Aus dem GERICHTSSAAL: „Ich will dein Geld, sonst erschieße ich dich!“
70-jähriger Taxifahrer im Zentrum- Ost überfallen / Bewährungsstrafe
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Aus dem GERICHTSSAAL70-jähriger Taxifahrer im Zentrum- Ost überfallen / Bewährungsstrafe Die jungen Leute suchten sich absichtlich den ältesten Taxifahrer aus, da ist sich der Staatsanwalt sicher. Der Rentner sei in den Augen der Fahrgäste, die es auf seine Einnahmen abgesehen hatten, ein leichtes Opfer gewesen. Doch Karl-Heinz T. wehrte sich beherzt gegen die Schläge, die ihm der Haupttäter versetzte, verteidigte seine Geldbörse aus Leibes Kräften, konnte schließlich Gas geben und fliehen. Später entdeckte er auf dem Rücksitz seines Wagens einen Beutel mit dem Ausweis des Angreifers. Rückblende: Es ist der 22. Januar 2005. Daniel D.* (21) und Sebastian S.* (20) lernen in Berlin zwei Mädchen aus Potsdam kennen. Sie entschließen sich, die jungen Damen spätabends nach Hause zu begleiten, erst mit der S-Bahn, dann mit dem Taxi. Auf der Langen Brücke steigt eine von ihnen aus, im Zentrum-Ost die zweite. Als Karl-Heinz T. den Fahrpreis von 5,80 Euro fordert, erklärt Sebastian S.: „Wir haben kein Geld. Ich will jetzt dein Geld, sonst erschieße ich dich.“ Während Daniel D. aus dem Taxi springt und davonläuft, liefert sich Sebastian S. ein Handgemenge mit dem Taxifahrer. Dessen Brieftasche zu erbeuten gelingt ihm nicht. Noch wartet Sebastian S. in Untersuchungshaft auf seinen Prozess. Daniel D. musste sich gestern wegen versuchter gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung vor Justitia verantworten. „Sebastian kam auf die Idee, den Taxifahrer zu überfallen“, beteuerte der Arbeitslose. „Ich habe mir keinen Kopf darüber gemacht, wie die Sache ablaufen soll. Ehrlich gesagt habe ich auch nicht geglaubt, dass er das durchzieht.“ Wäre der Coup allerdings geglückt, wäre man wohl in die nächste Disko gegangen und hätte richtig schön gefeiert, gestand der mehrfach Vorbestrafte. „Das war eine dumme Idee von uns. Ich hatte an dem Abend ein oder zwei Joints geraucht.“ Der Taxifahrer Karl-Heinz T. (70) erinnerte sich im Zeugenstand: „Ich habe die jungen Leute gebeten, in die erste Taxe der Warteschlange zu steigen. Doch sie bestanden darauf, in meinem Wagen zu fahren.“ Nach einem Blick auf den Angeklagten erklärte er: „Das ist aber nicht das Kerlchen, das mir etwas angetan hat. Das war ein Großer, Hagerer.“ Der vermeintliche Haupttäter Sebastian S. ließ über seinen Anwalt eine Erklärung verlesen, derzufolge er von Daniel D. in der Vergangenheit zu diversen Straftaten gezwungen worden sei. So habe er auch den Taxifahrer berauben, ihm die Beute danach aushändigen sollen. Das Schöffengericht verurteilte Daniel D. wegen Mittäterschaft zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung. Außerdem muss er 120 Stunden unentgeltlich arbeiten. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga
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