Interview mit Wolfgang Joop: „Ich habe das seismografisch vorausgesehen“
Wolfgang Joop erklärt in den PNN aktuelle Trends bei der Fashion Week Paris, seine neue Wunderkind-Kollektion und eine Entdeckung aus Potsdam.
Stand:
Herr Joop, auf dem Weg zu der Vorstellung Ihrer neuen Kollektion bei der Fashion Week in Paris haben Sie Ihr Portemonnaie verloren. Wie ist das passiert?
Ich saß auf dem Pariser Flughafen und habe gerade einen ersten Blick in meine Autobiografie „Undressed“ geworfen, die am 4. Oktober in den Buchhandel kommt. Ich war natürlich neugierig und ganz in das Buch vertieft, als plötzlich der Kofferträger kam und meine Sachen zum Auto getragen hat. Ich bin ihm schnell hinterher und habe in der Eile meine persönliche Tasche liegen lassen.
Ein schwerer Verlust?
Naja, mein Portemonnaie war drin samt Kreditkarten und Bargeld und auch zwei iPhones. Ich muss mich in Paris also zum Essen einladen lassen und mit den Handys der anderen telefonieren. Aber ich nehme es mit Gelassenheit.
Gut, dann zum Anlass Ihrer Reise. Was können Sie uns über die neue Wunderkind-Kollektion sagen?
In Paris geht es nicht darum, gefällige, hübsche und preiswerte Produkte zu zeigen. Die internationale Design-Elite trifft sich hier, um ihr Weltbild zu präsentieren, um zu zeigen, wo es hingeht, was unser neues Frauenbild ist. Und der Trend geht eindeutig hin zur Powerfrau. Statt Tanten mit hohen Hacken, die sich nur einen Mann angeln wollen, geht es nun hin zur Emanzipation, zur Sportlichkeit.
Auch bei Ihrer Kollektion?
Ja, ich habe diesen Spirit seismografisch vorausgesehen und eine tolle Kollektion gemacht – die tollste, die es je gab, auch wenn man das vielleicht immer denkt. Wir sind ganz berauscht, dass mir das gelungen ist, es ist eine Mischung aus Romantik und Emanzipation. Und für die Präsentation habe ich eine Potsdamerin entdeckt, eine Caro aus Götz in der Nähe von Werder – wo auch immer das ist (lacht). Ich habe sie vor drei Wochen auf dem Laufband bei Fitness First entdeckt, ich glaube, sie macht gerade Abitur. Für die Kollektion ist sie perfekt: Sie ist kräftig, sie ist gesund, sie ist modern.
Sie ist jetzt mit Ihnen in Paris?
Ja, sie ist zum ersten Mal in Paris, zum ersten Mal in dem Business unterwegs. Sie kann noch nicht (auf dem Laufsteg) laufen, das machen die rund 30 Supermodells. Aber Caro kann die Kollektion im Showroom präsentieren. Wir haben alle Kleider an ihr ausprobiert und es passt perfekt.
Apropos Potsdam: Wie läuft denn der Wunderkind-Laden, den Sie im Juni in der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet haben?
Gut, sehr gut. Anfangs war es wegen der Baustelle etwas schwierig, an den Laden ranzukommen. Sogar Freunde von mir haben mich teilweise angerufen und gesagt: Ich stehe jetzt hier in der Friedrich-EbertStraße, aber ich finde den Laden nicht. Jetzt ist die Situation besser.
Wie nehmen die Kunden das Geschäft an?
Sie sind begeistert. Berlin ist ihnen, genauso wie mir, viel zu anstrengend geworden. Und ich finde auch, das ist der schönste Laden in Potsdam.
Die Fragen stellte Katharina Wiechers
Das „Wunderkind Archiv“ befindet sich in den Remisengebäuden der Villa Bier in der Friedrich-Ebert-Straße 37
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