Landeshauptstadt: „Immer noch zu viel Mitleid“
2. Aktionstag der Menschen mit Behinderung/Interessen werden gestärkt
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2. Aktionstag der Menschen mit Behinderung/Interessen werden gestärkt Von Ulrike Strube Trotz angespanntem Haushalt wird die Stadtverwaltung die Stelle des Behindertenbeauftragten nach dessen Ausscheiden neu besetzen. „Das Ausschreibungsverfahren läuft noch“, so Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos). Der derzeitige Amtsinhaber Uwe Högemann geht zum 30. Juni in den Ruhestand. Anlässlich des 2. europäischen Aktionstages der Menschen mit Behinderung am Sonnabend, bekräftigte die Beigeordnete, dass die Interessen der in der Stadt lebenden Menschen mit Behinderung gestärkt würden. Vor Ort leben derzeit 16 797 Behinderte, deren Lebensbedingungen denen der nichtbehinderten Menschen angepasst werden sollen. Daher habe sich die hiesige Verwaltung zur Beibehaltung des direkt dem Oberbürgermeister untergeordneten Amtes entschieden. Außerdem stehe die Gründung eines Behindertenbeirats unmittelbar bevor. Sechs der neun Mitglieder werden Menschen mit Behinderung sein. „Auch Behinderte, die bisher nicht organisiert sind, können sich einbringen“, erläuterte Müller. Mit der Etablierung eines Beirates finde ein Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik der Bundesrepublik statt, erklärte der Behindertenbeauftragte Högemann. „Die Veränderungen sind eine positive Auswirkung des Europäischen Jahres der Menschen mit Behinderung 2003.“ Am Rande des Aktionstages bekräftigte Müller den Einsatz der Stadt für den Erhalt des „Hauses der Begegnung“. Die Einrichtung in der Gutenbergstraße wird zwangsversteigert (PNN berichteten). Die Begegnungsstätte werde mit „sozialer Bindung“ für 160 000 Euro unter den Hammer kommen. „Gesichert ist, dass das Haus zu zwei Dritteln kommerziell genutzt werden dürfe, ohne das Zuwendungsmittel gestrichen werden.“ Nachdem der Träger der Einrichtung vor zwei Jahren Insolvenz angemeldet hatte, war die Stadt für den Erhalt eingesprungen. Da in der öffentlichen Diskussion um das Thema Behinderung meist die Probleme, Schwierigkeiten und Belastungen im Vordergrund stünden, sollte der Aktionstag in der Landeshauptstadt zeigen, dass „wir vielschichtig und individuell, mit Stärken und Schwächen – die jeder hat“ sind, erläuterte Tina Mäueler vom Vorbereitungsteam. Neben den Auftritten von Künstlern mit und ohne Behinderungen und etwaigen Mitmachaktionen wurde auch Unmut formuliert. Zwar hätte das vergangene Jahr durchaus Toleranz gefördert, doch gebe es „immer noch viel Mitleid“. Ein Großteil der Menschen mit Behinderung seien derzeit stark in ihrer Mobilität eingeschränkt, da ihnen die Combino-Niederflurbahnen fehlten. Die Tendenz, professionelle Hilfe durch das Ehrenamt zu ersetzen, bereite Mäueler große Sorgen. „Dennoch benötigen wir dringend ehrenamtliche Mitarbeiter, die helfen, dass Leben der Behinderten zu erleichtern und zu verschönern.“
Ulrike Strube
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