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Homepage: Im Meer geboren

Die Universität Potsdam zeigt am Neuen Palais eine Ausstellung zur griechischen Göttin Aphrodite

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Botticelli malte die Schaumgeborene griechische Göttin Aphrodite, wie sie einer Muschel entsteigt. Mutiert zur römischen Venus fehlen ihr im Louvre die Arme. An der Universität Potsdam zeigt die philosophische Fakultät zusammen mit der Universität Madrid nun die vielfältigen Gestalten der Göttin der Schönheit, der Fruchtbarkeit aber auch der „männermordenden Zerstörerin“.

Die Insel Zypern gilt als ihre Heimat, und dorthin begab sich eine Gruppe von Geo- und Geisteswissenschaftlern um Bilder, Texte und noch vorhandene Fundstücke der lange Jahrhunderte verehrten Göttin zu erforschen. Foto- und Bildwände präsentieren nun das Ergebnis der Recherche in den Räumen der Universität. Trotz des historischen Hintergrundes ist Aphrodite ganz aktuell. Denn die griechische Antike und auch die Schönheitsgöttin sind ein zentrales Motiv europäischer Kultur. Das belegen die gezeigten Fotos von Statuen, Skulpturen und Abbildungen aus dem Altertum eindringlich. Auch die aktuelle Popkultur greift gerne auf die Action geladenen Mythen zurück, wie der mit viel Materialeinsatz gerade in den Kinos krachende „Kampf der Titanen“ und das Plattencover der Popgruppe „Aphrodites Child“ zeigen.

Der griechische Dichter Hesiod beschrieb etwa 700 v. Chr. die Geburt der Aphrodite als recht blutiges Ereignis. Als Kronos seinen Vater Uranos auf Rat seiner Mutter Gaia hin kastrierte, formte sich im Meeresschaum aus den blutigen Überresten die Göttin. Aus dem Meer entstiegen landete sie an den Küsten Zyperns, wo sich noch heute die Ruinen eines der wichtigsten Heiligtümer der Antike, des Palaepaphos befinden. Weil Zypern in der Antike eine wichtige Bedeutung als Lieferant von Kupfer und anderen Mineralien zukam, blühte ein reger Handel. Matrosen und Händler verbreiteten daher die Kunde von der Schönheits- und Fruchtbarkeitsgöttin im Mittelmeer. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte erfuhr sie eine Verschmelzung mit der orientalischen Astarte. Phönizier und Griechen trugen den Kult der Göttin im Mittelmeerraum von Küste zu Küste. So finden sich Hinweise auf entsprechende Opfergaben in der nördlich von Palermo (Sizilien) gelegenen Grotta Regina, in Tas Silg auf der Insel Malta oder in Groham’s Cave auf dem Felsen von Gibraltar.

Es verwundert nicht, dass dem aufkommenden Christentum die Göttin ein Dorn im Auge war. In aller Regel als Statue nackt dargestellt, erschien sie als Verkörperung der Sünde, wie der Wissenschaftler Manfred Clauss in einem ausgesprochen kurzweiligen Vortrag nachwies. Die Ausstellung entstand an der Universidad Complutense Madrid, nach Potsdam fand sie mit Unterstützung der spanischen Botschaft. Die Texte auf den Bildtafeln sind durchgängig in Spanisch gehalten, viele der gezeigten Darstellungen der Bildenden Kunst und der Popkultur nur mangelhaft beschriftet.

Dem Betrachter bleibt es überlassen, die Zuordnung von Beipackzettel und präsentierten Computerausdrucken herzustellen. „Unsere Mittel waren begrenzt. Wir hatten keine Gelegenheit, die spanischen Texte ins Deutsche übersetzen zu lassen“, erklärt der Sprecher des Fachbereichs. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, einen Teil der Mittel darauf zu verwenden, die Forschungsergebnisse auch dem deutschen Publikum zugänglich zu machen. So bleiben die Tafeln ein interessanter Bilderreigen, auf den sich der Betrachter seinen eigenen Reim machen muss. Richard Rabensaat

Universitätskomplex am Neuen Palais, Haus 11, Foyer; bis zum 28. Mai 2010

Richard Rabensaat

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