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Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich sah aus wie Quasimodo!“

Streit mehrerer Erwachsener um ein Kindermoped geriet aus den Fugen

Stand:

Mit Freiheitsstrafen von zwei Jahren bzw. acht Monaten für die Hauptakteure Daniel D.* (27) und Marcel M.* (26) – jeweils zur Bewährung ausgesetzt – endete jetzt vor dem Amtsgericht der Streit mehrerer Erwachsener um ein elektrisch betriebenes Kindermoped Es war Karfreitag, der 10. April 2009. Die jungen Männer saßen mit Freunden am Wasser, tranken Bier und unterhielten sich. In einiger Entfernung kurvte der vierjährige Sohn von Daniel D. auf dem Gefährt herum, das ihm nicht gehörte. Seine Begeisterung fand ein jähes Ende, als die Besitzer des Rades auftauchten. Eine Frau versuchte, den kleinen Schwarzfahrer zum Absteigen zu bewegen. Der begann zu brüllen. Das alarmierte Daniel D. und Marcel M. Die Männer deponierten die Bierflaschen im Gras, rannten zum Ort des Geschehens. Zuerst beschimpften sie die rechtmäßigen Eigentümer des Vehikels, dann flogen die Fäuste. Es soll gar Tritte gesetzt haben. Ein 53-jähriger Mann ging zu Boden. Er erlitt blutende Verletzungen an Wange, Mund und Ohr, war vierzehn Tage arbeitsunfähig.

Daniel D. ist kein unbeschriebenes Blatt. „Für Sie geht es heute um sehr viel“, warnt Richterin Kerstin Nitsche den Montagehelfer. Sein „Sündenregister“ liest sich wie ein Querschnitt durch das Strafgesetzbuch: Gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung, Raub, Nötigung, räuberische Erpressung, Sachbeschädigung, Freiheitsberaubung, Fahren ohne Fahrerlaubnis. Er saß bereits im Gefängnis, steht derzeit unter zweifacher Bewährung. Sein Kumpel Marcel M. ist wegen Diebstählen Sachbeschädigung und Verkehrsdelikten vorbestraft. Ein weiteres Verfahren schwebt über dem Arbeitslosen. „Ich habe den älteren Herrn von hinten zu Boden gerissen. An Schläge und Tritte kann ich mich nicht erinnern“, erklärt Daniel D. zu Prozessbeginn. „Ich bin dabei selber hingefallen und habe mir den Fuß verknackst.“ „Der Mann ist mir an den Hals gegangen. Ich habe mich nur verteidigt“, behauptet Daniel D und räumt einen Faustschlag ein.

„Wir waren mit einem befreundeten Ehepaar und unserem zweijährigen Enkel essen. Als wir zurück kamen, sahen wir ein fremdes Kind auf seinem Moped, das wir in der Nähe der Gaststätte abgestellt hatten“, erinnert sich Gerd G. (53) im Zeugenstand. Seine Frau habe versucht, den Kleinen zu überreden, das Rad dem Enkel zu überlassen. Vergebens. In diesem Moment seien die Angeklagten angestürmt gekommen. „Es hagelte Schläge. Wie viele, kann ich nicht mehr sagen. Irgendwann wurde mir dunkel vor Augen. Später sah ich aus wie Quasimodo, das ganze Gesicht voller Blutergüsse“, so das Angriffsopfer. Seine Ehefrau ergänzt: „Der Angeklagte D. brüllte mich an: Wenn du mein Kind anfasst, bringe ich dich um“ Fast zeitgleich habe der Angeklagte M. den ersten Schlag gegen ihren Mann geführt. (*Namen geändert.) Hoga

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