Landeshauptstadt: Im Synagogenstreit taut das Eis
Gespräche der jüdischen Gemeinden: Definition eines gemeinsamen Nutzungskonzepts vereinbart
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Innenstadt - In den Gesprächen der Jüdischen Gemeinde Potsdam und der Synagogengemeinde um die künftige Synagoge in der Schloßstraße gibt es Annäherungen. Ein gestriges Treffen brachte „einen neuen Schritt in die richtige Richtung“, hieß es. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe, teilte mit, es sei vereinbart worden, ein gemeinsames Nutzungskonzept und einen Raumbedarf als Grundlage einer Kooperation zu definieren. Für die Erarbeitung eines gemeinsamen Konzeptes haben die Gemeinden einen weiteren Termin vereinbart, so Joffe weiter.
Dem Vernehmen nach wurden die Möglichkeiten diskutiert, auf dem Grundstück Schloßstraße 1 eine Synagoge mit einem Gemeindesaal und dem jüdischen Ritualbad Mikwe zu konzentrieren, andere Funktionen jedoch auf das städtische Nachbargrundstück auszulagern. Nach PNN-Informationen soll Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) dem Gedanken aufgeschlossen gegenüberstehen, die Ecke Schloßstraße/Friedrich-Ebert-Straße für das jüdische Projekt zu sichern. Denkbar sei dem Vernehmen nach neben der Unterbringung von Gemeinderäumen die Ansiedlung eines koscheren Restaurants. Anstoß für den Synagogenstreit gab das bisherige Raumprogramm, auf dessen Basis der Berliner Architekt Jost Haberland den Siegerentwurf im Synagogenwettbewerb erstellte. Haberlands Entwurf wird von seinen Kritikern als wenig attraktiv bezeichnet. Das Gebäude ähnele eher einem Bürohaus als einer Synagoge, heißt es. Ud Joffe bemängelte insbesondere einen zu kleinen Gebetssaal. Viele nichtjüdische Potsdamer kritisieren, der Entwurf passe sich nicht in die neue Potsdamer Mitte ein.
Ausgangspunkt der Annäherung beider jüdischer Gemeinden ist die Entscheidung der brandenburgischen Landesregierung, eine Einigung zur Voraussetzung für eine Unterstützung des Landes Brandenburg beim Synagogenbau zu machen (PNN berichteten). Das Land will das Vorhaben mit fünf Millionen Euro unterstützen und bringt auch das Grundstück Schloßstraße 1 ein.
Insbesondere der Synagogenbauverein hatte sich für den Haberland-Entwurf stark gemacht. Kritikern, jüdischen wie nicht-jüdischen, verweigerte der Bauverein die Mitgliedschaft. Nach dem Aussetzen der Synagogen-Planungen durch das Land wolle der Bauverein nun das Ergebnis der Gespräche zwischen den Gemeinden abwarten, erklärte Bauvereinsvorsitzender Peter Schüler (Bündnisgrüne) gestern den PNN. Der Bauverein hoffe, dass der Haberland-Entwurf doch noch „zum Gegenstand einer Einigung werden könne“. Der von den Haberland-Kritikern gegründete Förderverein für eine würdige Synagoge zählt nach PNN-Informationen nunmehr 150 Mitglieder. Darunter sollen auch Mitglieder des Bauvereins sein, die diesem, wie es hieß, „aus Anstand“ noch angehören. Guido Berg
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