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Von Jan Brunzlow: Im Namen der Sicherheit

Seit vier Jahren ahndet die Bauaufsicht verstärkt Mängel an Schulen, obwohl die Gesetzeslage nicht verändert wurde

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Erst störten die Plakate in den Fluren, dann wurden einzelne Unterrichtsräume gesperrt und am Ende stand ein komplettes Schulhaus vor der Schließung. Der Grund für die Maßnahmen: Die Sicherheit der Schüler sei im Falle eines Brandes nicht mehr gewährleistet, sagte Markus Beck. Er ist Chef der Potsdamer Bauaufsicht und dafür mitverantwortlich, dass die Gebäude in einem sicheren Zustand sind. Seit vier Jahren greifen Feuerwehr und Bauaufsicht an den Schulen härter durch, damit die Standards für den Brandschutz eingehalten werden. Dabei hatte sich in den letzten zehn Jahren weder ein Gesetz noch eine Verwaltungsvorschrift geändert, die die Stadt seitdem zu diesem rigorosen Vorgehen gezwungen hat. Dabei hatte die Verwaltung auf Nachfrage immer wieder mit Änderungen der Brandschutzauflagen argumentiert, doch nun erklärt Beck: Man habe die Entwicklung jahrelang beobachtet, die Mängel aber nicht so konsequent geahndet, wie es nötig gewesen wäre. Auch, weil es der Stadt an Geld zur Mängelbeseitigung gefehlt habe.

Die Richtlinie für die Sicherheit in Schulen aus dem Jahr 1998 gilt zudem nur für Neubauten, sagen Beck und Bernd Richter von der städtischen Immobilienverwaltung KIS. Die Bestandsgebäude seien von dieser Richtlinie nicht berührt. Dennoch müssten die alten Schulen auch an die Auflagen moderner Gebäude angepasst werden, damit zumindest ein erster und zweiter Fluchtweg für alle Schüler und Lehrer zur Verfügung steht. Vor allem die historischen Schulgebäude wie die der Goethe- und Buergel-Schule in Babelsberg sowie der Dortu-, Einstein- und Eisenhart- Schule in der Innenstadt seien Problemfälle in Sachen Sicherheit beim Brandschutz. Nach einer Kontrolle in der Eisenhart-Grundschule haben sich Feuerwehr und Bauaufsicht zuletzt dafür entschieden, die Schließung des Schulhauses zum Ende des Schuljahres zu empfehlen. Die Treppe sei aus Holz, die Decken würden nicht den Mindestanforderungen an den Brandschutz entsprechen und ein zweiter Fluchtweg fehle komplett. Nun soll die Einrichtung schnellstmöglich saniert werden – wo die Schüler dann lernen, wird derzeit geprüft. Wenn sie ausgezogen sind soll das Haus einen zweiten Fluchtweg erhalten, wofür Klassenräume weichen müssen. Auch die Flure werden so umgebaut, dass das Treppenhaus sicher wird.

Seit dem Jahr 2006 habe man damit begonnen, die Forderungen zum Brandschutz in Potsdam konsequent um zusetzen. Inzwischen sind die Fluchtwege in den Schulen weitgehend frei von brennbaren Materialien. Per Dienstanweisung wurden die Hausmeister dazu aufgefordert, für die Umsetzung der Brandschutzauflagen zu sorgen. Nicht immer war dies im Sinne der Schulleitung oder von Eltern und Schülern, der Protest ließ daher nicht lange auf sich warten. Beck sieht das gelassen. Er kennt die Argumente der Lehrer und Eltern; er weiß allerdings auch was passiert, wenn für den Brandfall keine Vorsorge getroffen worden ist, der Katastrophenfall eintritt und womöglich mehr als materieller Schaden zu beklagen ist. Dann wird nach Verantwortlichen gesucht. Die Finger würden auch auf ihn zeigen.

Die Gebäude stammen zum Teil aus dem 19. Jahrhundert, damals wurde mit anderen Standards gearbeitet. Doch ein historisches Gebäude einfach aufgeben und anderenorts eine Schule neu errichten, wolle man auch nicht. Dies sei weder wirtschaftlich noch emotional vertretbar, sagte KIS- Leiter Bernd Richter. Daher erarbeite die Immobilienverwaltung für jeden Standort ein komplexes Brandschutzkonzept. 42 Schulen sind zuletzt auf ihre Sicherheit hin überprüft worden, spätestens nach fünf Jahren muss die nächste sogenannte Brandschau erfolgen.

Einmal ist ein Schulgebäude in Potsdam komplett abgebrannt, das der Internationalen Schule in Babelsberg. Es war Brandstiftung in der Nacht. Viel ist nicht übrig geblieben. Es gebe auch andere potenzielle Brandursachen wie die Technik an den Schulen, sagt Markus Beck. Selbst in der Stadtverwaltung ist es bereits zu Bränden am Arbeitsplatz gekommen, weil Netzteile der Computer in Brand geraten sind. So etwas sei möglich, absolute Sicherheit gebe es nie. Aber man habe die Pflicht, so viele Unsicherheiten wie möglich zu beseitigen.

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