Landeshauptstadt: Im Kampf gegen das Gaumenflattern
„Schnarchen – lästig und riskant“: Vortrag im Klinikum Ernst von Bergmann
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Das Gaumensegel flattert, das Zäpfchen und manchmal auch der hintere Teil der Zunge. Bei jedem Atemzug. Manchmal hört es sich an wie eine Motorsäge, manchmal wie ein ratternder Zug. Ein schönes Geräusch ist das nicht, aber ein häufiges. Jeder vierte Mann unter 60 schnarcht. Und wer mit 59 noch nicht schnarcht, tut es meist spätestens mit 60 – statistisch betrachtet. Dann schnarcht nämlich mehr als jeder zweite Mann, genauer 60 Prozent. Und die Frauen sind kaum leiser: 40 Prozent aller über 60-jährigen Frauen schnarchen.
Dementsprechend gut besucht von dieser Generation war gestern auch der Vortrag im Klinikum Ernst von Bergmann, den die Akademie 2. Lebenshälfte organisiert hatte. Rund 40 Zuhörer saßen in der Cafeteria. Der Chef der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Markus Jungehülsing, der jedes Jahr rund 500 Potsdamer Schnarcher behandelt, sprach zum Thema „Schnarchen – lästig und riskant“. Riskant sei das Schnarchen vor allem, weil Schnarcher sich im Schlaf kaum erholen können. Zum einen, weil starke Schnarcher vom eigenen Krach ständig aufwachen. Zum anderen, weil bis zu 100 Mal pro Nacht der Atem plötzlich stillsteht. Diese Schlafapnoen dauern manchmal 30 Sekunden und mehr. Verursacht werden sie dadurch, dass der Rachen des Schnarchers vollständig zusammen fällt.
Schnarcher sollten aber auf jeden Fall zum Arzt gehen, damit der feststellen kann, wodurch das Schnarchen verursacht ist, mahnte Jungehülsing an. Bei manchen Patienten fehle zum Beispiel im Zäpfchen und Gaumen die Spannung, sie hängen im Schlaf nach unten und versperren der Luft den Weg.
Die Ärzte können den Gaumen operativ straffen und das Zäpfchen verkleinern, erklärte Jungehülsing. Zum Beispiel könnten sie einen Teil weglasern. Aber diese Operationen täten „ganz schrecklich weh“. „Die meisten nehmen rund fünf Kilo ab, weil sie nichts schlucken können, weil sie so höllische Halsschmerzen haben“, sagte Jungehülsing. Aber es ginge noch martialischer. Zum Beispiel könne man einen Teil des Gesichts runterklappen, auf Höhe des Kinns ein Loch in den Kiefer bohren und die Zungenwurzel nach vorn ziehen. Allerdings sehe man danach etwas anders aus, habe eben mehr Kinn. In den USA werde diese Methode angewendet. Er selbst kenne nur zwei Patienten, die sich dieser Prozedur unterzogen haben. Und beide schnarchten noch immer.
Kann man Schnarchen auch unblutig verhindern? Mit Tabletten? Die seien allesamt Blödsinn und nützten nur den Herstellern, sagte Jungehülsing. Die einzigen Mittel, die Schnarchen wirklich verhinderten, hatte er schnell aufgezählt: „Regelmäßig schlafen, schlank sein, keinen Alkohol trinken und nicht rauchen.“ Oder wachbleiben, rief jemand aus dem Publikum. just
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