Sport: Im Gleichschritt
Sportliche und wirtschaftliche Entwicklung müssen gemeinsam wachsen, dann ist auch der Aufstieg Thema
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Sportliche und wirtschaftliche Entwicklung müssen gemeinsam wachsen, dann ist auch der Aufstieg Thema Von Jan Brunzlow Peter Ränke erinnert sich noch gut an den 12. Juni, als er offiziell als neuer Trainer des SV Babelsberg 03 vorgestellt wurde. Das Insolvenzverfahren steckte in den Kinderschuhen und ein Großteil der Mannschaft kehrte dem Verein den Rücken. Aufbauarbeit hieß damals die Devise des letztjährigen Borussen. Fünf Monate später führt er mit Nulldrei die Tabelle der NOFV-Oberliga Staffel Nord an, ist seit 13 Spielen - davon zwölf Ligaspiele – ungeschlagen und kann behaupten, dass es seine Mannschaft ist. „Ich habe die Freiheit bekommen, mir eine Mannschaft unter den damals möglichen Bedingungen zu formen“, sagte Ränke. Im Moment steht er mit dieser an der Sonnenposition und schielt auf die Herbstmeisterschaft. „Wenn wir am Samstag gewinnen, können wir uns das Spiel am Sonntag in Ruhe anschauen“, sagt Ränke. Der frühere Trainer der Amateure von Hansa Rostock wünscht sich eine gepflegte Punkteteilung zwischen seinem Ex-Exverein und den Hertha-Bubis. Zweiter gegen Dritter der Oberliga heißt die Paarung des 18. Spieltages, und Erster gegen Vierter. Der SV Babelsberg 03 gastiert (Samstag 13.30 Uhr) im Mommsenstadion bei Tennis Borussia Berlin, der Überraschungsmannschaft in dieser Saison. „Sie spielen eine gute Rolle. Ich muss zugeben, damit habe ich nicht gerechnet“, erklärt der letztjährige Coach der insolventen Veilchen. Mit nur elf Gegentoren stehen die Berliner als Bollwerk der Liga da, im Ansturm darauf ist am Samstag die mit 52 Toren erfolgreichste vorderste Spielreihe. Wie sich das verträgt, vermag Ränke nicht vorherzusagen. Nur so viel weiß er mit Sicherheit: „Es wird schwer, aber wir haben die Chance, auch dort zu gewinnen.“ Ob Herbstmeister oder nicht, ist ihm dabei egal. Es wäre eine Momentaufnahme, wie jeder Spieltag an der Tabellenspitze. „Wir denken weiter von Spieltag zu Spieltag“, erklärt der Fußballlehrer: „Aber zumindest wäre es eine Bestätigung der Arbeit.“ Gut, aber ohne Wert. Zumindest sportlichen. Finanziell könnte die anhaltende Siegesserie als Welle der Sympathie und womöglich auch der Finanzen zurück zum Verein schwappen. Der momentane Erfolg führt zumindest dazu, „dass sich viele für uns interessieren“. Doch darin liegt auch die Kruks der Geschichte: in acht Heimspielen trafen die Babelsberger 31 Mal das gegnerische Tor, „jetzt haben die Leute bei jedem Spiel diese hohen Erwartungen“, so Ränke. Und auswärts erwartet die Gastgeber das Spiel des Jahres – Zahltag am Kassenhäuschen und der Versuch, den Tabellenführer zu stürzen. Der Grat der Wanderung des SV Babelsberg ist schwer, vom Aufstieg will keiner reden. Wenn überhaupt, wird an den Meistertitel der NOFV-Oberliga Staffel Nord gedacht. Eine etwaige Rückkehr in die dritte Spielklasse führt dann wohl über Jena, dem Südstaffelführenden. Doch ist mit dem Gedanken daran auch die Angst vor einer Wiederholungstat verbunden. Das Sportliche entwickelt sich schneller als das Umfeld. Schon Oskar Kosche sagte zu Zeiten des Babelsberger Aufschwungs in die 2. Bundesliga, die erste Mannschaft habe sich zu weit entfernt. Dass eigener Nachwuchs in diese Sphären aufrücken kann, galt als ausgeschlossen – auch wenn einige Spieler Verträge aus Vorbildwirkung erhielten. Nun sieht Ränke wieder die Gefahr, dass das wirtschaftliche Umfeld nicht so wächst wie der Erfolg. „Darum geht es aber, wir müssen im Gleichschritt gehen“, warnt er vor Aufstiegseuphorie und will die kontinuierliche Arbeit am Park fortsetzen. Selbst in den Stunden des Erfolges sieht der Arbeiter an der Seitenlinie noch „einigen Leerlauf“ im Spiel der Mannschaft. Am Samstag nun will er seinem eigenen Ziel wieder ein Stück näher kommen: guten Fußball zu bieten.
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