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Von Michael Meyer: „Ich warne davor, Babelsberg zu unterschätzen“ Heimspiel in Dresden
Der Koblenzer Trainer Petrik Sander über sein Drittliga-Team, das am Samstag den SVB 03 empfängt Fünf Potsdamerinnen beim Länderspiel heute gegen Kanada / Turbine-Notelf gegen Bundeswehr-Auswahl
Stand:
Herr Sander, müssen Sie bei TuS Koblenz um Ihren Job als Fußballtrainer zittern?
Nein, wie kommen Sie denn darauf?
Aufstiegsfavorit SV Sandhausen hat zu Wochenbeginn seinen Trainer Frank Leicht entlassen – in der Dritten Liga zieht bereits die erste Nervosität ein. Und auch Zweitliga-Absteiger Koblenz ist nicht gerade optimal in die Saison gestartet.
Das müssen Sie differenzierter sehen. Man sollte darauf achten, mit welchen Erwartungshaltungen und finanziellen Mitteln Sandhausen in die Saison gegangen ist und mit welchen wir hier in Koblenz. Wir haben jetzt zehn Punkte und liegen damit schon ganz gut im Rennen.
Sie haben also keinen Druck von außen?
Wir hatten 26 Abgänge und 16 Neuzugänge und haben jetzt einen Kader von 19 Feldspielern, von denen mehrere arbeiten gehen. Wir versuchen etwas aufzubauen, nachdem hier faktisch kein Stein auf dem anderen blieb und wir alles umkrempelten. Vom Etat her liegen wir auf Augenhöhe mit Babelsberg. So lange wir uns aus Regionen heraushalten können, in die wir von unserem Etat her eigentlich hinein gehören, denn wir sind in dieser Dritten Liga eigentlich überhaupt nicht konkurrenzfähig – so lange sollte man diese zehn Punkte richtig einordnen.
Die Rückkehr in die Zweite Liga ist also kein Thema in Koblenz?
Momentan ist das absolut kein Thema. Und wer das auf die Tagesordnung setzen will, den lade ich ein, um sich unseren Verein hier mal anzuschauen.
Sie haben im Sommer, wie schon erwähnt, praktisch die gesamte Mannschaft ausgewechselt. Warum?
Wir haben einen Neuanfang gestartet, auch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten. Daher müssen wir auf junge, hungrige Spieler setzen. Aber es macht sehr viel Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Sie sind sehr willig und erfolgsorientiert, marschieren und haben bereits unter Beweis gestellt, dass wir in dieser Dritten Liga konkurrenzfähig sind, wenn wir keine Verletzten oder andere Ausfälle haben.
TuS Koblenz hat bisher zwei Siege, vier Unentschieden und eine Niederlage auf dem Konto – woran müssen Sie noch besonders arbeiten?
Es wird Zeit, dass wir mal den ersten Heimsieg landen. Wenn man zu Hause – mal abgesehen vom 1:0 im DFB-Pokalspiel gegen Düsseldorf – noch nicht gewonnen hat, dann liegt darin der Grund, warum wir nicht höher dastehen – was aber vielleicht gleich zu einer überzogenen Erwartungshaltung führen könnte. Einige Punkte haben wir auch durch Pech liegen gelassen. Beispielsweise, als der Ball wie zuletzt in Unterhaching in der 92. Minute bei unserer letzten Aktion vom Innenpfosten wieder raussprang. Oder wie in Erfurt, als der Ball von einem Innenpfosten zum anderen und dann wieder aufs Feld rollte. Aber man sagt ja immer, dass sich im Verlauf einer Saison immer alles wieder ausgleicht. Darauf hoffe ich.
Auswärts waren Sie mit zwei Siegen bisher stärker als daheim.
Das sieht nur von der Punktausbeute so aus. Wir hatten auch in allen drei Heimspielen die Möglichkeit zu gewinnen, und das Auftreten der Mannschaft wird vom Heimpublikum honoriert. Es fehlt uns bisher nur das Quäntchen Glück, das man auch mal braucht.
Warum gehen Sie davon aus, dass TuS Koblenz am kommenden Samstag gegen den SV Babelsberg 03 den ersten Heimsieg landet?
Weil die Zeit dafür reif ist. Unsere Mannschaft ist jetzt endlich mal dran, sich daheim selbst zu belohnen. Zur Not werden wir das erzwingen.
Was wissen Sie über die Babelsberger?
Genauso viel wie über jeden anderen Gegner in unserer Liga. Es gehört zu unserem Job, sich zu informieren. Wir haben die Babelsberger natürlich beobachten lassen.
Wie schätzen Sie den SVB 03 ein?
Als ganz gefährlich. Babelsberg spielt aus einer kompakten Abwehr heraus und es fällt schwer, Tore gegen sie zu erzielen. Ich habe mit meinem Trainerkollegen von Wehen Wiesbaden darüber gesprochen und glaube, die Babelsberger spielen bisher eine gute Saison. Die neun Punkte auf ihrem Konto kann ihnen niemand mehr nehmen. Es wird am Samstag ein ganz schwieriges Spiel, zumal man hier mitunter im Unterton auch hört: Die spielen ja nur gegen Babelsberg. Ich warne davor, Babelsberg zu unterschätzen und auf die leichte Schulter zu nehmen.
