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Landeshauptstadt: Ikone des Naturschutzes

Haus der Natur eröffnete Ausstellung über Reimar Gilsenbach

Haus der Natur eröffnete Ausstellung über Reimar Gilsenbach Als wenige Tage nach dem Fall der Mauer am 15. November 1989 die erste Potsdamer Umweltnacht stattfand, erlebten die 15 000 Teilnehmer auch Reimar Gilsenbach. Bis dahin hatte die „Ikone des ostdeutschen Naturschutzes“ seine von seiner Frau gesungenen Lieder nur im kleinen Kreis vorstellen dürfen. Der 2001 verstorbene Gilsenbach, der mit seinen Ansichten und Schriften auch den späteren brandenburgischen Umweltminister und heutigen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck stark beeinflusst hat, wäre am gestrigen Freitag 80 Jahre alt geworden. Dies nahm das Haus der Natur zum Anlasss einer Ausstellung, die bis Ende Oktober zu besichtigen ist. Der Betrachter erfährt, dass der in einer „öko-anarchischen Kommune“ in Nordrhein-Westfalen aufgewachsene Reimar Gilsenbach aus der Wehrmacht desertierte. 1951 wurde er als Redakteur der „Sächsischen Zeitung“ fristlos gekündigt, weil er sich für einen vom Sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilten Oberschüler einsetze. Später wurde er Chefredakteur der kritischen Zeitung „Natur und Umwelt“ und nach deren politisch motivierter Einstellung 1962 freier Autor. In 25 Büchern hat Gilsenbach seine Ansichten verdeutlicht, so in den Band „Schönheit der Flüsse und Seen“ erschreckende Fotos von den durch die Industrie vergifteten Gewässern aufgenommen. Seit 1974 wohnte er im märkischen Brodowin und hatte entscheidenden Anteil daran, dass daraus nach der Wende ein ökologisches Dorf wurde, in dem die Flächen der Landwirschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) umweltschonend bewirtschaftet werden. Erstaunlich: Reimar Gilsenbach war von 1947 bis zu deren Auflösung Mitglied der SED. Er ging in seiner Kritik an der Umweltpolitik, wie Regine Auster, die Chefin des Hauses der Natur, bei der Ausstellungseröffnung erklärte, stets bis an die „Grenze des Möglichen“, aber nicht darüber hinaus. Dem Regime ließ er dadurch wenig Chancen, repressiv gegen ihn vorzugehen. Dennoch wurde er ab 1984 vom Ministerium für Staatssicherheit beobachtet. Und 1989 stand er auf der Liste der Intellektuellen, die bei einem Umsturzversuch in Internierungslager verbracht werden sollten. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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