Landeshauptstadt: Im Wikingerboot zur Taufe
Kari pendelt zwischen Schwanenallee und Sacrow / Am Wochenende geht es nach Krampnitz
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Kari pendelt zwischen Schwanenallee und Sacrow / Am Wochenende geht es nach Krampnitz Von Erhart Hohenstein Die Regentage im Juli haben das Wikingerboot Kari nicht umgeworfen. Der Fährverkehr über den Jungfernsee läuft zufriedenstellend, erklärt Schiffsführer Peter Borrmann, bei den Sonderfahrten gäbe es sogar einen Zuwachs. Dabei stehen Geburtstagsfeiern und Taufen in der Sacrower Heilandskirche obenan. Borrmann darf also bis Saisonende im November wieder auf etwa 9000 Gäste hoffen. Gestern bat der erfahrene Binnenmatrose mit Schiffsführerpatent Freunde und Unterstützer an Bord. Dabei wurde auch das 40 Quadratmeter große rostrote Vierecksegel aufgezogen, das im Fährverkehr nicht verwendet wird. Da sorgt ein 9,9-kW-Viertaktmotor für flotte Fahrt. Auch probeweise in die langen Ruder greifen durften die Gäste der Sonderfahrt. Unter ihnen Dieter Windisch, der Geschäftsführer des Evangelischen Vereins zur Förderung der Initiativen gegen Arbeitslosigkeit, kurz Eviga. Ihm verdankt Potsdam die Kari. 14 junge Arbeitslose bauten 2002/03 nach entsprechender Ausbildung das Boot. Immerhin sechs von ihnen sind durch das Projekt wieder dauerhaft in Arbeit gebracht worden. Dazu zählt auch Matthias Zeidler, den Borrmann als Decksmann eingestellt hat. Die 15 Meter lange Kari ist ein verkleinerter Nachbau des 1880 im Seeschlamm vor der norwegischen Küste gefundenen Gokstad-Schiffes, wie es ab Ende des 8. Jahrhunderts von den Wikingern für ihre Tausende Seemeilen langen Fahrten genutzt wurde. Deren Abenteuer muss das Duo Borrmann/Zeidler zwar nicht bestehen, von einer Sturmfahrt können sie aber auch berichten, in der das Boot ans Glienicker Ufer getrieben wurde. Freilich ohne Passagiere, denn abWindstärke 6 wird der Fährverkehr unterbrochen. „Die Sicherheit der uns anvertrauten Passagiere ist oberstes Gebot“, sagt Peter Borrmann. Seit 1. Mai 2003 verbindet die ungewöhnliche Fähre dienstags bis freitags Schwanenallee und Sacrow. An den Wochenenden legt sie dagegen in Krampnitz an, wo sich ab Gaststätte „Am Krampnitzsee“ lohnende Wander- und Badetouren erschließen. Nachdem auch im Internet dafür geworben wird, hat die Kari beträchtliche Popularität erreicht. Im Sommer wünscht sich Peter Borrmann daher manchmal ein Gokstad-Schiff in Originalgröße mit 32 Plätzen. Die Kari darf im Fährverkehr nämlich nur 12 Personen (plus 12 Fahrräder) mitnehmen. Obwohl ohne Pause gefahren wird, bilden sich manchmal lange Schlangen. Immerhin ist es dem Schiffsführer in dieser Saison erstmals gelungen, einen Imbisswagen an die Ablegestelle zu bringen, wo man sich bei Bratwurst, Eis und Limonade die Wartezeit verkürzen kann. Ein paar mehr Leute, nämlich 17, darf die Kari an Bord nehmen, wenn sie nach dem Fährende auf Gesellschaftsfahrt geht. Zwei bis sechs Abendstunden fährt sie dann hinauf nach Krampnitz, rund um die Pfaueninsel oder weiter hinaus. Noch nicht erfüllt hat sich Borrmanns Wunsch, am Krughorn, also am Berliner Ufer, einen Anlegesteg zu bauen. Von hier aus wären beliebte Ausflugsziele wie der Jägerhof, das Gasthaus Moorlake und Nikolskoe gut zu erreichen. Die Genehmigung der Berliner Senatsbehörden liegt vor, doch leider blieb die erhoffte Sponsorenhilfe bisher aus. Info unter Telefon 0160/98585990
Erhart Hohenstein
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