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Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich sah ein handfestes Gemenge!“ Ausraster nach Fahrfehler

kostet 900 Euro Strafe

Stand:

Claudius C.* (26) in seinem Miet-Audi sah nur die wartende Freundin auf dem Bahnhofsvorplatz, nicht aber den nahenden Bus. Dessen Fahrer wurde zu einer Notbremsung gezwungen, um einen Unfall zu vermeiden. Dann überschlugen sich die Ereignisse an jenem 16. März dieses Jahres. Gestern saß Claudius C. wegen fahrlässiger sowie vorsätzlicher Körperverletzung und Unfallflucht auf der Anklagebank des Amtsgerichts, kassierte eine Geldstrafe von 900 Euro und ein noch achtmonatiges Fahrverbot. Die Fahrerlaubnis wurde ihm bereits Ende August vorläufig entzogen.

„Der Busfahrer schrie zweimal sehr aggressiv, ich soll auf den Parkplatz fahren. Ich entschuldigte mich und fragte, ob etwas passiert ist. In dem Moment kam ein Fahrgast mit kreisenden Armbewegungen auf mich zu“, erzählte Claudius C. „Ich fühlte mich bedroht und habe ihm reflexartig ein Ding verpasst. Dass er behindert ist, habe ich erst später erfahren.“

„Ich kümmerte mich zuerst um meine Fahrgäste, von denen einer gestürzt war und sich Prellungen zugezogen hatte“, berichtete Jürgen J.* (40) im Zeugenstand. „Als ich mich dann umschaute, sah ich draußen ein handfestes Gemenge.“ Der Busfahrer beobachtete mindestens vier Fausthiebe, die der Angeklagte einem jungen Mann versetzte. „Seine Brille flog weg, sein Gesicht schwoll an. Ich habe ihn dann schnell in den Bus gezogen und die Türen geschlossen.“ In dem Moment sei Claudius C. mit seiner Begleiterin davongefahren.

„Der Bus bremste scharf. Ich bin vom Sitz gerutscht. Als ich wieder aufgestanden war, wurde ich von dem Angeklagten aus dem Bus gezerrt“, erinnerte sich Adrian A.* (23) Dann seien ihm mehrere Schläge versetzt worden, von denen einer sein Gesicht getroffen habe. „Ich hatte Glück und bin im wahrsten Sinne des Wortes mit einem blauen Auge davongekommen“, konstatierte der Angegriffene. „Sind Sie mit fuchtelnden Armen auf den Angeklagten zugelaufen?“, fragte Amtsrichterin Kerstin Devriel. Adrian A. verneinte dies. Claudius C. – vorbestraft wegen Betruges und Körperverletzung – entschuldigte sich bei seinem Opfer, versicherte, „den Menschen eigentlich ganz nett“ zu finden.

„Der Audi-Fahrer nahm dem Bus die Vorfahrt. Der Angeklagte verließ sein Auto, stieg in den Bus, griff sich vorn den ersten Fahrgast und schlug mehrfach auf ihn ein. Er war ziemlich in Rage“, schilderte ein 19-Jähriger den Vorfall am Busbahnhof knapp und präzise. „Der Anklagevorwurf hat sich in allen drei Punkten bestätigt“, führte die Vorsitzende aus. Sie widersprach damit der Auffassung des Verteidigers, eine Unfallflucht sei seinem Mandanten nicht nachzuweisen. „Es lag eine völlig ungeklärte Situation vor. Der Angeklagte hätte sich nicht entfernen dürfen, auch wenn er der Meinung war, es sei nichts passiert“, so Richterin Devriel. (*Namen geändert.) Hoga

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