
© O. Dietrich
Vietnamesisches Neujahrsfest in Potsdam gefeiert: Im Jahr des Feuerhahns
Die vietnamesische Gemeinde Potsdam feierte das Neujahrsfest im Bürgerhaus am Schlaatz. 150 Besucher kamen.
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Potsdam - Das Jahr des Affen ist vorbei, das freche Tier hat ausgedient: Denn laut dem chinesischen Kalender, der auch in Vietnam benutzt wird, beginnt nun das Jahr des Feuerhahns. Nun ja, eigentlich beginnt es etwas später, erst am 28. Januar. Dieser fällt dieses Jahr jedoch auf einen Donnerstag – Grund genug für die vietnamesische Gemeinde Potsdams, vorzufeiern.
Das machten am gestrigen Sonntag ungefähr 150 Besucher im Bürgerhaus am Schlaatz am Schilfhof. Das sind ziemlich viele Leute für das kleine Haus, das eigentlich nur für 90 Leute ausgelegt ist. Nicht nur gut gefüllt war es, sondern auch bunt. Vietnamesische Neujahrfeste müssen bunt sein, so viel wird sofort klar: Rot und Gelb dominieren, die Tischdecken sind knallpink. Auf der Bühne tanzen sechs vietnamesische Mädchen zu einer Art Schlager. Zur Choreografie tragen sie knallrote T-Shirts mit großem gelben Stern. So stellt man sich doch Vietnam vor, oder? Und mit diesem wunderbaren Essen, dessen Geruch den Raum erfüllt: Reis steht natürlich auf den Tischen, es gibt Gemüse, Fleisch, Frühlingsrollen. Die Vietnamesen, die tagsüber in Imbissbuden stehen oder Nagelstudios betreiben, hatten am Abend und in der Nacht zuvor noch das Büffet vorbereitet.
Die meisten Vietnamesen in Potsdam haben sich selbstständig gemacht
Der berühmte, nimmermüde vietnamesische Fleiß: Um die 70 Prozent der hier lebenden Vietnamesen haben sich laut Schätzungen selbstständig gemacht. Viele, die an diesem Sonntag tanzten und das Essen servierten, gehören zu dieser Gruppe. Und dieses selbst Gemachte, dieses selbst Geschaffene, das macht die vietnamesische Mentalität aus.
Thi Hai Ninh Do steht ganz hinten, sie strahlt, sie hat das Fest mit organisiert. Vorn an der Bühne hängt ein großes Plakat, „Chào Xuân“ steht da drauf. „Chào heißt Gruß, Xuân heißt neues Jahr“, übersetzt sie. „Wir begrüßen das neue Jahr“. Und dann die Frage: Was bringt er denn, der Feuerhahn, was erwarten die Vietnamesen von ihm? „Wir hoffen auf ganz viel positive Veränderungen“, sagt sie. Das passt: dieser unbezwingbare Optimismus.
Gerücht: Vietnamesen bleiben nur unter sich
Im Saal selbst ist es unterdessen laut, sehr laut, bei so vielen Menschen auf so engem Raum. Da ist nicht viel von den Reden zu verstehen, ohnehin scheinen nur die zuzuhören, die ganz vorn sitzen, die Kinder erst recht nicht. Diese preußische Ehrfurcht vor Reden, dieses betretene Schweigen, das gibt es hier nicht. Drei Generationen sind hier untereinander, die ersten Vietnamesen kamen als Vertragsarbeiter in den 1970ern, bleiben sollten sie auf keinen Fall – mit der Wende wurden sie jedoch dem politischen Einfluss entzogen. Die dritte Generation wächst mittlerweile mit der deutschen Muttersprache auf. Das Gerücht, dass Vietnamesen nur unter sich seien – nicht mehr als ein Gerücht, wie man am Sonntag merkte. Bei Weitem nicht alle der Besucher waren Vietnamesen: Auch Potsdamerinnen waren in den glitzernd-bunten vietnamesischen Kleidern zu sehen.
Feuerwerk gab es dann auch, obwohl das nur auf der Leinwand stattfand, dann wurden noch ein paar Glitzerkanonaden gezündet. In Potsdam hat das Jahr des Feuerhahns endgültig begonnen.
Oliver Dietrich
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