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Sport: Im Pass auf Titel- und Weltrekordjagd
Beggi Eggertsson aus Beelitz will mit Lotus bei den Islandpferde-WM in Berlin sein fünftes Gold
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Der Lokalmatador dieser Weltmeisterschaften in Berlin kommt aus dem Beelitzer Ortsteil Schönefeld, kämpft aber für eine Vulkaninsel um Gold. Bergþor – genannt Beggi – Eggertsson lebt zwar seit 20 Jahren in Deutschland, doch bei den am Montag begonnenen Islandpferde-WM auf der Trabrennbahn Karlshorst reitet er für Island. Und er hat dort Großes vor: Eggertsson will mit seinem Pferd Lotus fra Aldenghoor zum vierten Mal in Folge Weltmeister im 250-Meter-Passrennen werden. „Ich hoffe, dass es klappt. Die Chance ist relativ groß“, sagt der Nordländer, der mit seiner deutschen Frau Vicky den Lotushof bei Beelitz betreibt. Rund 100 Pferde leben dort, die zum Großteil andere Besitzer haben und fast alle für den Freizeitsport genutzt werden.
Beggi Eggertsson und der nur 1,43 Meter große Lotus aber sind ein ganz besonderes Erfolgsgespann, das angesichts der bisherigen Erfolge automatisch für die jetzigen Welttitelkämpfe startberechtigt ist. Bei den WM 2007 im niederländischen Oirschot gewann das Dreamteam erstmals Gold im 250-Meter-Passrennen, dazu den Titel in der 100-Meter-Speedpassübung. Zwei Jahre später in Burnadern (Schweiz) gab es wieder den Titel im Passrennen und dazu Silber in der Speedpassübung, 2011 im österreichischen St. Radegund erneut Gold über die 250 Meter. „In dieser Disziplin“, sagt Eggertsson, „ist Lotus seit sechs Jahren ungeschlagen. Und er ist auch jetzt in einer sehr guten Form. Ein bisschen Glück gehört für einen Titel aber auch immer dazu.“ Der Pass ist eine spezielle Gangart der Islandpferde, die neben den allen Pferden eigenen Schritt, Trab und Galopp außerdem die Gangart Tölt beherrschen. Während der Tölt aber dem Islandpferd angeboren ist, wird der Pass – bei dem sich immer Vorder- und Hinterbein einer Seite gleichzeitig nach vorn oder hinten bewegen – den Tieren beigebracht und nur über kürzere Strecken geritten. Der Rennpass gilt als „Königsgangart“ des Islandpferdes, Passreiter genießen daher innerhalb der Islandpferde-Szene ein besonderes Ansehen. „Über 250 Meter“, erläutert Eggertsson, „treten zwei Reiter gegeneinander an, die aus einer Startmaschine starten. Beim 100-Meter-Speedpass reitet man allein mit fliegendem Start.“
Mit seinem 19 Jahre alten braunen Wallach Lotus trainiert „Beggi“ Eggertsson das ganze Jahr über täglich bis zu 20 Kilometer, zur Vorbereitung auf internationale Höhepunkte wie diese WM geht er mit seinem Pferd auch schwimmen. „Das ist gut für die Muskulatur des Tieres, aber auch für seine Laune“, meint der 39-Jährige, der jetzt in Karlshorst nicht nur den Titel verteidigen will, sondern auch eine Weltbestzeit jagt. Im 250-Meter-Passrennen hatte er mit Lotus Pfingsten in nur 20,80 Sekunden einen Weltrekord aufgestellt, der aber keine Anerkennung fand, weil am Zieleinlauf – wie seit zwei Jahren gefordert – keine Zielbildkamera vorhanden war. Derzeit steht der Weltrekord bei 21,87 Sekunden, „und es ist nicht ausgeschlossen, dass wir ihn diesmal wieder verbessern können“, glaubt Eggertsson. „Ob ich wieder unter den 21 Sekunden bleibe, muss man abwarten. Aber unter die bisherige Bestmarke können wir es schaffen.“ Der Weltrekord in der 100-Meter-Speedpassübung, der derzeit bei 6,98 Sekunden steht, sei dagegen kein Thema. „So schnell“, sagt der Isländer, „ist Lotus nicht. Bis jetzt nicht.“ Die derzeitigen Temperaturen sollten seinem Tier nicht sonderlich viel ausmachen. „Probleme könnten höchstens Pferde bekommen, die jetzt direkt aus Island zur WM gebracht wurden“, meint er. „Lotus, der in Holland geboren wurde, ist das Klima hier gewohnt.“ Michael Meyer
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