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STIMMEN ZUM 20. JULI 1944: „Ihre Widerstandsleistung nötigt Respekt ab“

„Die Männer des 20. Juli haben nicht meine uneingeschränkte Bewunderung.

Stand:

„Die Männer des 20. Juli haben nicht meine uneingeschränkte Bewunderung. Ihre Widerstandsleistung nötigt Respekt ab, doch als gesellschaftliche Vorbilder sind sie ungeeignet, denn sie haben großen persönlichen Anteil am Faschismus. Carl Heinrich von Stülpnagel war zum Beispiel ein glühender Antisemit. Ich würde lieber eine größere Gruppe geehrt sehen, etwa die Deserteure und Kriegsdienstverweigerer, von denen 20 000 hingerichtet wurden. Dagegen waren die Männer des 20. Juli 1944 doch eine sehr kleine Gruppe. Ich habe den Eindruck: Eliten von heute ehren die Eliten von damals.“

Lutz Boede, Stadtfraktion Die Andere, Mitglied der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär

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„Die Widerstandsgruppe war nicht repräsentativ – deshalb müssen wir sie ehren. Es war ein Widerstand der ganz wenigen. Sie hatten begriffen, dass sie zu Mitschuldigen an Hitlers Verbrechen geworden sind und sie wollten der Fortführung der Verbrechen ein Ende setzen. Es waren Menschen, die erkannten, dass Hitler die deutsche Nation in den Untergang treibt. Sicher, nur wenige von ihnen waren Anhänger der parlamentarischen Demokratie, denn sie haben die Weimarer Republik scheitern sehen, die zu Hitler geführt hat. Die parlamentarische Demokratie wurde damals in breiten Kreisen als ein gescheitertes Modell angesehen. Für mich sind es Menschen – wenn auch mit Schattenseiten – die einen festen Entschluss fassten und dafür ihr Leben gaben. Davor ziehe ich meinen Hut.“

Oberst Winfried Heinemann, Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam (MGFA)

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„Widerstand gegen Tyrannei ist immer richtig. Deshalb bin ich gegen kleinliche Überlegungen, sich an den gesellschaftspolitischen Vorstellungen der Männer des 20. Juli zu stören. Jeder sollte aber wissen, dass es auch anderen Widerstand gab, den der Kommunisten, der Sozialdemokraten, aus den Kirchen. In Westdeutschland ist dies kaum bekannt. Es wäre schön, wenn die Jugend über die ganze Bandbreite des Widerstands informiert würde. Was ich aber nicht möchte, ist ein Streit darüber, welcher nun der bessere Widerstand war.“

Ellen-Chwolik-Lanfermann (FDP), Richterin, Vorsitzende des Bürgervereins Potsdamer Innenstadt „Freies Tor“gb

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