LEUTE in Potsdam: „Immer nach vorn geplant“ Marcel Ulrich arbeitet
im Begegnungshaus
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Einen nicht ganz alltäglichen Start hatte Marcel Ulrich als neuer Sozialpädagoge im Groß Glienicker Begegnungshaus. Wenige Wochen nach seinem Arbeitsbeginn erfolgte ein Brandanschlag auf das Haus (PNN berichteten). Die Täter wurden zwar rasch gefasst, doch mit den Folgen des Brandes mussten der Begegnungshaus e. V., die jugendlichen Gäste des Hauses und vor allem die Sozialpädagogen zurechtkommen. Am 17. Juni wurde das renovierte Haus in schmuckem Outfit feierlich wieder eingeweiht. In der Übergangszeit zogen die Jugendlichen in das Nebengebäude „Villa To“ um und beschränkten sich zudem auf die beiden Klubräume im Keller. „Wir waren aber die ganze Zeit optimistisch und haben immer nach vorn geplant, sagt er.
Marcel wurde im September 1979 im heute brandenburgischen Guben geboren, wuchs in Blankenburg im Harz auf. An die Wendezeit 1989/90 kann er sich sehr gut erinnern, ging diese Zeit doch für ihn einher mit dem Wechsel von einem Schulsystem ins andere. War er zuvor polytechnischer Oberschüler im Grundschulalter gewesen, so konnte er ab 1992 das Gymnasium besuchen. „Da wäre im alten System nicht möglich gewesen, denn meine Eltern waren bekennende Christen.“ Kinder solcher Leute durften in der DDR kein Abitur machen, sagt er. Doch für ihn standen jetzt alle Wege offen.
Nach dem Abitur konnte er als Zivildienst Leistender seine Passion für den sozialen Bereich ergründen und danach in einem Vorpraktikum im Sozialdienst eines Krankenhauses arbeiten. Zum Studium ging er im Frühjahr 2000 nach Braunschweig, arbeitete nach dem Examen mit Behinderten. Seit dem vergangenen Jahr lebt er mit seiner Lebensgefährtin in Berlin-Steglitz, das aber eher, weil es dort leichter war, eine preiswerte Wohnung zu finden.
Marcel Ulrich ist zwar in seinem neuen Job in eine eigentlich unmögliche Anfangssituation hineingerutscht, doch scheint er ein unverbesserlicher Optimist zu sein. Ihn hat ein Satz von Martin Luther besonders beeindruckt: „Und würde morgen die Welt untergehen, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
So kann Marcel selbst der Situation jetzt im Begegnungshaus etwas Positives abgewinnen. Zum einen erlebe er seine Einarbeitungsphase viel intensiver als üblich, zum anderen seien die Jugendlichen sehr eng zusammen gerückt und zeigten ein umwerfendes Engagement, so der 26Jährige. W. Gutzeit
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