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Weiß Bescheid. Thorsten Havener tritt mit seiner Show „Ich weiß, was Du denkst“ im Lindenpark auf.

© Frank Eidel

Interview mit Gedankenleser: „Ich mache psychologische Unterhaltung“

Thorsten Havener liest am Donnerstag im Lindenpark Gedanken – und erklärt, wie er zum Hellseher wurde.

Stand:

Herr Havener, muss ich jetzt überhaupt irgendetwas sagen?

Wenn Sie etwas von mir erfahren wollen, schon.

Gedankenlesen funktioniert nicht am Telefon?

Nein.

Sondern?

Es funktioniert, wenn ich das Umfeld kontrollieren kann. Wenn Sie jetzt zu mir in die Show kommen und ich sämtliche Parameter selbst in der Hand habe, dann kann ich die Illusion erzeugen, dass ich das könnte. Und unter gewissen Voraussetzungen tatsächlich herausfinden, was Sie denken.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie da möglicherweise ein Talent haben?

Es gab keinen Schlüsselmoment. Ich habe das einfach sehr, sehr lange entwickelt. Ich bin ja schon als Kind als Zauberer aufgetreten. Und bereits da habe ich gemerkt, dass ich sehr gut darin bin, Leute zu steuern.

Was meinen Sie damit?

Es geht darum, genau zu beobachten, wann die Leute wohin gucken – um dann irgendwann zu kontrollieren, wann die Leute wohin gucken. Das fand ich unglaublich spannend und habe mich dann auch mit anderen Gebieten auseinandergesetzt. Man könnte auch sagen mit Randgebieten der Zauberei wie Hypnose oder Körpersprache. Besonders im Gesicht kann man viel erkennen, wenn man herausfinden will, wie eine Person denkt. Mit all diesen Themen habe ich mich sehr intensiv beschäftigt und am Ende kam dann meine eigene Showgattung dabei heraus.

Was erwartet den Zuschauer bei Ihrem Auftritt im Lindenpark - und was nicht?

Er wird nicht sehen, wie eine Münze verschwindet und hinter dem Ohr wieder hervorgezogen wird – diese Stufe habe ich hinter mir gelassen. Es geht darum, Menschen zu unterhalten, die großen Themen anzusprechen, die uns alle beschäftigen. Nicht nur Gedankenlesen: Es geht um Themen wie Liebe, Reisen, um Schicksale. Ich möchte die Leute an der Hand nehmen, den Vorhang öffnen und sie zwei Stunden in eine Welt führen, in der scheinbar Unmögliches möglich ist. Und das auf eine unterhaltsame Weise. Und nach den zwei Stunden mache ich den Vorhang wieder zu und entlasse die Leute gut gelaunt, mit einem magischen Gefühl, das hoffentlich lange anhält.

Sie waren mit Ihrer Show schon in Japan, Ihre Bücher sind auch ins Russische übersetzt. Wie erklären Sie sich die weltweite Faszination?

Es gibt Themen, die sind universell für jeden spannend. Ein Gegenüber einschätzen zu können, herauszufinden, was er wirklich denkt, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, das sind Themen, die für jeden Menschen interessant sind, der mit anderen Menschen zu tun hat. In meinen Büchern geht es aber nicht nur darum, wie ich die Gedanken des anderen erkennen kann, sondern auch darum, wie ich meine eigenen Gedanken in eine gewisse Bahn bringen kann. Und da gibt es nun wirklich niemanden auf der Welt, für den das nicht wichtig wäre.

Gedankenlesen hilft also im Alltag?

Die Bücher haben einen sehr großen Alltagsbezug. Es war mir wichtig, dass ich den Menschen Werkzeuge mit an die Hand geben kann, die sie in ihrem Umfeld nutzen können.

Kann man Gedankenlesen lernen?

Naja, das kommt darauf an, wie man das definiert. Gedankenlesen ist für mich nicht wie in dem Film „Was Frauen wollen“ – dass man jemanden anguckt und man direkt wie von einer Festplatte auf die andere jede beliebige Information bekommt. Aber wenn Sie in ein Gesicht schauen, können Sie sehr wohl herausfinden: Lacht er jetzt ernsthaft oder tut er nur so, als würde er sich freuen, mich zu sehen? Ist da jemand traurig? Oder versucht da jemand etwas zu verbergen? Das kann man erkennen.

Sie sind studierter Übersetzer: Was hat Gedankenlesen mit Übersetzen zu tun?

Es geht beim Übersetzen ja nicht nur um Wörter, sondern um Ideen, um Informationen. Und das ist bei dem, was ich jetzt mache, dasselbe. Die Sprachwissenschaften beschäftigen sich auch damit, wie man Sprache einsetzt, den anderen dazu zu bringen, gewisse Dinge zu denken oder gerade nicht zu denken – da sind wir auch beim Thema Beeinflussung – insofern hat mir mein Studium sehr geholfen.

Wo verläuft die Grenze zur Scharlatanerie?

Ich habe mich dafür entschieden, Menschen mit meinen Büchern, Vorträgen und Shows zu inspirieren und sie zu unterhalten. Würde ich vorgeben, andere mit meinem Wissen heilen zu können, wäre das ganz klar eine Grenzüberschreitung.

Gibt es da Anfragen?

Da gab es früher Anfragen, aber nun immer seltener, da ich sie ablehne. Ich mache psychologische Unterhaltung – das Wort Unterhaltung ist hier sehr wichtig.

Das Gespräch führte Jana Haase

Thorsten Havener tritt mit seiner Show am 25. April 20 Uhr im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76, auf. Karten für 25,95 Euro, an der Abendkasse 27 Euro.

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