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Landeshauptstadt: Immer mehr Demenz-Kranke

15. brandenburgischer Alzheimer-Kongress: Sozialplanerin Juliane Nachtmann über die aktuelle Lage und künftige Probleme in der Landeshauptstadt

Stand:

Wie viele Potsdamer sind gegenwärtig an Alzheimer erkrankt?

Schätzwerten zufolge leiden rund 2200 Menschen über 65 Jahre in Potsdam an einer Demenz. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Während bei den 65- bis 69-Jährigen der Anteil bei allein 1,2 Prozent liegt, ist in der Altersgruppe der über 90-Jährigen rund jeder Dritte betroffen. Diese altersgruppenabhängige Rate lässt sich auf die Potsdamer Bevölkerung übertragen. Demenz steht dabei als Oberbegriff für eine Fülle an Krankheitsbildern, die den fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten beschreiben. Am häufigsten kommt mit rund 60 Prozent aller Demenzen die Alzheimer-Demenz vor.

Wird die Zahl der Alzheimer-Kranken in der Landeshauptstadt in den nächsten Jahren ansteigen?

Basierend auf den berechneten Bevölkerungsprognosen des Bereiches Statistik und Wahlen der Landeshauptstadt Potsdam erwarten wir in den kommenden Jahren einen deutlichen Anstieg der Zahl von Menschen, die 80 Jahre und älter sind. Vor diesem Hintergrund wird sich bis zum Jahr 2020 die Anzahl von Menschen mit Demenz um 900 auf schätzungsweise 3100 erhöhen.

Ist Potsdam dieser Situation gewachsen?

Seit dem Jahr 2006 gibt es in der Landeshauptstadt das Netzwerk „Älter werden in Potsdam“. Es hat sich zum Ziel gesetzt, zum Wohle älterer Menschen die Zusammenarbeit zwischen den Diensten und Einrichtungen zu verbessern. Jedes Jahr finden drei Netzwerkkonferenzen statt, in denen wir uns über aktuelle Informationen austauschen und über kommende Aufgaben gemeinsam abstimmen. Die konkrete inhaltliche Arbeit wird derzeit in fünf themenbezogenen Einzelgruppen geleistet: Alter und Ehrenamt, Gerontopsychiatrie, lokale Pflegestrukturen und Bedarfe, Wohnen im Alter sowie Zusammenarbeit der Dienste und Einrichtungen. Diese Kooperation von mittlerweile fast 50 Partnern aus den Bereichen Bildung, Seniorenvertretung, ambulante Dienste, stationäre Einrichtungen, Beratungsstellen, Wohnungsunternehmen und Stadtverwaltung ist eine sehr gute Basis für gemeinsame Umsetzungsstrategien, um dem demografischen Wandel schon heute zu begegnen.

Müssen neue Pflegeheime in Potsdam gebaut werden?

Wir müssen uns meines Erachtens eher die Gegenfrage stellen. Möchte die ältere Generation der Zukunft in Pflegeheimen leben? Laut der TNS-Emnid-Umfrage „Wohnwünsche im Alter“ aus dem Jahr 2011 bevorzugen zwei Drittel der Befragten ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden. Lediglich 15 Prozent können sich vorstellen, mit 70 Jahren im Pflegeheim beziehungsweise der Seniorenresidenz zu leben.

Reicht die Pflegeversicherung aus, um Menschen mit Demenz auch künftig ausreichend betreuen und versorgen zu können?

Die gesetzliche Pflegeversicherung wurde im Jahr 1995 eingeführt. Seither folgt sie dem Prinzip, einen Teil der anfallenden Kosten für die Pflege abzudecken. Es ist also wie eine Teilkaskoversicherung. Verbleibende Kosten müssen seitens der Betroffenen getragen werden. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Im Zuge mehrerer Pflegereformen haben sich die Leistungen für Menschen mit Demenz teilweise verbessert. So haben pflegebedürftige Menschen mit sogenannten Einschränkungen der Alltagskompetenz Anspruch auf einen Betreuungsbetrag. Diese zusätzlichen finanziellen Mittel können für bestimmte, im Gesetz aufgelistete qualitätsgesicherte Leistungsangebote eingesetzt werden. Ein Ziel der Angebote ist die Entlastung pflegender Angehöriger. Mit dem Pflegeneuausrichtungsgesetz erwarte ich weitere Verbesserungen.

Die Fragen stellte Guido Berg

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