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So sieht er aus, der neue Landtag. Wie das ehemalige Stadtschloss an selber Stelle. Einzig der Innenhof wird etwas kleiner, denn die Seitenflügel und auch der Kopfbau am Südende (links oben) werden aufgrund des Raumbedarfs breiter.

© Jens Kalaene/dpa

Von Jan Brunzlow: Im Stadtschloss tafeln

Neuer Landtag bekommt öffentliches Restaurant und Innenhof für Veranstaltungen / 600 Arbeitsplätze

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Innenstadt - Im neuen Landtagsschloss kann getafelt werden: Ein Restaurant für 200 Personen, eine Cafeteria und ein öffentlicher Innenhof für Veranstaltungen sollen bis Ende 2012 am Alten Markt entstanden sein, sagte gestern Finanzminister Rainer Speer (SPD). Der neue Landtag, der die äußere Fassade des ehemaligen Stadtschlosses bekommt und die historische Innenhof-Fassade aufnehmen soll, wird etwas molliger als das Original, aber „in der Gestalt des alten Stadtschlosses“, sagte Speer. Damit das Raumkonzept des Landtages in die alte Kubatur des Schlosses passt, werden die Stadtschloss-Seitenflügel um je vier Meter und der Südflügel um bis zu 20 Meter breiter als die Vorlage. Politiker von SPD und CDU zeigten sich gestern dennoch erfreut über die Entwicklung und erklärten, die Entscheidung sei ein Glücksfall für Potsdam.

Fünf Entwürfe hatten die drei in dem Bieterverfahren verbliebenen Konsortien eingereicht, zwei waren modern und drei historisierend. Mit Zweien der Bewerber sollen nun weitere Verhandlungen erfolgen, sagte Speer. Der dritte Bewerber erhalte wie vertraglich vereinbart 300 000 Euro als Aufwandsentschädigung. Insgesamt koste der Neubau 120 Millionen Euro, die das Land aber nicht in einem Stück, sondern über 30 Jahre finanzieren wird. Das Konsortium wird den Landtag bauen und betreiben, das Land das Gebäude mieten und die Betriebskosten bezahlen. Wie hoch die tatsächlichen Kosten sind, sei nun auch Bestandteil der Verhandlungen, so Speer. Ab Ende 2012 sollen dann bis zu 600 Mitarbeiter des Brandenburgischen Landtages und des Landesrechnungshofes in dem neuen Abgeordnetenhaus Am Alten Markt arbeiten. Der Rechnungshof soll bis zu einer möglichen Länderfusion und einem dann gemeinsamen Landtag Berlin-Brandenburg in den Räumen des Landtagsschlosses bleiben.

Architektonisch klar war bereits vor der gestrigen Veröffentlichung der Ergebnisse durch Speer und Landtagspräsident Gunter Fritsch: Die Außenfassade des neuen Landtags wird historisierend. Nun soll auch die Innenseite historisch werden, der Plenarsaal wird im Südflügel – in Richtung Alte Fahrt – untergebracht und die Zufahrt zur Tiefgarage von der neuen Humboldtstraße aus erfolgen. Die Außenhaut besteht aus Sandstein und Putz, das Dach aus Zinkblech, ein Untergeschoss und vier Etagen werden hinter der historischen Fassade verankert und der Innenhof ist dann vollständig zugänglich sowie für Veranstaltungen offen, erklärte Speer.

Entstehen werden aus den Mitteln des Landes nun das gesamte Schloss inklusive der Kopfbauten und Seitenflügel. Der Verein zur Wiederherstellung des Stadtschlosses habe nun nicht mehr die Aufgabe die Flügelbauten zu errichten, sondern die Spenden für den Figurenschmuck zu sammeln. Von den ehemals 76 Attikaskulpturen blieben 17 als Figuren erhalten, von weiteren 18 Skulpturen gibt es Fragmente. Einige stehen heute auf dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin Unter den Linden. Erste eine Großspende des Software-Milliardärs Hasso Plattner hatte die Wiedergewinnung des alten Stadtschlosses in neuer Funktion ermöglicht. „Congratulations den Potsdamern, dass sie sich durchgerungen haben“, sagte Plattner gestern. Er hat von den PNN erfahren, wie der Landtag künftig aussehen soll.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Wieland Niekisch erklärte gestern, es sei wichtig gewesen, in der zweiten Ausschreibung auf die historischen Elemente zu bestehen. Gemeinsam mit Fraktionschef Thomas Lunacek habe er mit Finanzminister Speer verhandelt, Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) habe als Vermittlerin gewirkt. Niekisch ist erleichtert: Mehr als ein Jahrzehnt habe er auf das Ergebnis hingearbeitet. Die CDU hatte sich nicht zuletzt auf Drängen Niekischs auf einem Landesparteitag die Wiedergewinnung des Stadtschlosses als Ziel gesteckt. Zufrieden zeigte sich gestern auch Barbara Kuster. Die Kabarettistin war wesentlich daran beteiligt, den Protest gegen einen Neubau in zeitgenössischer Architektur zu organisieren. Sie ist zudem Sprecherin der Bürgerinitiative Mitteschön. Gestern nun gab es öffentlich Unstimmigkeiten über die Deutung des geplanten Neubauvorhabens. Kuster fand es gut, Mitteschön aber nicht. Denn die Verkleinerung des Innenhof war zuvor als K.o.-Kriterium für den Neubau vereinbart worden. Kuster habe ohne Absprache mit der Initiative gesprochen, hieß es. Die Überschrift der Äußerung: Mitteschön ohne Kuster.

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