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Von Dirk Becker: Im Bann von Schlange und Kranich

Zweitägiger Workshop gibt Einblicke in die inneren Kampfkünste aus den chinesischen Wudang-Bergen

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Auf den ersten Blick haben sie etwas Tänzerisches, dieser Kranich und die Schlange. Fließende und elegante Bewegungen, auch mal schnell, aber immer harmonisch. Und nicht jeder würde bei diesen Bewegungen gleich an Kampfsport denken. Aber eine kleine Vorführung von Ismet Himmet genügt, um zu sehen oder am eigenen Leib zu erfahren, was alles mit Kranich und Schlange möglich ist.

Wer wissen möchte, was es mit diesen Formen oder Bewegungsabläufen mit den harmlosen Tiernamen auf sich hat, was unter Wudang-Handformen zu verstehen ist, zu denen Kranich und Schlange gehören, und wer sich an der anspruchsvollen und so faszinierenden 18er Wudang-Quan- Handform probieren oder sie vertiefen möchte, hat dazu ausgiebig die Möglichkeit am zweiten Oktoberwochenende. Dann geben Ismet Himmet, Leiter des Wudang-Pai-Systems in Deutschland, und der Potsdamer Wudang-Pai-Trainer, Ulike Glumbik, in der „fabrik“ in der Schiffbauergasse einen zweitägigen Einführungsworkshop. Sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene oder solche, die schon Erfahrungen im Training anderer Kampfsportarten haben, erhalten hier einen Einblick in die Vielfalt der sogenannten inneren Kampfkünste aus den Wudang-Bergen Chinas. Gleichzeitig ist es eine der seltenen Möglichkeiten, von Ismet Himmet persönlich trainiert zu werden, der derzeit nicht mehr allzu oft in Deutschland anzutreffen ist.

„Zwei der Grundprinzipien aus Wudang finden sich in weiterentwickelter Form in Schlange und Kranich“, sagt Ismet Himmet. In der Figur der Schlange ist es das Zentrallinienprinzip, in der des Kranichs das Prinzip der Umhüllung. Im Grunde, so Himmet, der 2006, nach fünfjährigem Trainings- und Ausbildungsaufenthalt bei namhaften Meistern in China zurückgekehrt, das deutsche Wudang- Pai-System in Berlin aufgebaut hat und mittlerweile leitet, finden sich in diesen beiden Prinzipien die Anfänge der gesamten Kampfkunst aus Wudang Pai. So wie sie seit Jahrhunderten schon in China praktiziert und immer wieder weiterentwickelt wird. Während bei der Schlange Verteidigung und Angriff immer geradlinig verlaufen, agiert der Kranich, etwas vereinfacht gesagt, auf kleinen Umwegen umhüllend. Die Geradlinigkeit gehört in vielen anderen Kampfsportstilen zum Programm, das Prinzip des Kranichs ist dagegen weniger bekannt.

Während des Workshops in Potsdam sollen ausgiebig Schlange und Kranich trainiert werden. Als nächster Schritt ist dann die 18er Wudang-Quan-Handform geplant, bei der wie in einer gewissen Choreografie Formen wie Schlange und Kranich aufeinander folgen. „Diese 18er Handform ist eine Basisform, die in den Wudang-Bergen entwickelt wurde, um sämtliche Taiji-Stile zusammenzufassen“, so Himmet. Hier verbinden sich langsame und weiche mit schnellen und explosiven Bewegungen. Ein intensives, anstrengendes und auch schweißtreibendes Training, das Geduld und Konsequenz erfordert, wenn man diese Form auf einem anspruchsvollen Level beherrschen möchte.

Neben Partnerübungen wird Ismet Himmet auch Anwendungen dieser Formen in Angriff und Verteidigung zeigen. Er wird über die zehn Urprinzipen von Wudang sprechen und wohl auch über die neue Schule, die er zusammen mit dem chinesischen Meister Tang Li Long in diesem Jahr in Wudang Shan eröffnet hat. Dort, am Ursprungsort, will er nun die inneren Kampfkünste in Form einer systematischen Ausbildung in Theorie und Praxis unterrichten. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte

Einführungsworkshop am 9. und 10. Oktober in der „fabrik“, Schiffbauergasse. Informationen unter www.fabrikpotsdam.de und www.wudang-deutschland.com

Dirk Becker

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