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Landeshauptstadt: Im letzten Moment vor den Altar 65 Jahre Ehe: Friedel

und Walter Machurig

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und Walter Machurig „Hier“, sagt Friedel Machurig und zeigt ihr Hochzeitsfoto, „damit Sie sehen, dass wir auch mal jung und attraktiv waren.“ Ein schmales Mädchen im weißen Seidenkleid, das Gesicht von einem Brautschleier umrahmt, und ein junger Mann, leise lächelnd, sind zu erkennen. Das Papier des Bildes ist schon vergilbt. Man glaubt, eine Ahnung von den ihnen noch bevorstehenden Hindernissen aus den Gesichtern zu lesen. Es war vor genau 65 Jahren, am 20. Juli 1940, als Friedel und Walter Machurig geheiratet haben. Der Krieg hatte damals bereits seine Spuren hinterlassen. Weißen Stoff für ein Brautkleid, wie ihn Friedel zufällig hatte auftreiben können, gab es fast nirgends mehr. Und auch die Hochzeit war trotz aller Vorbereitung in Gefahr. Walter schaffte es erst im letzten Moment vom Kriegseinsatz vor den Altar im sächsischen Bad Muskau. Folgen sollte eine nicht weniger bewegte Zeit: 1940 kommt Friedel und Walters erster Sohn Wolfgang zur Welt – in Sommerfeld, der Stadt, in der sich die Eheleute kennen lernten. Fünf Jahre später wird Sommerfeld evakuiert, seine Bewohner von den Russen vertrieben. Mit Kind, Pflegetochter und weiteren Verwandten flüchtet Friedel zu Fuß ins 30 Kilometer entfernte Bad Muskau, während sich Walter in amerikanischer Kriegsgefangenschaft befindet. Friedel, heute 87 Jahre alt, hatte zu diesem Zeitpunkt schon jahrelang nichts mehr von ihm gehört und wusste nicht einmal, ob er noch lebt. Bis sie eines Tages im Jahre 1948 über eine gemeinsame Bekannte erfährt, dass er in München sei. Durch einen Zufall hört dann auch der heute 91-jährige Walter vom neuen Wohnort seiner Frau und reist zu ihr nach Bad Muskau. Das wieder vereinte Paar bekommt noch eine Tochter und zieht kurze Zeit später nach Potsdam, wo Walter eine Anstellung beim Fernmeldeamt findet. Getrennt mussten sie von nun an nicht mehr sein – und wollten es auch nicht. Treue, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit, das seien die Geheimnisse ihrer Liebe, sagt Friedel Machurig. Und die zählen auch, wenn die Jugend längst vorüber ist. Brigitte Seidig

Brigitte Seidig

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