Hatten Sie in der Vergangenheit schon mal mit SVB–Trainer Dietmar Demuth zu tun?
Nein, das wird am Samstag eine Premiere. Aber mit seinem Co-Trainer Jens Härtel habe ich vor einigen Jahren zusammen meine B-Lizenz gemacht. Danach sind wir uns aber nicht mehr über den Weg gelaufen. Derzeit macht Härtel in Köln seinen Fußball-Lehrer übrigens zusammen mit meinem Co-Trainer Uwe Koschinat.
Sie waren lange bei Energie Cottbus aktiv, erst als Spieler, später als Coach. Haben Sie noch Erinnerungen an Spiele in Babelsberg?
Als Trainer nicht, als Spieler ja. Es war immer ein heißes Pflaster dort im Karli.
Koblenz ist nach Cottbus und VfR Aalen Ihre dritte Trainerstation. Können Sie sich vorstellen, als Coach auch mal wieder im Brandenburgischen zu arbeiten?
Ich habe mir abgewöhnt, im Fußball irgend etwas zu planen, sondern nur zu registrieren, dass man dort nie nie sagen sollte.
Das Interview führte Michael Meyer
200 Kilometer von Potsdam entfernt hat Turbine-Stürmerin Anja Mittag am Mittwoch praktisch einen Heimauftritt. Beim Frauenfußball-Länderspiel Deutschland – Kanada ab 18 Uhr in Dresden (live in der ARD) ist die im nahen Karl-Marx-Stadt – heute Chemnitz – geborene 25-Jährige sächsische Lokalmatadorin. Schon seit Wochen prägt ihr Bild das Dresdner Stadtbild, denn die 65-fache Nationalspielerin ziert das Ankündigungsplakat für das Länderspiel: jubelnd, voller Freude nach einem Tor. Daher werden viele Zuschauer besonders auf sie schauen – und natürlich die eigene Familie. „Rund 30 Karten haben meine Eltern geordert“, weiß Anja Mittag zu berichten, die neben ihrer Familie auch zahlreiche weitere Verwandte und Freunde in Dresden erwartet. Ebenso wie Klubkollegin Babett Peter, die aus Oschatz stammende zweite Sächsin im heutigen DFB-Aufgebot. Auch die 22-jährige Abwehrspielerin muss mit zusätzlichem Erwartungsdruck umgehen. „Meine Familie hat 40 bis 50 Karten geordert und ich vermute, dass sie eine Aktion starten wollen, um mich ein bisschen zu ärgern. Ich mag das nicht so“, sagt Peter.
Neben Mittag und Peter zählen mit Fatmire Bajramaj, Bianca Schmidt und Josephine Henning – die erstmals für die A-Nationalmannschaft auflaufen könnte – drei weitere Potsdamerinnen zum DFB-Team um Bundestrainerin Silvia Neid, das mit der heutigen Begegnung die Vorbereitungsphase auf die Weltmeisterschafts- Endrunde 2011 im eigenen Land einläutet. Außerdem sind Turbine Potsdams Desiree Schumann, Tabea Kemme und Marie-Louise Bagehorn mit in Dresden, wo heute die U20-Auswahl als frischgebackener Weltmeister ihrer Altersklasse geehrt wird – zuerst mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, in der Halbzeitpause des Länderspiels dann auch vom DFB auf dem Rasen des Rudolf-Harbig-Stadions.
Dabei fehlen werden allerdings Potsdams U20-Weltmeisterinnen Jessica Wich, die sich nach einer Rückenverletzung mitten in der Reha befindet, und Inka Wesely, die heute ebenfalls um 18 Uhr mit Turbine im Ludwigsfelder Waldstadion ein Benefizspiel gegen die Frauen-Auswahl der Bundeswehr – mit Jennifer Zietz und Nadine Keßler – zugunsten des Bundeswehr-Soldatenhilfswerks austrägt. „Vesely braucht Spielpraxis“, sagt Turbines Cheftrainer Bernd Schröder über die Abwehrspielerin. Schröder selbst und Torfrau Anna Felicitas Sarholz sind heute weder in Dresden noch in Ludwigsfelde. Beide weilen am Abend bei der Fernseh- Livesendung „Goldene Henne“; der Coach als Zuschauer, Champions-League-Heldin Sarholz als Kandidatin für die Auszeichnung als „Aufsteiger des Jahres“. Kristin Demann, Jennifer Cramer und Sandra Starke weilen mit der DFB-Auswahl bei der U17-WM in Trinidad und Tobago, verletzt pausieren müssen Isabel und Monique Kerschowski sowie Stefanie Draws.
So schicken Assistenztrainer Dirk Heinrichs und Thomas Kandler, Coach der 2. Mannschaft, heute eine Turbine-Notelf auf den Ludwigsfelder Rasen – mit nur Viola Odebrecht, Yuki Nagasato, Inka Vesely, Corina Schröder, Daniela Löwenberg und Lena Hohlfeld aus dem Erstliga-Team.
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