MEINE Woche: Im Wahl-Lokal
100 000 Mal haben meine Kollegen und ich folgende Sätze in der vergangenen Woche gesagt: „Sie haben drei Stimmen. Diese drei Stimmen können Sie auf einen Kandidaten vereinen oder auf mehrere Kandidaten verteilen.
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100 000 Mal haben meine Kollegen und ich folgende Sätze in der vergangenen Woche gesagt: „Sie haben drei Stimmen. Diese drei Stimmen können Sie auf einen Kandidaten vereinen oder auf mehrere Kandidaten verteilen. Sie können auch weniger als drei Stimmen vergeben, würden dann aber auf Stimmen verzichten. Würden Sie mehr als drei Stimmen vergeben, wird ihr Stimmzettel jedoch ungültig. Der ausgefüllte Stimmzettel wird dann in den blauen Umschlag gelegt, dieser wird verschlossen und kommt dann mit der unterschriebenen eidesstattlichen Erklärung in den roten Umschlag. Der geschlossene rote Umschlag wird dann in die Wahlurne geworfen“ Tatsächlich werden wir diese Sätze wohl nur geschlagene 2000-mal gesprochen haben. Derzeit helfe ich als bezahlter Praktikant (!) bei der Vorbereitung der Kommunalwahlen, die am Sonntag stattfinden, und bin im Briefwahlbüro der Stadt beschäftigt. Ein guter Job, würde sich nicht so mancher Wähler berufen fühlen, im Briefwahlraum seinen Frust sowohl über die Stadt als auch die Demokratie an sich kund zu tun. Die große Mehrheit der Wähler allerdings nutzt die Briefwahlen, um am Wahlsonntag ihre Zeit im Urlaub oder im Garten zu verbringen.
Mittlerweile ist das größere Übel allerdings das Sortieren der zurückgesendeten Briefwahlunterlagen. Bis jetzt sind es rund zehntausend Briefe, welche nach Wahlkreis und Wahlscheinnummer sortiert werden müssen. Noch träume ich nicht von den roten Umschlägen, mal sehen ob sich da bis zum morgigen Freitag noch etwas ändern wird.
Übrigens: Im antiken Griechenland waren Idioten jene Menschen, welche sich nicht um öffentliche Angelegenheiten kümmerten – also auch ihr Wahlrecht nicht ausübten. Mir bleibt folglich nur ein einziger Rat: Seid keine Idioten, vergeudet eure drei Stimmen nicht und geht wählen!
Michael Schulze, 22 Jahre alt, studiert Politikwissenschaft und arbeitet zurzeit als Praktikant in der Potsdamer Stadtverwaltung.
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