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Landeshauptstadt: Im Kinderclub wird das Essen knapp

„Unser Haus“ am Schlaatz bietet hungrigen Schülern warme Mahlzeiten. Nun bleibt Lebensmittellieferung aus

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Mieslaunig und zappelig waren die Kinder, wenn sie nachmittags in den Club „Unser Haus“ kamen. Bis einige mit dem Grund herausrückten, erinnert sich Erzieherin Petra Gerlach: „Sie hatten den ganzen Tag noch nichts gegessen und schlichtweg Hunger.“

Um die Mägen der Sechs- bis Zwölfjährigen zu füllen, hatte das Kinderclub-Team zunächst Teller mit frischem Obst und Gemüse hingestellt. Seit knapp einem Jahr nun gebe es auch die tägliche „Tafelrunde“ – eine warme Mahlzeit, die unter Anleitung von den Kindern selbst gekocht wird. „Das kennen die meisten unserer über 20 Stammbesucher von Zuhause nicht“, sagt Petra Gerlach. Die Zutaten wurden in der ersten Zeit von der Potsdamer Tafel – einem Verein, der gespendete Lebensmittel verteilt – geliefert. Inzwischen aber sei die Zahl der Bedürftigen offenbar so stark gestiegen, dass am Ende der Ausgabetage nichts mehr für den Kinderclub im Bisamkiez übrig bleibe, so die Erzieherin. Die Zuweisungen an „Unser Haus“ seien ohnedies auf freiwilliger Basis geschehen, erklärt Petra Gerlach. Als regelmäßiger Empfänger komme der Club in Trägerschaft des Fördervereins für Jugend und Sozialarbeit nicht in Frage, „weil wir vom Jugendamt gefördert werden. Das Geld könne der Club aber nicht ausschließlich für Lebensmittel ausgeben, dann fiele der Rest des Clubprogramm nahezu aus. Deshalb werde zurzeit mit „Fantasie und Schneegestöber“ gekocht, manchmal gäben die Clubmitarbeiter aus eigener Tasche etwas zur Haushaltskasse dazu, damit der Speiseplan einigermaßen abwechslungsreich bleibt. Nudeln mit Tomatensoße ziehen natürlich immer, auch wenn Currypulver als Zutat zunächst von den Küchenhilfen kritisch beäugt wurde. „Am Ende essen sie“s doch gern“, sagt „Küchenfee“ Mandy Gerhardt, die als Ein-Euro-Jobberin im Kinderclub für das Kochen und den Sport eingeteilt ist. Die Erzieherin mit abgebrochener Kochausbildung beherrscht die Kunst aus wenig etwas Leckeres zu machen. „Wenn allerdings nichts da ist, wird es auch für mich schwer.“ Mandy Gerhardt und ihre Teamkollegen hoffen deshalb auf Spender, die eine regelmäßige Nahrungsmittellieferung sichern helfen.

Über 50 Anfragen, auch an große Lebensmittelvertriebe, habe sie geschrieben, erzählt Petra Gerlach. In den meisten Fällen gab es Absagen, aber auch ein großes Paket mit Tee, „das reicht für ein Jahr“ und einen Zehn-Kilo-Sack Reis. „Deshalb machen wir demnächst eine Chinawoche“, kündigt die Erzieherin an. NIK

Kinderclub „Unser Haus“, Tel.: (0331) 8172861

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