Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich war zu faul zum Arbeiten!“
Aus dem GERICHTSSAAL Die Jugendrichterin drückte am 18. Dezember 2003 beide Augen zu, als sie Kevin A.
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Aus dem GERICHTSSAAL Die Jugendrichterin drückte am 18. Dezember 2003 beide Augen zu, als sie Kevin A. (19) wegen Diebstahls eines Diskmans im Wert von 89,90 Euro aus dem Kaufland zum Ableisten von 20 Stunden gemeinnütziger Arbeit verpflichtete, danach das Verfahren einstellen wollte. Es wäre besser gewesen, der junge Mann hätte etwas mehr Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Der Lehrling dachte nämlich gar nicht daran, sich mit der Jugendgerichtshilfe in Verbindung zu setzen, die ihm eine geeignete Arbeitsstelle nachweisen sollte. Und er schlug auch die Warnung der Vorsitzenden in den Wind, er müsse erneut vor Gericht erscheinen, käme er der Auflage nicht nach. Jetzt gab es eine Neuauflage des Prozesses. „Kevin ist eigentlich ein williger, lieber Junge, aber seine Lebensauffassung schreit zum Himmel“, empört sich sein Bewährungshelfer. „Er ist unausgereift und äußerst anfällig für suggestive Einflüsse.“ Um den bereits wegen Fahrens ohne Erlaubnis und Versicherungsschutz sowie Ladendiebstahls mit dem Gesetz in Konflikt Geratenen aus seiner Lethargie zu reißen, solle die Zahl der zu verhängenden Sozialstunden deutlich erhöht werden. „Ich war zu faul zum Arbeiten“, nuschelt der inzwischen 20-Jährige. Außerdem habe er überhaupt keine Zeit gehabt, schiebt er nach. Schließlich lerne er jetzt Hochbaufacharbeiter. Und das habe Vorrang. „Es gibt die Möglichkeit, die gemeinnützige Arbeit in bestimmten Einrichtungen auch am Samstag und Sonntag zu leisten“, hält Jugendrichterin Rita Franke dagegen. Der Langfinger wäre verpflichtet gewesen, die Jugendgerichtshilfe umgehend davon in Kenntnis zu setzen, dass er in der Woche verhindert sei. „Wenn Sie weiterhin zu träge zum Arbeiten sind, gibt es die Möglichkeit, Sie in den Beugearrest zu stecken“, warnt die Vorsitzende. „Allerdings entbindet Sie das nicht davon, die Stunden dennoch abzugelten.“ Kevin A. wird nach Jugendstrafrecht verwarnt. Zudem muss er jetzt 30 Stunden arbeiten, ohne einen Cent dafür zu bekommen. Hoga
Hoga
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