Landeshauptstadt: Im Jahr der Jugend “09 nichts vorzuzeigen Protestkampagne will Schlimmstes verhindern
Von Nicola Klusemann Sie wollen nur eins: nämlich, dass sich die Stadtverordneten verpflichten, künftig ein Prozent ihrer Haushaltsausgaben in die Kinder- und Jugendarbeit zu investieren. Andernfalls, davon sind die zur Protestkampagne zusammengeschlossenen freien Träger der Jugend(sozial)arbeit überzeugt, drohe der Stadt spätestens 2006 ein Fiasko.
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Von Nicola Klusemann Sie wollen nur eins: nämlich, dass sich die Stadtverordneten verpflichten, künftig ein Prozent ihrer Haushaltsausgaben in die Kinder- und Jugendarbeit zu investieren. Andernfalls, davon sind die zur Protestkampagne zusammengeschlossenen freien Träger der Jugend(sozial)arbeit überzeugt, drohe der Stadt spätestens 2006 ein Fiasko. Dann gäbe es Rieseneinbrüche in der Kinder- und Jugendarbeit, Angebote würden ersatzlos gestrichen, ganze Einrichtungen müssten geschlossen werden. Und im Potsdamer Themenjahr der Jugend 2009 hätte die Stadt womöglich nichts mehr zum Vorzeigen. Schwarz malen Dirk Harder, Geschäftsführer des Protest-Koordinators Stadtjugendring, muss schwarz malen. „Wenn wir diese Zukunft nicht wollen, müssen wir jetzt handeln.“ Dass das durchaus Früchte tragen kann, habe der Jugendaktionstag im vergangenen Jahr kurz vor der Kommunalwahl gezeigt. Die Kürzungen seien nicht so drastisch ausgefallen, wie ursprünglich geplant, ist Dirk Harder überzeugt. So wären bereits Anfang dieses Jahres drei von insgesamt acht Schulsozialarbeiterstellen im Zuge der auslaufenden Strukturanpassungsmaßnahmen (SAM) weggefallen. So gab es zumindest eine Gnadenfrist bis zum 31. Juli. Dabei sei der Bedarf viel höher. Weitere vier Schulen – die Grundschule am Priesterweg, die Weidenhof-Grundschule, die Goetheschule und die Fröbelschule – hätten wegen dieser besonderen Unterstützung schon beim Trägerverein Paragraph 13 KJHG e.V. angefragt. Die von der Protestkamapagne „Wir wollen nur eins“ geforderten ein Prozent, das sind 3,5 Millionen Euro, seien nicht aus der Luft gegriffen. Das Bundesjugendministerium empfehle den Kommunen sogar 1,5 Prozent des Haushaltsvolumen. Die Potsdamer Träger haben sich beschieden. Als der Jugendförderplan für das vergangenen Jahr aufgestellt wurde, basierte er auf dieser finanziellen Grundlage. Darin enthalten waren schon damals jene SAM–Stellen, die nach einem Beschluss der Stadtverordneten in Regelstellen umgewandelt werden sollten. Auch der Jugendförderplan erhielt Zustimmung in den Entscheidungsgremien, umgesetzt wurde er nur zum Teil. Die Stadtkämmerei belegte ihn bereits 2003 mit Kürzungen, die auch schon Folgen hatten. So sei das Jugendboot-Projekt vom Club 91 gestorben, nannte der Stadtjugendring-Chef ein Beispiel. Für die Wartung des umgebauten Wasserpolizeibootes waren die Jugendlichen selbst verantwortlich und wurden mit Wasserausflügen belohnt. Nach Harders Information sei das Boot mittlerweile verkauft. Gebe es keine positive Entscheidung in diesem Jahr, würde auch der Abenteuerspielplatz „Blauer Daumen“, bei dem zur pädagogischen Betreuung der bauenden und bastelnden Kinder eine SAM- und eine ABM-Kraft beschäftigt sind, aus der Landschaft der Kinder- und Jugendarbeit verschwinden. Daten als Argument Würde der Sparkurs der Stadt auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendarbeit weiter gefahren, so werde jede fünfte der insgesamt 36 Stellen aus dem 610-Stellen-Programm des Landes – darunter auch Mitarbeiter in Jugendclubs – zum Jahreswechsel 2004/2005 entfallen. Statt dem gewünschten einen Prozent für Jugendarbeit wolle der Finanzbeigeordnete nach Informationen der Protestler jetzt die Zuweisungen für den Jugendförderplan auf 2,7 Millionen Euro herunterschrauben. Schon im vergangenen Jahr wurde der Betrag auf 3,2 Millionen Euro heruntergestutzt. Mittelfristig, so fürchtet Dirk Harder, würden 25 bis 30 Prozent des jetzt vorhandenen Angebot verschwinden, wenn man nichts unternähme. Um das so entstehende Loch genau zu umzirkeln, wird die Protestkampagne jetzt erst einmal Daten sammeln. Von allen Kinder- und Jugendeinrichtungen in der Stadt wollen die Koordinatoren wissen, wie viele Kids das jeweilige Angebot nutzen und mit wie vielen Betreuern sie das bewältigen. „Diese Zahlen geben uns wichtige Argumente an die Hand“, hofft Harder. Bis Ende Februar sollen die Daten erhoben sein. Danach starten die unterschiedlichen Gruppen – Clubs, Streetworker oder Schulsozialarbeiter – Aktionen, „um den Druck aufrecht zu erhalten“. Im Mai/Juni sollen die Stadtverordneten die Selbstbindung beschließen.
Nicola Klusemann
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