
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Im Sinne Peter Daniels
Irmgard Obermayr leitet jetzt den Verein Berliner Vorstadt. Sie verspricht: Der Verein hilft, „wenn es brennt“
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Aus den roten Ziegelsteinen der Außenmauer ragen noch die kleinen Eisenringe, an der einst die Pferde des Kutschers angeleint wurden. Irmgard Obermayr und ihr Mann sahen das kleine Remisen-Häuschen in der Berliner Vorstadt vor zwölf Jahren zum ersten Mal. „Da sah es hier noch so aus, wie die Russen es verlassen hatten“, erinnert sich die 63-Jährige – „Was wir an alten Scherben und Ofentüren gefunden haben ...“ Die in Düsseldorf Geborene wohnte noch in Berlin, sah sich aber in Potsdam nach einer neuen Wohnung um, weil ihr Berliner Vermieter Eigenbedarf anmeldete. In der Berliner Vorstadt machte das Paar einen Treffer: Bei dem kleinen Haus im rückwärtigen Bereich eines Grundstücks an der Menzelstraße hatte Irmgard Obermayr von Anfang an „irgendwie das Gefühl: Das hier ist mir nicht fremd, hier war ich schon einmal“. Fortan wurde die Remise das neue Zuhause der großgewachsenen Frau mit dem wachen Blick. Ehrenamtliches Engagement war für sie schon immer selbstverständlich, daher wurde sie Mitglied des Vereins Berliner Vorstadt und Stellvertreterin des langjährigen Vereinsvorsitzenden Peter Daniel. Nach dessen überraschendem Tod im Dezember 2011 wählten die 140 Vereinsmitglieder Irmgard Obermayr nun zu seinem Nachfolger.
Das ist ihr wichtig: Der Verein wird von ihr im Sinne Peter Daniels weitergeführt. Das heißt nicht nur, eine gute Kooperation mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zu pflegen, die Eigentümerin der Schwanenbrücke ist, deren Wiederaufbau sich der Verein seit Jahren auf die Fahnen geschrieben hat. Das heißt nicht nur, mit dem Verkauf von selbstgebackenem Kuchen wie etwa auf dem 5. Schwanenbrückenfest am kommenden Sonntag Euro für Euro für das Brückenbauwerk zusammenzutragen. Das heißt ebenfalls nicht nur, kulturelle Projekte in der Berliner Vorstadt zu fördern, etwa mit der Organisation einer Schriftsteller-Lesung im Herbst diesen Jahres. Das heißt sehr wohl auch, „da zu sein, wenn es brennt“, sagt die resolut wirkende Frau, die viele Jahre in einer Großbank arbeitete und heute bei der Bundeszahnärztekammer tätig ist. Bei aller Freundlichkeit, sie ist eine, die auch kämpfen kann. Gemeint sind solche Interventionen, zu denen Peter Daniel und der Verein sich bisher gezwungen sahen, etwa bei den Projekten Villa Schöningen und Mangerstraße. Bei der Villa Schöningen sollte der originale Charakter des Gartens durch zusätzliche Wohngebäude, bei der Mangerstraße durch eine Asphaltdecke zerstört werden. In beiden Fällen konnte sich der Verein Berliner Vorstadt durchsetzen, die Villa Schöningen behielt ihren Garten, die Mangerstraße erhielt ein ortstypisches, hochwertiges Steinpflaster. Dass bei allem Werben manchmal auch etwas Nachdruck notwendig ist, macht Irmgard Obermayr in Sachen Schwanenbrücke deutlich: „Wir wollen, dass die Restaurierung der Brücke bei der Schlösserstiftung auf der Prioritätenliste nach oben rückt.“
Der Sinn für das Schöne und dessen Bewahrung kommt nicht von ungefähr. Irmgard Obermayr geht gern ins Theater oder die Oper, erinnert sich an die einzigartige Inszenierung des Brecht-Stücks „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ durch Heiner Müller im Berliner Ensemble. Zu den „Dingen, die bleiben“, die nachhaltige Wirkung entfalten, gehört für Irmgard Obermayr auch das Bühnenbild der Robert-Wilson-Inszenierung von „Leonce und Lena“. In Potsdam hört sie gern die Kammerakademie, überhaupt sei Potsdam „eine Stadt der Kultur“. Unumwunden sagt sie, die sie mehrmals umzog in ihrem Leben: „Potsdam ist meine Heimat geworden.“
Der Verein Berliner Vorstadt lädt für den kommenden Sonntag, dem 12. August, zum 5. Schwanenbrückenfest von 14 bis 18 Uhr in der Schwanenallee ein. Für Kinder gibt es eine Hüpfburg und die Möglichkeit, sich schminken zu lassen. Zugunsten der Restaurierung der Schwanenbrücke wird das bereits berühmte Kuchenbüfett offeriert. Das Segelschiff „Royal Louise“ geht auf Höhe der Schwanenallee vor Anker.
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