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Die Deutsche Gesellschaft für Limnologie feierte ihr 20-jähriges Jubiläum an der Universität Potsdam.
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Die Deutsche Gesellschaft für Limnologie feierte ihr 20-jähriges Jubiläum an der Universität Potsdam. Von Kerstin Koch Steckenpferd von DGL-Präsidentin Prof. Dr. Brigitte Nixdorf von der Universität Cottbus ist die so genannte Primärproduktion. Es geht darum, wie Algen und Bakterien aus anorganischen Substanzen wie Kohlendioxid mit Hilfe von Licht organische Nährstoffe für höher entwickelte Lebewesen erzeugen. Ein spannendes Thema für die Limnologen, die sich mit den Binnengewässern beschäftigen. Ursprünglich waren die Limnologen Seenforscher, denen sich Forscher anschlossen, die sich mit fließenden Gewässern beschäftigen; zuletzt kamen die Grundwasser- und Quellenforscher hinzu. Mittlerweile sind mehr als 1000 Limnologen in der 1984 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Limnologie (DGL) organisiert. Ein Grund zum Feiern. In der vergangenen Woche trafen sich die Forscher in Potsdam, um sich über den Wissensstand ihrer Zunft auszutauschen. In der DGL sind Wissenschaftler, Mitarbeiter von Behörden als auch Planungsbüros und Freiberufler vertreten. Biologen und Ökologen untersuchen Binnengewässer und entwickeln Pläne, wie Flüsse, Seen oder das Grundwasser in Schuss zu halten oder wieder in Ordnung zu bringen sind. Ziel ist es, dass Empfehlungen von den Behörden umgesetzt werden. Die Arbeitskreise der zumeist ehrenamtlich tätigen Mitglieder der DGL reichen von „Bergbaurestseen“ über den Naturschutz bis hin zu „Temporäre Gewässer“. Dazu zählen zum Beispiel Flüsse, die jahreszeitlich bedingt zeitweise trockenfallen. Die stillgelegten extrem sauren Tagebauseen in ehemaligen Braunkohleabbaugebieten sind ein gefundenes Untersuchungsprojekt für Limnologen. Zum einen machen diese Restseen der großen Reviere Lausitz, Mitteldeutsches Revier und Rheinisches Revier die Seenlandschaft Deutschlands langfristig um 500 Seen reicher, andererseits sind diese sauren Seen eine ökologische Herausforderung, will man darin baden, angeln oder surfen. Der Grund: Beim Braunkohlabbau kam das Eisenschwefelmineral Pyrit an die Erdoberfläche und wurde an der Luft von Bakterien zu Eisen, Sulfat und Säure abgebaut. Füllen sich die Tagebaulöcher mit Wasser, sind die vom Eisen rot gefärbten Seen durch den hohen Säuregehalt extrem sauer, mit pH-Werten von 2,5 bis 3,5. Nur wenige Arten leben dort. Das sind vor allem Bakterien und Kleinstlebewesen mit Zellkern, unter anderem Algen, die wie Pflanzen Photosynthese betreiben und gleichzeitig wie Tiere Nährstoffe aus dem Wasser verzehren. Daneben kommen noch Wimpern- und Sonnentierchen, Rädertiere und Wasserwanzen vor. Auch einige höhere Wasserpflanzen haben sich angesiedelt. Um diese Seen für Anwohner und Touristen nutzbar zu machen, gibt es neben der Verdünnung mit Flusswasser den chemischen oder biologischen Weg. „Gibt man Kalk ins Wasser“, erklärt Nixdorf, „wird dieser durch die Säure und hohen Eisengehalte sehr bald unwirksam.“ Deshalb sind biologische Maßnahmen auch aus ökotechnologischen Sanierungsaspekten von Interesse. Bestimmte Bakterien wandeln unter Säureverbrauch Eisen und Sulfat wieder in Pyrit um und neutralisieren so die Seen. „Aber einige dieser Seen“, fügt Prof. Dr. Ursula Gaedke von der Universität Potsdam an, „sollten im sauren Zustand erhalten bleiben, um einen seltenen ökologischen Lebensraum mit den entsprechend angepassten Organismen untersuchen zu können.“ So wurden einige sehr ursprüngliche Einzeller entdeckt, wie sie auch in anderen umweltfeindlichen Gebieten wie Vulkankraterseen vorkommen. Dr. Ralf Köhler, Mitglied des DGL-Präsidiums, arbeitet beim Landesumweltamt Brandenburg. Er selbst sagt von sich, dass er nie eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen, dafür aber die Welt im angewandten Gewässerschutz verbessern wollte. Köhler trägt in seiner Funktion nicht erst seit Einführung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zur Umsetzung notwendiger Maßnahmen bei, Binnengewässer wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen. Dazu kommt allerdings noch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die der Erhaltung der europäischen Artenvielfalt und natürlichen Lebensräume dient. Da sei es nicht immer so einfach, Richtlinien und Praxis unter einen Hut zu bringen. Schließlich betont Köhler noch einmal, warum die 20-Jahr-Feier in Potsdam statt fand: „Potsdam und der Standort Golm stehen einerseits für die Forschung als auch für die unmittelbare Umsetzung der Ergebnisse und sind somit ein Synonym für die 20-jährige Arbeit der DGL.“
Kerstin Koch
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