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Sport: „Ich trainiere, wenn es am wärmsten ist“ Ultra-Läufer Stefan Thoms kennt keine Hitze

Herr Thoms, Sie sind am vergangenen Wochenende von Berlin bis an die Ostsee gelaufen. Nonstop.

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Herr Thoms, Sie sind am vergangenen Wochenende von Berlin bis an die Ostsee gelaufen. Nonstop. Wie lange waren Sie unterwegs?

24 Stunden und 57 Minuten.

Nun war es gerade über die Pfingstage extrem heiß. Wie Sie sind damit zurechtgekommen?

Sehr gut. Ich hatte keinerlei Probleme.

Kann man so etwas üben?

Ja. Ich bereite mich regelmäßig darauf vor. Die größte Herausforderung ist das Meistern des Spartathlons (246 km von Athen nach Sparta, d.R.) Ende September. Ich war dreimal am Start und in der Spitze sind es da 40 Grad im Schatten. Nur dass es da keinen Schatten gibt. Auf dem Weg zur Ostsee am vergangenen Wochenende gab es zumindest teilweise Schatten. Ich bereite mich auf solche Extreme vor, indem ich bei Temperaturen unter 20 Grad immer langärmlig laufe. Wenn ich nur einmal am Tag trainiere, mach ich das zur wärmsten Tageszeit.

Wir trainieren Sie so etwas im Winter?

Mit noch mehr Jacken. Aber im Winter ist es gar nicht so erheblich. Wichtig sind die Simulation und Anpassung, je näher es an einen Wettkampf geht.

Was machen Sie, um sich vor der Sonne zu schützen?

Sonnencreme. Aber es hilft nicht, wenn mich kurz vor dem Start das erste Mal einschmiere. Wenn ich in Griechenland den Spartahlon laufe, bin ich eine Woche vorher da und beginne schon zwei, drei Tage zuvor in Deutschland, mich einzucremen, sodass eine Sättigung da ist.

Wie viel haben Sie beim Baltic-Run getrunken, also auf dem Weg von Bernau bis zur Küste?

Die Checkpoints waren alle sieben bis acht Kilometer. Und zwischen diesen Checkpoints habe ich immer eine 0,33-Liter-Flasche ausgetrunken. Und ab Kilometer 30 habe ich an den Checkpoints immer 0,33 Liter Zuckerwasser getrunken in verschieden Formen: Zucker aus Malto, nachts mal einen Energydrink, einen kleinen Schluck Kaffee mit Zucker oder Cola mit Salz. Denn gerade bei Langstrecken ist das Salz sehr wichtig dafür, dass der Zucker ins Blut kommt.

Nehmen Sie sich Zeit bei den Verpflegungsstationen?

Eine Minute. Das ist voher genau geplant und Teil der Rennstrategie.

Sie hatten am Ende über drei Stunden Vorsprung, das heißt, Sie sind einen Großteil des Weges allein gelaufen. Ist Ihnen einsam geworden?

Ich war 23 Stunden allein, aber das ist okay. Ich konnte meinen Rhythmus laufen und die Natur genießen. Ich habe wunderschöne Orte gesehen, die ich als Autofahrer nicht wahrgenommen hätte.

Wissen Sie nach 25 Stunden, was Ihnen alles durch den Kopf gegangen ist?

Nein, das müsste ich mitschreiben. Ich habe bestimmte Erinnerungen an bestimmte Punkte oder die letzten Phasen des Rennens. Da habe ich gedacht, ich stehe im Wasser, weil links und rechts der Nebel in den Feldern hing.

Das Gespräch führte Peter Könnicke

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