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RUNDGANG: „Ich habe ein bisschen gemogelt“

Das Landtagsschloss ist so gut wie fertig, in wenigen Tagen werden die Schlüssel übergeben. Architekt Peter Kulka ist merklich stolz auf sein Werk. Und er gibt ein kleines Geheimnis preis

Von Katharina Wiechers

Stand:

Am Ende des Rundgangs durch das fast fertige Landtagsschloss verrät Architekt Peter Kulka ein Geheimnis. In kleiner Runde steht er auf der Dachterrasse, das Mikrofon, mit dem er den Abgeordneten, den Mitgliedern der Landesregierung und den Journalisten das Gebäude zuvor erklärt hat, ist ausgeschaltet. „Bei der Farbe habe ich ein bisschen gemogelt“, sagt er grinsend und deutet auf die Wände unten im Innenhof. Zwar sei der original Rosa-Ton, mit dem das Schloss zu Zeiten Friedrichs II. gestrichen war, genau errechnet worden. Doch weil der Sandstein anders als im 18. Jahrhundert heute weitgehend unbehandelt belassen wurde, habe die Farbe daneben ein wenig blass gewirkt. Da habe er etwas nachgelegt – so, wie es seiner Vorstellung nach Friedrich gerne gehabt hätte, sagt Kulka in gewohnt selbstbewusster Weise.

Er ist stolz auf sein Werk, das in wenigen Tagen dem Landtag übergeben wird (siehe Kasten). Vor allem auf das Herzstück, den Plenarsaal, den er an der Stelle des einstigen königlichen Ballsaals untergebracht hat: „Der Raum ist stark genug, um gegen das Barockschloss außen anzukämpfen. Er ist so, wie ich ihn haben wollte.“ Tatsächlich ist der Saal nüchtern, mit hellem Holzboden, weißen Tischen und viel Licht durch eine Kuppel sowie große Fenster. Einzig die kreisrund angeordneten knallroten Stühle für die Abgeordneten und Regierungsmitglieder stechen hervor – kein politisches Signal, sondern eine Reminiszenz an die Landesfarben Rot und Weiß, wie Kulka betont. Die Brandenburger Volksvertreter sitzen sozusagen mit Blick aufs Mercure-Hotel auf der anderen Straßenseite, ihnen gegenüber der Landtagspräsident und die Regierungsmitglieder. „Sieht gut aus“, befindet Kulka, als Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) schon mal Probe sitzt. Sozusagen im Rücken der Abgeordneten befindet sich eine erhöhte Tribüne mit 168 Zuschauerplätzen, rechts und links kleinere Tribünen für die Pressevertreter. Einzig der Brandenburger Adler fehlt noch, er soll an die Wand über dem Platz des Landtagspräsidenten kommen. Noch liegt der 1,80 mal 1,80 Meter große Blechvogel in der Werkstatt in Zehdenick (Oberhavel). Er soll wie berichtet weiß und nicht rot wie im Landeswappen werden, wie es sich Kulka gewünscht hatte. Und auch an einer anderen Stelle blieb der Architekt stur und konnte so letztlich seinen Willen durchsetzen: Das Knobelsdorffsche Treppenhaus, über das man vom Innenhof aus in den Landtag gelangt, wurde mit einem Gewölbe versehen. Dieses war zwischendurch aus Kostengründen gestrichen worden, bis Kulka in aller Öffentlichkeit eine Art Brandrede gegen diese Einschränkung hielt. Daraufhin einigten sich das Landtagspräsidium, das Finanzministerium als Bauherr sowie der Bauträger BAM Deutschland im März darauf, es während des Probebetriebs im Herbst einzubauen. Nun ist es sogar vorfristig fertig geworden. Wer eintritt und an die Decke blickt, bevor er unter der geschwungenen Treppe hindurch in das Innere des Gebäudes geht, sieht nun ein Gewölbe und die Torsi von vier steinernen Skulpturen in jeder Ecke. Die vier Atlanten überlebten sowohl den verheerenden Luftangriff im April 1945 als auch die Sprengung der Schlossruine 1960, wenn auch nicht unversehrt. Er betrachte sie als „verletzte Krieger“, die an eine schreckliche Zeit erinnern sollen, so Kulka.

Wer aber das historische Treppenhaus durchschritten hat und nach innen geht, landet direkt im 21. Jahrhundert. Vorbei am Empfang in einem gläsernen Kasten gelangt man in einen eher niedrigen, weißen Vorraum ohne Fenster. Dort sollen die Garderobe und eine kleine Cafeteria eingerichtet werden. Rechts und links gehen die Treppenhäuser ab – weiße, verschachtelte und lichtdurchflutete Konstrukte.

Wer die Stufen ganz bis nach oben erklimmt, landet in der eher kleinen Kantine unter dem Dach, die jedoch einen unschlagbaren Vorteil hat: Die bereits erwähnte Dachterrasse, von der aus man einen wunderbaren Ausblick auf den dunkelrot gepflasterten Schlosshof, die Nikolaikirche, das Alte Rathaus und die Dächer der Innenstadt hat. Einzig die Fachhochschule aus den 1970er-Jahren stört aus der Sicht mancher das Panorama. Ganz anders Architekt Kulka: Er empfinde die Anwesenheit der Studenten als große Bereicherung und bedaure, dass sie mit dem geplanten Abriss des Gebäudes neben dem Landtag verschwinden werden. Auf Nachfrage wird er konkreter: „Ja, ich würde die FH gerne umbauen“, sagt er. Doch dieser Wunsch wird ihm wohl nicht gewährt werden.

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