Sport: „Ich habe nun Gewissheit“
Marathonläufer Jirka Arndt aus Potsdam: Die Hoffnung auf Olympia 2004 gebe ich noch nicht auf
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Marathonläufer Jirka Arndt aus Potsdam: Die Hoffnung auf Olympia 2004 gebe ich noch nicht auf Was herrscht bei Ihnen nach Ihrem 23. Platz beim Berlin-Marathon vor? Freude darüber, bester Deutscher gewesen zu sein, oder Ärger darüber, mit 2:16:28 Minuten die anvisierte Zeit um 2:15 verpasst zu haben? Eindeutig die Freude, denn ich bin immerhin fünf Minuten unter meiner bisherigen Bestleistung geblieben, die aus dem vergangenen Jahr bei 2:21:31 stand. Was zeigt, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe, und mir Gewissheit für bestimmte Dinge gibt. Was für bestimmte Dinge meinen Sier? Dass ich doch Marathon laufen kann, im Gegensatz zur Aussage mancher Leute, die mir das bisher absprachen. Ich bin sehr zufrieden. Ich wollte nach dem langen Training einfach sehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und die Gewissheit habe ich nun. Haben Sie heute schon wieder trainiert oder erstmal die Wunden nach dem strapaziösen Lauf gepflegt? Jetzt mache ich erst einmal Pause. Bis zur nächsten richtig massiven Balastung brauche ich schon sechs Wochen, aber diese Woche mache ich erstmal gar nichts. Ich habe relativ wenige Blessuren abbekommen. Die Muskeln sind allerdings schon fertig, was am Sonntag auch ein bisschen zum Problem wurde, sonst wäre ich vielleicht noch ein bisschen schneller gewesen. Wo war während der 42,195 Kilometer durch Berlin die schlimmste Phase für Sie? Die hat mich erst relativ spät erwischt, so um Kilometer 40, also kurz vor dem Ende. Ich bekam aber schon kurz nach 30 Kilometern Krämpfe, so dass ich nicht mehr maximal treten konnte, sondern sehr konzentriert und vorsichtig sein musste und dadurch nur noch 95 Prozent Leistung geben konnte. Das ist etwas, was mich ein bisschen geärgert hat, denn ansonsten lief der Marathon sehr gut. Ich bin das Tempo etwas verhaltener als im vergangenen Jahr angegangen, war auf den ersten 21 Kilometern trotzdem nur 20 Sekunden langsamer, denn mein Niveau insgesamt war doch besser. Leider hat es am Ende muskulär nicht für eine noch bessere Zeit gereicht. Welche Lehren ziehen Sie und Ihr Trainer Axel Pohlmann für Ihren nächsten Marathon? Wir haben bestimmte Trainingsmittel eingesetzt, die wir nun ausbauen können, und auch meine Änderungen in der Ernährung haben sich bewährt. Steigert denn die Tatsache, jetzt in Berlin bester Deutscher gewesen zu sein, Ihre Chance auf ein Olympia-Ticket 2004 nach Athen? Das wohl noch nicht, denn die gelaufene Zeit reicht noch nicht. Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge müsste ich mich nochmal um über fünf Minuten verbessern, damit es mit dem Ticket klappt. Die Hoffnung gebe ich aber nicht auf. Das Internationale Olympische Komitee hat die A-Norm auf 2:12 Stunden gesetzt. Sollte das NOK Deutschlands sie noch auf 2:11 schrauben, würde meine Hoffnung allerdings eher schwinden. Da müsste ich im nächsten halben Jahr schon einen weiteren massiven Fortschritt bringen Gibt es Ihrerseits bereits Planungen, bei welchem Marathon Sie die Olympianorm anstreben wollen? Denkbar sind beispielsweise Hamburg, Zürich oder auch Paris. Wobei vor allem Zürich mein Ziel ist. Warum? Weil ich mit dem Schweizer Rekordhalter Viktor Röthlin, dem 14. der letzten WM, eine Menge zusammenarbeite, vor allem im Winter. Er hat natürlich ein viel höheres Niveau als ich, aber vieles kann man sich vorher ja gemeinsam erarbeiten. Sind in nächster Zeit schon Trainingslager geplant? Im Januar/Februar werde ich erneut nach Kenia fliegen. Ich war schon viermal dort und erhoffe mir wieder einiges davon. Werden Sie denn auch 2004 für den SC Potsdam laufen? Es ist meinerseits so vorgesehen und vertraglich so wohl auch abgesichert. Ich hoffe, der SC Potsdam sieht das genauso. Ich fühle mich hier sehr wohl, schließlich ist Potsdam meine Heimat. Das Interview führte Michael Meyer
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