Sport: „Ich verliere nicht gern“
Babelsbergs Boxer mit weiblichem Zuwachs: Sarah-Maria Mückenberger boxt heute in Berlin
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Frauenboxen? Damit musste man Ralph Mantau bislang nicht kommen. „Das ist wie Frauenfußball. Gleiche Regeln, aber eigentlich “ne andere Sportart“, befand der Trainer des SV Motor Babelsberg. Inzwischen hat er sich ein wenig zurück genommen. Der Grund ist 18 Jahre alt, hat einen unwahrscheinlichen Ehrgeiz und gab wie die Boxerin im oscargekrönten Hollywoodstreifen „Million Dollar Baby“ nicht nach, als es für sie galt, den in die Jahre gekommenen Coach Clint Eastwood von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Sarah-Maria Mückenberger hat es nach zähem Dranbleiben geschafft, sich in der Männerwelt der Motor-Boxer ihren Platz zu erobern: Heute steigt die einzige Frau, die in der alten Halle am Konsumhof boxt, bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Neukölln in den Ring.
„Schwer einzuschätzen, wie es da abgehen wird“, sagt die aus dem Spreewald stammende Athletin, die an der Steuben-Gesamtschule die 12. Klasse besucht. „Vieles hängt von der Auslosung ab, aber ich bin gut vorbereitet.“ Sowohl beim Sparring mit Konstantin Klatt als auch beim Training an der Uni Potsdam konnte sie ihren Coach überzeugen. „Sarah kniet sich rein, die will weiterkommen“, hat Mantau eingesehen. „Das wünscht man sich von so manch männlichem Boxer.“
Und in der Tat: Das Boxen steht seit zwei Jahren an erster Stelle für die Weltergewichtlerin. „Seitdem ich regelmäßig trainiere, bin ich besser in der Schule geworden, habe mein Leben gut im Griff und nicht zuletzt auch von 88 auf knapp 60 Kilogramm abgespeckt“, sagt Sarah-Maria mit sichtlichem Stolz. Die Disziplin, die man bei diesem Sport mitbringen müsse, mache für sie den besonderen Reiz aus. „Und ich verliere nicht gern“, bekennt die Athletin, die sich zuvor bereits mehrmals sportlich ausprobierte, in Mannschaftssportarten jedoch nie Erfüllung fand.
Den anfänglichen Vorurteilen ihrer männlichen Vereinskollegen begegnete sie vor allem mit intensivem Training und dem Annehmen berechtigter Kritik. Die „sanfte Tour“, die bei den ersten Sparringsrunden noch gefahren wurde, gibt es kaum noch. Den Cut, den sie sich dabei einfing, hat sie verewigt – als Hintergrundbild auf ihrem Handy. Bei den Deutschen Meisterschaften soll heute allerdings kein neuer hinzu kommen. „Ich verliere eben nicht gern.“ Henner Mallwitz
Henner Mallwitz
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