Landeshauptstadt: Im „Tunnel“ durch den Grottensaal Marmorsaal weiter gesperrt / Zweifel an der Tragfähigkeit der Zwischendecke bestätigte sich
Sanssouci - Der Marmorsaal im Neuen Palais bleibt weiter für die Besucher gesperrt. Dies teilte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gestern durch Baudirektor Dr.
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Sanssouci - Der Marmorsaal im Neuen Palais bleibt weiter für die Besucher gesperrt. Dies teilte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gestern durch Baudirektor Dr. Alfons Schmidt und Chefrestaurator Hans-Christian Klenner mit. Wie berichtet, hatten Zweifel an der Tragfähigkeit der Zwischendecke zum darunter liegenden Grottensaal diese Entscheidung herbeigeführt. Bei der Freilegung von Balkenlagen der Großen Kammer, des gegenwärtig in Restaurierung befindlichen Vorzimmers zum Marmorsaal, hatte ein Gutachter schwerwiegende Holzschäden festgestellt. Durch den Bereichsarchitekten Volker Thiele eingeleitete Untersuchungen kamen daraufhin zum Zwischenergebnis, dass auch die Balkenlagen der Decke und die Schalung für den Deckenputz zwischen den beiden Prunksälen vom Weißen Porenschwamm und durch den Holzwurm stark geschädigt sind.
Die fragile Konstruktion, die 18,40 Meter Breite überspannt und heutigen Forderungen an die Statik nicht genügt, halte zwar die Last des Marmorfußbodens, erklärte Thiele, aber nicht der Besuchergruppen. Deshalb sei für die Touristen nunmehr nur noch vom Oberen Vestibül aus ein Blick in den Saal möglich. Im darunter liegenden Grottensaal mit seiner Auskleidung aus Edelsteinen, Mineralien und Muscheln sind vor allem die Holzkonstruktionen der nördlichen und südlichen Tonnengewölbe zwischen Wänden und Pfeilerreihen betroffen. Auch dieser Bereich müsse weiterhin gesperrt bleiben. Dennoch sollen nach wie vor Teile des Grottensaals in die Führungen einbezogen werden. Dazu ist ein „Tunnel“ geplant, eine überdachte Konstruktion, die die Besucher vor herabfallenden „Ablösungen“ der Unterdecke schützt. „Damit können wir den bisher den Touristen angebotenen Rundgang sichern“, erklärt Schlosskastellan Jens Straßburger. Dass dafür die Route leicht geändert werden muss, sieht er eher als Vorteil, „denn so können wir auch einige bisher nicht im Programm enthaltene Räume zeigen.“
Baudirektor Schmidt teilt diese Meinung. Die Besucher könnten einen Einblick in eine „Operation am offenen Herzen“, also die aufwändigen Sanierungsmaßnahmen gewinnen, die durch Sonderzuwendungen des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin ermöglicht werden. Dabei sei das Neue Palais der „Leuchtturm der Restaurierung“. 2012 solle es in wesentlichen Teilen wiederhergestellt sein und den glanzvollen Mittelpunkt für die Feiern zum 300. Geburtstag seines Bauherren König Friedrich II. bilden. Er schloss nicht aus, dass die in der Fußboden- bzw. Deckenkonstruktion der beiden Prunksäle festgestellten Schäden die Stiftung zu einer Überarbeitung ihres Restaurierungskonzeptes zwingen, durch das der Öffentlichkeit statt der jetzt knapp 30 wieder mehr als 100 repräsentative Räume des größten Potsdamer Königsschlosses zugänglich gemacht werden sollen. „Wir können im Jubiläumsjahr nicht ausgerechnet die beiden Prunksäle noch als Baustelle zeigen“, erklärte er. Die Stiftung bereite deshalb einen Zeitplan zu Beseitigung der Schäden bis Ende 2011 vor.
Welchen Aufwand die Instandsetzung der Decke erfordern wird ist noch unklar. Im Extremfall könnte die Restaurierung der beiden Säle bis zu einem Fünftel der auf 127 Millionen Euro geschätzten Mittel für die Gesamtsanierung des Neuen Palais verschlingen.
Erhart Hohenstein
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