Landeshauptstadt: Im Sog der Geschichte
Am zweiten „Tag der Archive“ stöberten in Potsdam hunderte Besucher in Akten und Urkunden
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Am zweiten „Tag der Archive“ stöberten in Potsdam hunderte Besucher in Akten und Urkunden Von Marion Schulz Innenstadt/Bornim - Mehrere hundert Besucher haben sich am Sonnabend in Potsdam beim zweiten „Tag der Archive“ auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit gemacht. Geöffnet waren unter anderem das Potsdamer Stadtarchiv und das Landeshauptarchiv am Windmühlenberg. „Es ist wie ein Sog“, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller, die im Stadtarchiv stöberte. Urkunden, Akten, Fotos und andere wichtige Zeugnisse zur Stadtgeschichte werden in dem Haus in der Helene-Lange-Straße aufbewahrt. Reine Historie würde sich beim Durchblättern der Dokumente aufrollen, immer mehr und mehr wolle man wissen, sagte die Beigeordnete. Wie sie konnten auch die anderen Besucher in der Geschichte blättern – „staubtrockene“ Akten erhielten so eine ganz buchstäbliche Bedeutung. Drei Kilometer davon beherbergt das Stadtarchiv. Vielleicht bald auch ein Dokument aus dem Büro von Elona Müller? „Ich schreibe ab heute nur noch ordentlich“, schmunzelte die Beigeordnete. Auch über Möglichkeiten und Techniken, die historisch wertvollen Dokumente zu erhalten und aufzubewahren, erfuhr man von den Mitarbeitern des Archivs. „Wir müssen uns gegen Tintenfraß und Schimmelbefall durchsetzen“, erzählte Archivarin Angelika Schulz. Die Luftfeuchtigkeit auf dem richtigen Level zu halten, sei da das kleinste Problem. Das weiß auch der Direktor des Landeshauptarchivs in Bornim, Klaus Nietmann. Als „Gedächtnis des Landes“ lagern im Gebäude auf dem Windmühlenberg rund 40 Kilometer Akten, 100 000 Karten und 10 000 Urkunden aus fast 1000 Jahren. „Welchen Schaden da ein Feuer anrichten könnte, wurde nach dem Großbrand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar deutlich“, so Nietmann. Aus diesem aktuellen Anlass simulierte die Freiwillige Feuerwehr Bornim einen Dachstuhlbrand über dem Lesesaal und konnte sich so mit den Besonderheiten des Geländes vertraut machen. Mit Blaulicht und Sirenen hielt sie vor der Menge schaulustiger Besucher. Nach und nach sprangen elf Feuerwehrleute aus den Wagen, verknüpften die Löschschläuche und rollten sie in das Innere des Gebäudes. Drei stiegen auf die Drehleiter und ließen sich auf dem Dach absetzen. Nach 15 Minuten war die Übung beendet und das „Feuer“ gelöscht. „Im Fernsehen sieht es zwar anders aus, aber es dauert alles seine Zeit“, klärte hinterher Wehrführer Manfred Wolbert auf. Bundesweit beteiligten sich nach Angaben des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare rund 380 Einrichtungen am „Tag der Archive“.
Marion Schulz
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