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Landeshauptstadt: Immer mehr junge Zuwanderer suchen Hilfe

Bis zu 40 Jugendliche lassen sich monatlich beraten / Jugendmigrationsdienst zieht in Schloßstraße

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Potsdams Zuwanderer haben offenbar Erziehungsprobleme. Laut Ausländerbeauftragter Magdolna Grasnick suchen immer mehr jugendliche Migranten und deren Eltern die Sprechstunden des Jugendmigrationsdienstes auf. Und das obwohl die Zahl der Neuzuwanderer in der Landeshauptstadt von Jahr zu Jahr sinke, sagte Grasnick gestern vor Journalisten. So seien etwa 2000 noch vier mal mehr Asylbewerber und doppelt so viel jüdische Zuwanderer nach Potsdam gezogen als 2005, so Grasnick.

Zwischen 30 und 40 Jugendliche würden die beiden Potsdamer Beraterinnen pro Monat betreuen, so Sabine Bittrich vom Jugendmigrationsdienst. Aus diesem Grund werde die Beratungsstelle des Internationalen Bunds noch im Mai ein eigenes Sprechzimmer in der Schloßstraße 1 öffnen, sagte Bittrich gestern. Der Raum werde gerade eingerichtet.

Seit Gründung des Dienstes im August 2005 bieten Bittrich und ihre Kollegin ihre Sprechstunden für die Zwölf- bis 27-jährigen Migranten in der Marie-Curie-Schule und der jüdischen Gemeinde an. Denn die Kinder jüdischer Zuwanderer hätten ein „spezielles Problem“, so Bittrich. Zwar machten sich fast alle Jugendlichen, die den Dienst in Anspruch nehmen, Sorgen um ihre Zukunft – den Ausbildungsplatz oder Schulabschluss. Doch gerade die jüdischen Zuwanderer, meist selbst Akademiker, stellen laut Bittrich besonders hohe Ansprüche an ihre Kinder. In Potsdam gebe es dadurch andere Probleme mit jungen Migranten als in anderen Städten, glaubt Alba Gjoka, Sprecherin des Ausländerbeirats. Abitur sei quasi Pflicht für Kinder jüdischer Zuwanderer. Dabei fiele ihnen der Schulbesuch in Deutschland „doppelt schwer“, glaubt Bittrich. Zum einen hätten sie das Sprachproblem, zum anderen Integrationsschwierigkeiten.

Den Grund für den Ehrgeiz ihrer Eltern sieht Gjoka darin, dass viele der gut ausgebildeten Väter und Mütter hier arbeitslos seien und ihre eigenen Karrieren nicht verwirklichen können. Laut Oberbürgermeister Jann Jakobs seien sie meist überqualifiziert: Manche in Potsdam lebenden Juden hätten sogar beim sowjetischen Raumfahrtprojekt MIR mitgearbeitet, so Jakobs. Doch ihre Abschlüsse würden hier nicht anerkannt. Nun würden sie alle Hoffnungen in ihre Kinder setzen, glaubt Gjoka. Die ständen darum unter enormen Druck. just

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