Landeshauptstadt: Im Hürdenlauf zur Ausbildung
Tag der offenen Tür bei der Telekom in der Michendorfer Chaussee
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Tag der offenen Tür bei der Telekom in der Michendorfer Chaussee Von Karsten Sawalski Anica Baitz weiß, wie ihr Einstieg in die Berufswelt aussehen soll. Zunächst macht die 18-jährige Schülerin der Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule im Frühjahr 2004 ihr Abitur. Danach – wenn sie das Drei-Stufen-Auswahlverfahren besteht – beginnt sie eine Ausbildung zur IT-Systemkauffrau. Die Möglichkeit zum Studium lässt sie offen. „Ich will erst mal eine Berufsausbildung in der Tasche haben, studieren kann ich dann immer noch. Anica Baitz ist gut vorbereitet: Sie hat ihre Bewerbungsunterlagen bereits vor zwei Wochen an die Telekom geschickt. Trotzdem nutzt sie die Gelegenheit, um am Sonnabend beim Tag der offenen Tür der Telekom an der Michendorfer Chaussee noch mehr zu erfahren. Der Beruf der IT-Systemkauffrau sei ein „zukunftsorientierte Ausbildung“, sagt die Bewerberin, weil die Tätigkeit wegen der „globalen Entwicklung“ zunehmend gebraucht werde. Die Schülerin beschreibt ihre Vorstellung von dem, was sie als Systemkauffrau machen würde, bereits so differenziert und fachlich korrekt, dass es sich wie eine Formulierung aus den Telekom-Prospekten anhört. Selbst Walter Kapust, der schon viele Bewerber als Leiter der Berufsausbildung am Standort Potsdam kennen gelernt hat, scheint von Anica Baitz begeistert zu sein. Überhaupt habe sich die Qualität der Bewerbungsunterlagen verbessert. „Die sind jetzt sowohl optisch als auch von der Rechtschreibung her meistens in Ordnung“, sagt Kapust, schränkt allerdings ein: „Beim Eignungstest haben dann doch viele Probleme“. Kapust vermutet, dass einige ihre Anschreiben von den Eltern oder älteren Geschwistern machen lassen. Aber dennoch hat der Berufsausbildungsleiter den Eindruck, dass die intensiven Berufsvorbereitungen in den Schulen jetzt greifen würden. Das bestätigt auch Annelore Deppner, die seit 1992 als Referentin der Telekom Training Vorstellungsgespräche führt: „Kurz nach der Wende haben die Schüler kaum den Mund aufbekommen, jetzt sind sie wesentlich selbstbewusster“. Das Assessment-Verfahren, also die Form von Eignungstest, in dem das Verhalten der Bewerber im Team beobachtet wird, ist für Anica Baitz kein Fremdwort: „Das haben wir in der Schule schon durchgespielt“, sagt sie. Bei der Vorauswahl der Bewerbungen zählt zunächst der Zeugnisdurchschnitt, der nicht schlechter als drei sein sollte. Die Ausbilder schauen besonders auf Leistungen in Mathematik, Deutsch und Englisch. „Wir stellen hier immer noch ein Englisch-Defizit gegenüber den alten Bundesländern fest“, bemerkt Kapust, „die Auszubildenden brauchen aber die Fremdsprachenkenntnisse, weil wir auch Praktika im Ausland anbieten“. Der Vorauswahl folgt eine Einladung zum schriftlichen Eignungstest, der zweiten Hürde, bei der das Allgemeinwissen und die Kommunikationsfähigkeit der potentiellen Berufsanfänger überprüft wird. Wer danach in die engere Wahl kommt, muss noch eine dritte Hürde nehmen: Das Vorstellungsgespräch. Dabei bilden die Bewerber Teams, die eine Aufgabe vorbereiten und präsentieren. Vier Ausbildungsberufe bietet die Telekom an: Kaufmann für Bürokommunikation, Fachinformatiker in Fachrichtung Systemintegration, IT-Systemelektroniker und IT-Systemkaufmann. Aber am Sonnabend hält sich das Interesse potentieller Bewerber augenscheinlich in Grenzen. Etwa 65 Schüler hätten sich in die Besucherliste eingetragen, behauptet Kapust, es seien aber wesentlich mehr da gewesen: „Das Interesse ist nach wie vor groß, auf einen Ausbildungsplatz kommen 15 bis 20 Bewerber“. Wie viele Plätze im nächsten Jahr für Potsdam zur Verfügung stehen, wissen die Ausbilder noch nicht. Die Azubis seien im Jahr 2002 noch alle übernommen worden, in diesem Jahr bekommen sie einen befristeten Jahresvertrag, für 2004 laufen die Tarifverhandlungen. Welche Chancen rechnet sich Anica Baitz aus? „Momentan kann ich nur von Hoffnung sprechen“, sagt sie.
Karsten Sawalski
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