
© Katie Simpson
Landeshauptstadt: Im Kreise von Père Lachaise
Bornstedter Friedhof ist Teil der Route der bedeutendsten europäischen Friedhöfe / Arkadengang fertig restauriert / Sanierungsstart für Kirchenfassade
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Bornstedt - Psalm 100 weist den Weg. „Gehet zu seinen Toren ein“, zitierte Pfarrer Friedhelm Wizisla am Freitag aus der Bibel. Der geistliche Hirte der Evangelischen Kirchengemeinde Bornstedt hatte dabei durchaus Handfestes im Sinn: Der baulich und optisch heruntergekommene Arkadengang – das Entrée zum Bornstedter Friedhof und zur Kirche – wurde nach seiner Restaurierung gestern feierlich eingeweiht. Er wünsche sich, dass die Menschen „nicht nur durcheilen, sondern ihn in seinem neuen Glanz auch wahrnehmen“, erklärte Wizisla. Der Superindendent des Kirchenkreises, Joachim Zehner, jubelte über einen „großen Tag für Bornstedt“, denn es sei die Restaurierung eines Kirchenensembles von „ganz großer Schönheit“ gelungen.
Die Gemeinde hat allen Grund zur Freude. Gleich drei Projekte hat sie bislang aus dem Konjunkturpaket I des Bundes für nationale Unesco-Welterbestätten finanziert bekommen: Die Trauerhalle und der freistehende Campanile der Kirche wurden bereits restauriert, der Arkadengang ist nun ebenfalls fertig und als vierte Maßnahme beginnt in der kommenden Woche die Fassadensanierung des Kirchenschiffs. Außerdem werden bis 2013 die einsturzgefährdeten Friedhofsmauern saniert. Nach Abschluss aller Vorhaben werden 1,4 Millionen Euro auf Potsdams mit 400 Jahren ältesten Friedhof geflossen sein.
Dem wurde zusätzlich noch eine besondere Ehre zuteil. Der Bornstedter Friedhof sei eine von 46 Ruhestätten in Europa, die aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung in die Route der wichtigsten Friedhöfe der Alten Welt aufgenommen worden seien, sagte Friedhofschefin Jutta Erb-Rogg. Dieser Pilgerweg für Freunde historischer Grabanlagen wurde von der „Association of Significant Cemeteries in Europe“, in der der Verein der Freunde des Bornstedter Friedhofs Mitglied ist, ins Leben gerufen. Ziel der Vereinigung ist es, das Erbe der bedeutenden Friedhöfe zu bewahren und die Anlagen bekannter zu machen. Als Teil der Friedhofsroute steht Bornstedt damit auf einer Stufe mit dem vielleicht berühmtesten Friedhof der Welt, dem Père Lachaise in Paris, auf dem unter anderem Jim Morrison und Oscar Wilde ihre letzte Ruhe gefunden haben. „Ich könnte ausflippen, so toll ist das, dass wir dabei sind“, ließ Erb- Rogg ihrer Euphorie freien Lauf.
Wie die Bornstedter Kirche ist auch der dazugehörige Arkadengang zwischen 1854 und 1857 errichtet worden. Über Jahrzehnte hinweg sei die Wand zur Ribbeckstraße hin regelrecht ausgehöhlt worden, sagte Architekt Bernd Redlich. Um die Schieflage zu stabilisieren, musste die Wand mit Zugankern gesichert werden, die Ziegel erhielten eine transparente Kalklasur, der Boden besteht nun aus historisch belegtem Gussasphalt. Als I-Tüpfelchen soll noch das alte Stahlkreuz über dem Portal der Eingangshalle des Arkadengangs – ein Provisorium – durch eine Replik des originalen Kreuzes aus Zinkguss ersetzt werden, das im Farbton der Ziegel gestrichen wird.
Es gelte nun, dieses „Kulturgut, das allen Menschen gehört, zu bewahren“, sagte Erb-Rogg. Wizisla sprach von einer „Verpflichtung“, das restaurierte Ensemble „nicht mit Schildern zuzustellen“, sondern es zu pflegen und auch zu nutzen. Das will die Gemeinde bereits am 21. August tun. Bei schönem Wetter, versprach der Pfarrer, sollen zum Gemeindefest im Arkadengang vier Taufen stattfinden.
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