Landeshauptstadt: „Ich will sie heilen“
Evangelisch-Kirchlicher Hilfsverein feiert Jubiläum
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Heute feiert der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein (EKH) sein 120-jähriges Bestehen. Dazu findet um 16 Uhr in der Pfingstkirche ein Gottesdienst und ab 17 Uhr im ehemaligen Gemeindesaal eine Festveranstaltung statt. Die Predigt zum Bibelwort „Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr; ich will sie heilen“ hält der Vereinsvorsitzende Pfarrer i.R. Reinhart Lange. Grußworte haben unter anderem Ministerpräsident Matthias Platzeck, Kulturministerin Johanna Wanka, Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz und Oberbürgermeister Jann Jakobs angekündigt.
Der Hilfsverein war am 28. Mai 1888 im Berliner Reichstagsgebäude gegründet worden, seinen Hauptsitz hat er bis heute in Potsdam. Er ging auf Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin Auguste Victoria zurück, die, damals noch Prinzenpaar, nach einem Gottesdienst in der Friedenskirche am 20. November 1887 die Bildung eines solchen Vereins angeregt hatten. Damit wollten sie in einer Zeit, als große Teile der Bevölkerung Not litten, dem Erstarken der Sozialdemokratie eine christlich-soziale Alternative entgegensetzen und die Beziehungen zwischen Thron, Altar und Volk verbessern. Der Verein begründete Gemeindezentren mit Kindergärten, Schulen, Diakonissenstationen und Krankenhäusern und ließ fast 60 Kirchen errichten, darunter die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Kurfürstendamm in Berlin.
Als einem der wenigen kirchlichen Vereine gelang es ihm, allerdings auf Potsdam zurückgedrängt, seine Existenz auch über die Zeit des Nationalsozialismus und der DDR zu behaupten. Seinen Sitz nahm er nach 1945 in der Gutenbergstraße 71/72 auf dem Gelände des von ihm begründeten ehemaligen Stiftungsverlages, wovon die Stiftungsbuchhandlung noch heute besteht. Die EKH-Geschäftsstelle befindet sich weiterhin in dem Gebäude.
Seit einigen Jahren ist der EKH nun wieder in der Lage, aus den Erträgen seiner Immobilien soziale und andere Projekte zu fördern, informierte Pfarrer Lange die PNN. Etwa 35 000 Euro werden jährlich dafür eingesetzt. So hat der Verein wesentlich zur Erhaltung seines Stammgebäudes in der Leistikowstraße 1 beigetragen, das nach 1945 durch den sowjetischen Geheimdienst als Untersuchungsgefängnis für politische Häftlinge missbraucht worden war.
Auf der heutigen Jubiläumsfeier legt die Historikerin Gabriele Förder-Hoff eine 155-seitige Geschichte des Evangelischen Hilfsvereins vor. Es ist seit Jahrzehnten die erste Veröffentlichung dieser Art. Die Festlichkeiten werden aber auch zur Vergabe des EKH-Fördervereins genutzt. Die 10 000 Euro und weitere Spenden gehen in diesem Jahr an die vier Schulen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Lande. Der Verein wird den Preis, von dem Stipendien für palästinensische Schüler christlichen Glaubens ausgesetzt werden, im Oktober in Jerusalem übergeben. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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