Landeshauptstadt: „Ich kann das, ich probier das, ich trau mich das“
Integrations-Kinderfest und Drachenfest im Volkspark
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Integrations-Kinderfest und Drachenfest im Volkspark Von Karsten Sawalski „Einfach schön“, finden große und kleine staunende Besucher den Auftakt des Integration-Kinderfestes , das mit dem Internationalen Drachenfest noch bis zum Sonntag weiter gefeiert werden kann. Am Freitag hatte sich der Volkspark (ehemals Buga-Gelände) schon bis Mittag in ein Woodstock für Kinder verwandelt. Am wolkenlosen Himmel tanzten hunderte bunte Drachen lustig im Wind, durch das riesige Kinderpublikum tanzten riesige Fantasieraupen und Vögel auf Stelzen. Auf der Hauptbühne forderte der Mitveranstalter, Karl-Josef Lenz, die Umstehenden zum Miteinander auf: „Hey man, komm doch mal ran, ich will Dir zeigen was ich drauf hab“ und was ich kann“, sang Lenz, erster Vorsitzende des Vereins zur Förderung des „Jungen Theaters Sonnenblume e.V.“ Unter dem Motto „Drachen Verbinden“ stehen Behinderte und Nicht-Behinderte zusammen auf der Bühne, basteln Drachen in Workshops oder absolvieren sportliche Aufgaben auf einem psychomotorischen Parcours. Hier können Kinder alleine oder mit Hilfe auf Stelzen laufen, einen Berg herunterrollen oder über ein Seil balancieren. Vor den Stationen fordern Schilder mit Slogans wie „Ich kann das!“, „Ich versuche das!“ oder „Ich traue mich das!“ zum Mitmachen auf. „Unser Angebot richtet sich an Schüler, die nicht unbedingt als behindert gelten“, sagt die Sozialpädagogin Marion Regner von der Sonderpädagogischen Förder- und Beratungsstelle in Potsdam. Das Interesse an den Kursen sei groß, sagt Regner, weil man bei Schulkindern zunehmend Entwicklungsverzögerung oder Gehemmtheit feststelle. Vor der Station mit den Stelzen stehen etliche Kinder an. „Ich kann das zwar nicht“, gibt die zehnjährige Sandra zu, „aber ich will es probieren!“. „Es ist normal, verschieden zu sein“, steht auf dem T-Shirt, das Günter Laatz von der Lebenshilfe in Spremberg trägt. Laatz hat heute eine Gruppe geistig-behinderter Kinder von dem südbrandenburgischen Ort nach Potsdam gefahren, sonst ist er als Wohnraumumgestalter bei der Lebenshilfe beschäftigt. Er organisiert den Umbau von einem normalen in ein rollstuhlgerechtes Zuhause. In den letzten Jahrzehnten habe man sich im Umgang mit Behinderten in der Öffentlichkeit schon der Normalität genähert, meint Laatz. Das findet auch Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche: „Wir haben in den letzten Jahren in Brandenburg viel dazu gelernt“. Reiche führt die Waldhofschule in Templin an, die als „eine Schule für alle“ beispielgebend sei. Die 20-jährige Maria Lasch ist von der allgemeinen Akzeptanz Behinderter in der Öffentlichkeit noch nicht ganz überzeugt. „Das ist längst noch nicht normal, da ist noch zuviel Angst aufgrund von Nichtwissen“, sagt Lasch, die eine Ausbildung zur Erzieherin am Oberstufenzentrum Johanna Just in Potsdam macht. Aber ihre Gesellschaftskritik relativiert die 20-Jährige gleich wieder: „Deshalb gibt es ja das Integrationsfest und hier funktioniert es wunderbar“. Heute sind Nachtdrachenflüge und ein Feuerspektakel die Highlights. Morgen endet das Drachenfest mit einer Regen-Überraschung
Karsten Sawalski
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