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Im Visier. Die Wasserschutzpolizei achtet darauf, dass der Verkehr auf der Havel reibungslos läuft. Dazu gehören auch Geschwindigkeitskontrollen, wie hier am Templiner See. Sorgen bereiten den Beamten vor allem Freizeitkapitäne.

© Bernd Settnik/dpa

Landeshauptstadt: Immer schneller

Die Benutzung von Sportbooten ohne Führerschein wurde gelockert. Die Polizei fürchtet mehr Unfälle

Von Katharina Wiechers

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Peter Meyritz ist bemüht, nicht pessimistisch zu wirken. „Wir werden das beobachten und hoffen, dass die Unfälle nicht zunehmen“, sagt er. Meyritz ist Leiter der Polizeidirektion West und hat damit auch die Wasserschutzpolizei für Potsdam und Umgebung unter sich. Dass sich seine Hoffnung erfüllen wird, scheint eher unwahrscheinlich: Denn seit dem Herbst dürfen auch Freizeitkapitäne ohne Bootsführerschein Sportboote mit bis zu 15 PS fahren – bislang waren nur 5 PS erlaubt. „Das bedeutet Geschwindigkeiten von bis zu 30 Stundenkilometern, und das ohne Führerschein“, sagt Meyritz.

Dabei gab es schon in der Wassersportsaison 2012, als die neue Regelung noch nicht galt, zahlreiche Unfälle mit gemieteten Sportbooten. 29 zählte die Wasserschutzpolizei der Polizeidirektion West, das waren zwei Drittel aller Sportbootunfälle. Zwölf Menschen wurden bei Unfällen mit Charterbooten verletzt, zudem geriet der Mieter eines Hausbootes bei Brandenburg/Havel in ein Unwetter und starb. Die Zahlen sind deutlich höher als im Jahr davor: 2011 verzeichnete die Polizei 18 Unfälle auf dem Wasser mit insgesamt sechs Verletzten. Dafür gibt es aus Sicht des Leiters der Wasserschutzpolizei West, Joachim Pötschke, zwei Gründe: Zum einen leihen sich immer mehr Menschen ein Boot bei der wachsenden Zahl von Charter-Anbietern aus. Zum anderen werden die Laien offenbar oft nicht ausreichend über die Verkehrsvorschriften auf dem Wasser, die Wassertiefe oder die Wetterbeobachtung aufgeklärt. Nicht immer ist ein Unfall mit Verletzten oder gar Toten die Folge. Oft fahren die Freizeitkapitäne im Flachwasser fest, sind zu schnell unterwegs oder behindern etwa Fähren. Manchmal ist auch Alkohol mit im Spiel: Bei den 5800 Kontrollen, die  2012 bei Sportbootkapitänen durchgeführt wurden, wurden 15 Alkoholverstöße festgestellt.

Ein anderer Verstoß wird hingegen in dieser Saison – noch – nicht geahndet. Die umstrittene Novellierung der Sportbootverordnung, die die Vermietung von Partyflößen samt Kapitän verbieten sollte, wurde inzwischen wieder ausgesetzt. Zumindest 2012 dürfen auch Potsdamer Charter-Anbieter wie Havelmeer oder Huckleberry’s noch Hochzeits- oder Geburtstagsfahrten anbieten. Das Bundesverkehrsministerium hatte die Verordnung Ende vergangenen Jahres in aller Stille geändert und damit für heftigen Protest bei den Floßvermietern gesorgt. Die Neuregelung war offensichtlich von der Fahrgastschifffahrt initiiert, die nicht länger akzeptieren wollte, dass Partyflöße als Sportboote durchgehen und weniger Sicherheitsauflagen erfüllen müssen. Dieser Argumentation widersprechen hingegen die Charter-Anbieter (siehe Kasten). Sie sprechen von Lobbyismus und sehen zahlreiche Arbeitsplätze in Gefahr.

Wie die Regelung in Zukunft aussehen wird, ist noch völlig unklar. Bislang ist der umstrittene Paragraph nur für diese Saison ausgesetzt. Am heutigen Dienstag wollen die Charter-Anbieter mit einer sogenannten Schiffsdemonstration auf ihre Lage aufmerksam machen und Druck auf die Politik ausüben. Etwa zehn Charterschiffe fahren um 11.30 Uhr von der Schiffbauergasse in Richtung Landtag und wollen als Apell an die Landesregierung ein fünfminütiges Warnsignal abgeben. Parallel finden Aktionen in Berlin und Dresden statt.

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