Teller durch die Gegend. Manchmal hört er auch Stimmen oder sieht Dinge, die gar nicht da sind. Handgreiflich ist er aber noch nie geworden. Ich denke, Udo hat das Geld selbst genommen und versoffen“, mutmaßte die Nachbarin. „Ich habe ihm jedenfalls die Freundschaft gekündigt.“

Auch Lutz L. (53), ein Bekannter des Angeklagten „noch aus DDR-Zeiten“, wandte sich nach dem Vorfall von ihm ab. „Schnaps treibt ihn hoch. Nüchtern ist er ein Lamm“, schätzte der Schlosser ein. Am Morgen des Tattages sei er der Bitte von Udo S. gefolgt, ihn zu besuchen, um sich auszusprechen. „Er war aufgeregt, aber ich habe ihn wieder runtergezogen. Ich trank ein Bier, Udo auch Schnaps. Eigentlich wirkte er da noch ganz normal. Dass seine Frau die 500 Euro genommen haben soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, betonte der Zeuge.

Der Prozess wird fortgesetzt. Hoga

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