Landeshauptstadt: Ihre Kunden sind die Enttäuschten
Sechs private Jobvermittler aus der Region wollen gemeinsam den Ruf ihrer Branche verbessern
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Sechs private Jobvermittler aus der Region wollen gemeinsam den Ruf ihrer Branche verbessern Sechs private Arbeitsvermittlungsfirmen aus dem Arbeitsagenturbezirk Potsdam haben sich zu einem lockeren Initiativkreis zusammengeschlossen, um die Arbeit ihrer Branche „von ihrem schlechten Ruf“ zu befreien. Sabine Becker von „P Jobs“ betonte gestern bei einem Pressegespräch den gemeinsamen Anspruch, besser zu sein als die Agentur für Arbeit. Genaue Erfolgsquoten könnten jedoch nicht genannt werden, da die einzelnen Vermittlungsfirmen dafür zu unterschiedliche Ansätze verfolgten. Becker sagte: „Wir vermitteln den Unternehmern Arbeitssuchende, die auch zu ihnen passen und schaffen dadurch Arbeitsplätze.“ Dagegen hätten die Arbeitsagenturen besonders in der Vergangenheit oft ungeeignete Kandidaten zu den Firmen geschickt. Es gäbe Statistiken, dass 60 Prozent aller offenen Stellen nicht bei der Agentur gemeldet seien, weil die Firmen sich wegen ihrer negativen Erfahrungen gar nicht mehr an das Amt wenden würden. Die Strategie der privaten Vermittler ist es, auf enttäuschte Unternehmen zuzugehen. „Kleine Betriebe haben oft gar keine Zeit, Personal zu suchen, obwohl sie welches brauchen“, so Becker. Dann wird der passende Kandidat für den Platz gesucht und wenn nötig darauf vorbereitet. „Wir sagen unseren Kunden genau, dass sie etwa ihren Kleidungsstil ändern müssen, bevor wir sie in ein Bewerbungsgespräch schicken“, sagte Becker. Würden etwa Alkoholiker zu ihnen kommen, dann würde man von einer Betreuung absehen, da sich dies nicht lohne. Der Grund für dieses rigorose Vorgehen liegt in der Art, wie sich die privaten Arbeitsvermittler finanzieren. Jeder Arbeitssuchende bringt zu ihnen einen Vermittlungsschein der Agentur für Arbeit mit. Gelingt es der privaten Arbeitsvermittlung, ihm einen Job zu verschaffen, erhält sie von der Arbeitsagentur nach sechs Wochen Arbeitszeit 1000 Euro Brutto-Prämie. Bleibt der Job über ein halbes Jahr lang bestehen, kommen noch einmal 1000 Euro brutto dazu. Jedoch, so die sechs Arbeitsvermittler, würden die Prämien in 50 Prozent aller Fälle zu spät bezahlt. „Dabei leben wir von diesem Geld,“ kritisierte Brigitte Bruder von der Activ Personal- und Arbeitsvermittlung. Bei solchen und ähnlichen Problemen würden sich die Arbeitsvermittler mit den langsamen Strukturen der Arbeitsagentur konfrontiert sehen – trotz der Reformbemühungen. „Es sind immer noch die selben Stolpersteine wie früher, denn die Mitarbeiter wurden nicht ausgetauscht“, sagte Norma Kühl von der Aktionszentrum Multi Media GmbH. Gegen solche Vorwürfe wehrte sich gestern Isabel Wolling, Sprecherin der Potsdamer Agentur für Arbeit. Zwischen Januar und April seien in diesem Jahr im Agenturbezirk 2667 Vermittlungsscheine ausgegeben worden, 495 davon wurden eingelöst. „Auch die Arbeitsvermittler können das konjunkturelle Klima nicht ignorieren und Jobs schaffen.“ Zum Vergleich dazu hätte die Agentur im selben Zeitraum abzüglich der Ein-Euro-Jobs rund 1400 Stellen geschaffen. Im Zuge der Reformen würde sich das Verhältnis zu den Arbeitgebern wieder verbessern. Zu Missbrauchsfällen von Vermittlungsscheinen sagte Wolling: „Uns ist dieses Jahr noch nichts aufgefallen, letztes Jahr gab es jedoch zehn Fälle.“
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