Sport: „Ich will gewinnen“
Kathrin Boron gilt als erfolgreichste Ruderin der Welt – heute feiert sie ihren 35. Geburtstag
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Kathrin Boron gilt als erfolgreichste Ruderin der Welt – heute feiert sie ihren 35. Geburtstag Von Henner Mallwitz Allein der Vortag ihres heutigen Geburtstages war für Kathrin Boron ein Geschenk der besonderen Art, durfte die nunmehr 35-Jährige auf Einladung des Ministerpräsidenten doch zusammen mit der Queen im Schlosshotel Cecilienhof speisen. Dicht heran an die Königin durfte Potsdams Spitzenathletin zwar nicht, aber „das Menü war einzigartig, und ich konnte die Queen auch sehr gut sehen“. Weniger das aufregende Zusammentreffen mit der hoheitlichen Dame als die Ruhe vor dem Sturm, den die morgige große Geburtstagsparty im Seminaris-Hotel mit sich bringen wird, werden der Grund dafür sein, dass Kathrin Boron den heutigen Tag sehr ruhig angehen lässt. Gemeinsame Zeit mit ihrer zweijährige Tochter Cora, die beide immer genießen, aber wohl auch Zeit, um zurück zu blicken. Auf ein erfülltes Sportlerleben, das noch lange weiter gehen soll. Wäre es damals nach ihr gegangen, hätte sie sich eher der Leichtathletik als dem Rudern verschrieben. Im Trainingszentrum in Neuruppin war Kathrin Boron damals aktiv, doch : „Ich wollte unbedingt auf die Kinder- und Jugendsportschule.“ Die gab“s in Potsdam – doch die Werte ergaben schließlich, dass sich eine Karriere als Ruderin eher anböte. Eine kluge Entscheidung, mit der sie sofort konform ging – womöglich wusste die Sportlerin um den erfolgreichen Ausgang. Denn was in den Jahren kommen sollte, war ein Siegeszug durch die Ruderwelt: Vier olympische Goldmedaillen erkämpfte sich die Athletin von der Potsdamer Rudergesellschaft seit Barcelona 1992, sieben Weltmeister- und drei Vizeweltmeistertitel kamen hinzu. Die schönsten davon? „Das ist schwer, ich möchte keinen missen“, sagt die Ausnahmeruderin. „Neben den olympischen Medaillen war es aber vor allem auch der WM-Doppelerfolg von 1997.“ Als die von Jutta Lau trainierte Ruderin nach dem Babyjahr wieder mit dem Sport begann, war zwar jeder von ihrem Ehrgeiz überzeugt. Aber ob sie noch einmal an die Erfolge von einst anknüpfen könnte? Da gab es so manchen Zweifler. „Ich hätte diesen Schritt nicht getan, wenn ich nicht noch einmal hätte angreifen wollen“, sagt Kathrin Boron. „Wenn ich in den Wettkampf gehe, will ich auch gewinnen. Etwas anderes zählt nicht.“ Und sie schaffte es noch einmal, setzte sich in Athen zum wiederholten Mal im Doppel zusammen mit ihrer Vereinskollegin Kerstin El-Qalquili, mit Manuela Lutze und Meike Evers durch und ruderte abermals zu olympischem Gold. „Ich habe an mich geglaubt, ich wollte erfolgreich sein.“ Die deutsche Fahne wurde bei der Abschlussveranstaltung von der Potsdamerin ins Stadion getragen, und auch im anschließenden „Club der Besten“, dem wohlverdienten Urlaub für die Medaillengewinner, folgte noch eine weitere Ehrung. Von den Sportlern wurde Kathrin Boron zum „Champion des Jahres“ gewählt. „Das ist etwas anderes, als wenn dich beispielsweise Sportjournalisten wählen“, meint sie. „Jeder von den Athleten weiß ganz genau, wie viel du für den Erfolg getan hast.“ Nach den Strapazen ist nun etwas Ruhe eingetreten. Tägliches Training „nur für mich“. Im nächsten Jahr will die gelernte Bankkauffrau, die bei der Deutschen Bank beschäftigt ist, bei der WM noch einmal angreifen. „Das steht fest, aber inzwischen kann ich nicht mehr so weit in die Zukunft planen“, weiß sie. Ans sportliche Ende mag die Siegerin nicht so recht denken. Auch nicht daran, was danach kommt. Vier gute Ruderinnen seien in der vergangenen Zeit vom Seekrug in die USA gegangen. „Dort finden die jungen Athleten neben dem Abitur oder dem Studium einfach bessere Bedingungen im Leistungssport vor.“ In Deutschland müsse da noch einiges getan werden: Das Engagement ihres Arbeitgebers sei leider nach wie vor eine Ausnahme. Auch das wird wohl ein Thema sein, wenn morgen Geburtstag gefeiert wird. Und zu dem gratulieren die PNN ganz herzlich.
Henner Mallwitz
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