Sport: Im Schwabbelwasser
Skull-Bundestrainerin Jutta Lau testet heute Doppelvierer bei Messbootfahrten und verneint „Faszination Wasser“ für die Havel vor dem „Seekrug“
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Wenn Skull-Bundestrainerin Jutta Lau in diesen Tagen mit ihren Ruderinnen auf dem Templiner See unterwegs ist, schüttelt sie immer wieder den Kopf. Weniger wegen der Leistungen ihrer Schützlinge, vielmehr wegen des Gewusels auf dem Wasser. „Bei dem jetzigen Sommerwetter ist so viel Schiffs- und Motorbootverkehr auf der Havel – da geben wieder viele Gas auf dem Wasser. So sind vernünftige Trainingseinheiten schlecht möglich, denn in diesem Schwabbelwasser kann man nicht technisch sauber rudern.“ Um am heutigen Mittwoch vor dem „Seekrug“, dem Domizil der Potsdamer Ruder-Gesellschaft, Messbootfahrten mit Doppelvierern austragen zu können, muss sie extra eine 2000-Meter-Strecke von der Wasserschutzpolizei sperren lassen. „Es ist schon mutig, bei den schwierigen Wasserbedingungen hier Messboote fahren zu lassen“, meint Jutta Lau, einst selbst Ruder-Olympiasiegerin und seit vielen Jahren Erfolgscoach in Potsdam.
Und als sei ein Damm gebrochen, erzählt die Bundestrainerin: „Es ist hier wie auf einer Wasser-Autobahn. Potsdam steht in diesem Jahr unter dem Motto Faszination Wasser, was ja auch stimmt, den Potsdam hat viel zu bieten. Und das Motto hört sich auch schön an. Aber hier auf der Havel hat niemand etwas davon. Hier muss man schon mehr von Abschreckung Wasser sprechen.“
Mit Kritik an der Stadt spart sie dabei keineswegs. „Der Wassertourismus wird von der Stadt forciert auf Kosten der Leistungssportler, die Jahr für Jahr viel für Potsdams internationales Ansehen tun.“ Potsdams Stadtverwaltung täte weniger für die internationalen Asse als die Verantwortlichen beispielsweise in Ruder- und Kanu-Zentren wie Sevilla und Sabaudia. „Für Potsdams Parkanlagen gibt es strenge Nutzungsregeln, weil man weiß, was notwendig ist. Für Potsdams Wasserflächen hat man das noch nicht erkannt“, sagt Jutta Lau. Und: „Ich hatte schon viele internationale Anfragen von sehr guten Trainerkollegen, die hier in Potsdam ein Trainingslager abhalten wollten. Das konnte ich ihnen leider nicht empfehlen.“
Trotz der schwierigen Bedingungen auf der Havel erhofft sich die Bundestrainerin heute genügend Erkenntnisse, um für die diesjährigen Weltmeisterschaften in München einen schlagkräftigen Doppelvierer zusammenstellen zu können. Nach Regatten mit deutschen Skullerinnen im Einer und Doppelzweier lässt Lau heute erstmals vier Doppelvierer gegeneinander antreten. „Aus Platzgründen jeweils nur zwei nebeneinander“, erläutert sie. Ein Quartett wird durch die drei Potsdamerinnen Stephanie Schiller, Christiane Huth und Kathrin Boron gemeinsam mit der Magdeburgerin Manuela Lutze gebildet, ein zweites durch die Potsdamerinnen Jeannine Hennicke und Juliane Domscheid zusammen mit Julia Richter (SC Berlin-Köpenick) und Ann-Katrin Thiele (Leipzig). In einem weiteren Boot rudern Britta Oppelt (Berlin), Peggy Waleska (Dresden), Susanne Schmidt (Berlin) und Lena Möbus (Reinfeld), einen reinen U 23-Doppelvierer bilden schließlich Judith Aldinger, Kathleen Kirchhoff (beide Magdeburg), Christin Fernitz (Leipzig) und Sophie Dunsing (Berlin). Die jungen Ruderinnen hatten sich am veregangenen Wochenende bei der zweiten Kleinboot-Überprüfung der U 23 in Ratzeburg als die vier schnellsten Einer-Fahrerinnen erwiesen.
Erstmals in dieser Saison unter Wettkampfbedingungen soll ein deutscher Doppelvierer dann beim Weltcup vom 22. bis 24. Juni in Amsterdam antreten.
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